Verdacht auf Untreue Der tiefe Fall des Anton Schlecker

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Schlecker ist bereits vorbestraft


Im Jahr 2009 habe Anton Schlecker zudem zwei Grundstücke aus seinem Privatbesitz an seine Ehefrau und seine Kinder unentgeltlich übertragen. In den vergangenen Jahren seien zudem „wiederholt Geldschenkungen an die Kinder und Enkelkinder des Schuldners“ erfolgt. Fest steht allerdings auch: Schlecker hat in den vergangenen Jahren rund eine halbe Milliarde Euro aus seinem Privatbesitz in das Unternehmen gepumpt - seine Kinder haben Millionendarlehen an Schlecker vergeben und zählen zu den größten Gläubigern. Hätte Anton Schlecker in großem Stil Vermögen beiseite schaffen wollen, hätte er nur frühzeitig die Rechtsform seines Konzerns ändern müssen. Welche Vermögenswerte Schlecker tatsächlich widerrechtlich beiseite geschafft hat, wird nun die Staatsanwaltschaft klären.

"Ebenfalls das Allermeiste verloren"

Bis zuletzt hatten auch die Kinder Lars und Meike Schlecker betont, dass "nichts mehr da" sei und die Familienmitglieder in den vergangenen Jahren hohe Geldsummen in die Firma eingebracht hätten. Man habe etwa jeweils rund 49 Millionen Euro als private Einlagen sowie rund 64 Millionen Euro über eine Dienstleistungsgesellschaft in die Firma fließen lassen. Dieses Geld werde man, wie die übrigen nicht vorrangigen Gläubiger, sicherlich nicht zurückbekommen. Lars und Meike Schlecker betonten: "Was die Darstellung unserer Vermögenslage angeht, so möchten wir richtigstellen, dass wir in den vergangenen Jahren und durch die Insolvenz ebenfalls das Allermeiste verloren haben und die kursierenden Angaben merklich über der Wirklichkeit liegen."

Zum Vorwurf, der Zahlungsströmen an Familienmitgliedern schrieben Lars und Meike, man kooperiere offen und transparent mit dem Insolvenzverwalter. "Dies bedeutet: Übertragungen insbesondere in den letzten vier, aber auch in den letzten zehn Jahren, die im Sinne des Insolvenzrechtes rückübertragen werden müssen, werden selbstverständlich diskutiert und gegebenenfalls auch rückübervergütet."

In den nächsten Wochen wird die Staatsanwaltschaft die bei den Razzien gesammelten Unterlagen auswerten und gegebenenfalls eine Anklage vorbereiten. Anton Schlecker müsste dann zum zweiten Mal in seinem Leben vor den Richter treten. 1998 erging gegen ihn und seine Frau Christa ein Urteil wegen Betrugs. Über Jahre hatten sie ihren Mitarbeitern einen tariflich geregelten Lohn zugesichert. Tatsächlich fiel der Lohn wesentlich geringer aus. Beide erhielten eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten und ein Geldstrafe in Millionenhöhe. Seither gelten die Schleckers als vorbestraft.

Mit Material von dpa

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