Tote Hose oder zweite Runde? 5 Fakten zur Insolvenz von Beate Uhse

Missmanagement, drückende Schulden und die Abwanderung der Kunden zu hippen Online-Playern haben den Erotikhändler Beate Uhse in die Insolvenz getrieben. Doch womöglich war das nicht der letzte Akt.

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Der Insolvenzantrag des Erotikhändlers Beate Uhse markiert das Finale einen jahrelangen Abstiegskampfs. Der Umsatz hat sich seit 2005 fast gedrittelt, das Unternehmen schreibt seit Jahren Verluste. Mitte Dezember hat Beate Uhse schließlich eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. War das der letzte Akt für das Traditionsunternehmen? Tatsächlich sehen die Beteiligten noch Chancen, dass es weitergeht. Ein Überblick über den Verfahrensstand.

Die Gründe

Schon seit Jahren steht der Erotikhändler auf den Shortlists von Sanierern und Insolvenzverwaltern. Das Unternehmen geriet zunächst in eine strukturelle Krise als das Geschäft mit Sexfilmen ins Internet abwanderte und sich später auch der Handel mit Sex-Toys und anderen Produkten ins Netz verlagerte. Seit mehreren Jahren versucht die Erotikkette daher, ihre Läden umzubauen und aus der Schmuddelecke herauszukommen. Zudem haben neue Angreifer wie der Online-Händler Amorelie den Wettbewerbsdruck verstärkt. Auslöser der Insolvenz war schließlich das Scheitern der Restrukturierung einer Mittelstandsanleihe.

Von der Insolvenz betroffen ist bislang nur die Beate Uhse AG als Holding. Die operativen Gesellschaften in Deutschland und den Niederlanden erhalten den Geschäftsbetrieb aufrecht. Ob das so bleibt, dürfte sich nach dem Weihnachtsgeschäft zeigen.

Die Sanierer

Zwei Tage vor Heiligabend wurde der Sanierer Thomas Kresse von der Hamburger Nexpert AG zum Chief Restructuring Officer im Vorstand berufen. Kresse und seine Crew sind bereits seit geraumer Zeit bei der Restrukturierung an Bord, ebenso wie Georg Bernsau und Justus von Buchwaldt, beide Partner bei BBL Bernsau Brockdorff & Partner. Die Insolvenzexperten haben die Eigenverwaltung vorbereitet. Die Oberaufsicht über die Rettungsmission führt der vom Amtsgericht Flensburg eingesetzte Sachwalter Sven-Holger Undritz. Der White&Case-Frontmann zählt zu den meistbestellten Verwaltern des Landes und taucht regelmäßig im Ranking der führenden Insolvenzverwalter auf. Er war unter anderem als Verwalter des Solarunternehmens Conergy oder der Charterfluggesellschaft Hamburg Airways im Einsatz.

Dass der Beate-Uhse-Antrag nicht am offiziellen Konzernsitz im Hamburg gestellt wurde sondern in Flensburg, deuten Branchenkenner als Indiz, dass die jüngsten personellen Entwicklungen in Hamburg bei der Vorbereitung des Antrags noch nicht bekannt waren.

Besitz von Sexspielzeug.

Die Mission

Ziel sei es, "die Unternehmensgruppe als Ganzes" zu sanieren, ließ Uhse-Vorstandschef Michael Specht nach Antragstellung wissen. "Wir werden in den nächsten Wochen Gespräche führen und die verschiedenen Möglichkeiten ausloten, um dieses Traditionsunternehmen zu erhalten", teilte Undritz mit. Damit scheint die Richtung klar: Beate Uhse soll weitermachen. Doch damit das gelingt, ist das Unternehmen zum einen auf einen neuen Investor, zum anderen auf Zugeständnisse der Gläubiger angewiesen.

Zunächst muss es jedoch darum gehen, die Lieferanten und Mitarbeiter zu beruhigen, bevor im Januar wohl die Investorensuche beginnt. Dass die bekannte Marke Interessenten lockt, gilt dabei als sicher und auch Lizenzen und Beteiligungen könnten Investoren reizen. Offen ist dagegen, ob diese sich auch für das verlustreiche operative Geschäft erwärmen können - und in welchem Umfang.

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