Hochtief-Übernahme Wie gefährdet sind die Dax-Konzerne?

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Infineon: technologisch auf vielen Feldern führend Quelle: dpa

In absoluter Sicherheit wiegen können sich Deutschlands Konzerne dennoch nicht. Überraschungsangriffe sind jederzeit möglich. Eine Analyse der 30 Unternehmen aus der Börsen-Königsliga Dax ergibt, dass immerhin jeder vierte Konzern von der reinen Zahlenlage her übernahmegefährdet ist – sei es, weil ein Großaktionär fehlt, der eine Attacke erschweren könnte, oder weil der günstige Aktienkurs zu einer Übernahme einlädt (siehe Shortfacts).

Zu den Unternehmen, die schon für Kaufgerüchte sorgen, gehört die Deutsche Börse AG. Denn die Konsolidierung der internationalen Börsenlandschaft ist zurzeit im vollen Gange, und die Deutsche Börse hat keinen Großaktionär. Sie will nun ihr Eigenkapital um rund 20 Prozent aufstocken und sich damit gegen Attacken wappnen.

Die meisten Übernahmeaspiranten gehören aber zum industriellen Herzen Deutschlands. Ein Überblick über die Lage bei denkbaren Verkaufskandidaten.

Infineon

Der Chiphersteller verfügt über keinen Ankerinvestor jenseits der Fünf-Prozent-Marke und gilt deshalb seit Jahren als Übernahmeziel: Die Geschäfte liefen schlecht und die Aktie noch schlechter, sodass das Unternehmen notorisch unterbewertet war. Zugleich gilt Infineon technologisch auf vielen Feldern als führend. 

Kein Wunder also, dass in den vergangenen Jahren der russische Mischkonzern AFK Sistema mehrmals in München – und auch bei der Bundesregierung in Berlin – anklopfte und sein Interesse als Infineon-Großaktionär bekundete. Das Interesse der Russen liegt vornehmlich bei den Sicherheitschips – was Berlin in der Abwehrhaltung noch bestärkte.

Seit dem erfolgreichen Turn-around von Vorstandschef Peter Bauer ist der Halbleiterkonzern noch interessanter für potenzielle Käufer. Erst in der vergangenen Woche hob das Unternehmen die Prognose für das im September endende Geschäftsjahr 2010 erneut an.

Ende August verkündete Bauer zudem den Verkauf der Sparte für Mobilfunkchips für rund 1,1 Milliarden Euro. Nach Abschluss der Transaktion im ersten Quartal 2011 werden die Münchner dann über Barbestände von rund 2,2 Milliarden Euro verfügen. Vor dem Hintergrund ist Infineon mit einem Börsenwert von rund 5,2 Milliarden Euro ein Schnäppchen.

Daimler

Der Kurs der Daimler-Aktie stieg in den vergangenen eineinhalb Jahren von unter 20 auf etwa 45 Euro. Zudem holte Daimler-Chef Dieter Zetsche mitten in der Autokrise das Emirat Abu Dhabi an Bord: Für zwei Milliarden Euro sicherte sich der Staatsfonds Aabar neun Prozent.

Mehr konnte Zetsche für den Schutz vor ungeliebten Investoren kaum tun. Und doch bleibt eine offene Flanke: Mehr als 75 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Und mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von mehr als 12 für 2010 ist die Daimler-Aktie immer noch relativ billig. Das könnte Angreifer ermutigen, einen Batzen zusammenzukaufen.

Anders ist die Lage bei BMW, wo nur rund die Hälfte der Aktien frei gehandelt wird. Die Industriellenfamilie Quandt hält 46,7 Prozent und gibt dem Konzern Stabilität. Bei VW liegt der frei handelbare Anteil der Stammaktien nach dem Einstieg des Emirats Kuwait 2009 sogar unter zehn Prozent.

Dass der neue Ankeraktionär von Daimler in absehbarer Zeit seine Anteile erhöht und die Schwaben dadurch vor Übernahmen schützt, gilt als unwahrscheinlich. Erst im Frühjahr kassierten die Araber wegen des Kursanstiegs ihre ursprünglichen Pläne wieder ein, den Anteil auf 15 Prozent zu erhöhen.

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