BASF Im Verteidigungsmodus

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Die Unsicherheit bleibt

So soll Dupont einen Teil seines Pflanzenschutzgeschäfts – inklusive Forschungsabteilung – mit einem Umsatz von drei Milliarden Euro abstoßen wollen, um der EU-Kommission in den Verhandlungen um die Fusion mit Dow Chemicals entgegenzukommen. Für BASF wäre das eine Kaufgelegenheit. Doch Dupont wird sich hüten, ausgerechnet den Teil abzustoßen, der für ihren mächtigsten Mitbewerber so nützlich sind.

Noch größeren Herausforderungen steht Bock im Öl-und Gas-Geschäft gegenüber. Als einziges Chemieunternehmen verfügt BASF mit Wintershall auch über eine eigene Ölförderung. Investoren stellen schon lange die Frage, wie sinnvoll das ist. Den eigenen Gashandel hat BASF immerhin schon abgestoßen, alleine dadurch machte BASF im vergangenen Jahr 10 Milliarden Euro Umsatz weniger als im Jahr zuvor.

An der Öl-Förderung hingegen hält Bock weiter fest. Er sieht Wintershall als wichtigen Teil der traditionsreichen Verbundstrategie. Und Öl ist in der Chemie immer noch der wichtigste Grundstoff. Es wird riesigen petrochemischen Anlagen verdampft und so in seine Einzelteile aufgespalten.

Das Geschäft mit den Petrochemikalien hängt deshalb extrem vom Ölpreis ab. Im vergangenen Jahr musste BASF in der Sparte deshalb acht Prozent weniger Umsatz in Kauf nehmen, auch der operative Gewinn sank um sieben Prozent. Bock kann deshalb froh sein, dass sich das Ölförderer-Kartell Opec im vergangenen Herbst auf niedrigere Ölfördermengen einigte und so den Ölpreis wieder steigerten – anderenfalls hätten die Belastungen auf das BASF-Geschäft wohl noch deutlich schmerzvoller ausfallen können.

Da befinden sich die Ölförderer in Saudi-Arabien, Russland oder China in einer günstigeren Position. Sie kommen günstiger an Öl und Gas heran, als die Ludwigshafener. Und sie alle drängen – getrieben von dem Auf- und Ab des Ölpreises – in das Chemiegeschäft. So will sich Saudi Aramco, größter Konzern Saudi-Arabiens und größter Ölförderer der Welt, zu einem Chemiekonzern umbauen. Und in China verfolgt SinoPec gerade e ähnlichen Plan. Und auch in die profitablen Spezialchemie wollen chinesische Konzerne immer weiter vordringen.

Für BASF kann das zum Problem werden. Denn Bock hat eine klare Mission: Jeder Produktbereich von BASF soll in seinem Markt führend sein. Führend, das heißt in diesem Fall, einen der ersten drei Marktplätze besetzen. Denn in der Chemie ist Marktführerschaft extrem wichtig, die größten haben auch die Preismacht und können Kunden an sich binden.

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Auch deshalb wollen Dow und Dupont sich nun in drei hochfokussierte Unternehmen aufgliedern, jedes Marktführer in seinem Gebiet. Und wenn das für einen Teilbereich nicht gilt, dann können die neuen Unternehmen sich von diesen Teilen schnell trennen.

„Wo notwendig, passen wir unsere Strukturen an oder trennen uns von Aktivitäten, die nicht mehr optimal zu unserem Portfolio passen“, sagt zwar auch Bock. Doch der BASF dürfte das wesentlich schwieriger fallen, als der Konkurrenz. Schließlich ist durch den Verbund alles mit allem verbunden. Und wenn ein Produkt nicht mehr so gefragt ist, kann BASF deshalb die zugehörige Anlage nicht ohne weiteres aus dem Werk herausschneiden.

Trotzdem sagt Bock: „Ich sehe überhaupt nicht die Notwendigkeit, etwas Transformatorisches zu tun.“ Das könne eine Lösung sein, wenn sich ein Konzern in einer Sackgasse befinde. „Und ich kann überhaupt nicht erkennen, dass wir uns in so einer Situation befinden.“

Bock gibt sich optimistisch. Im kommenden Jahr will Bock nun den Umsatz in allen Segmenten wieder deutlich steigern. Und auch der Gewinn soll wieder leicht anziehen.

Doch die Unsicherheit bleibt. „Derzeit kann uns wirklich niemand sagen, wie sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr hinein entwickelt“, räumt Bock ein. „Das kann in beide Richtungen gehen.“

Für BASF gilt das wohl auch. 

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