Benzinpreise Warum es an der Tankstelle jetzt noch teurer wird

Lange waren deutsche Autofahrer von den niedrigen Spritpreisen verwöhnt. Jetzt fällt immer öfter die Marke von 1,30 Euro. Und es wird noch teurer – dafür sorgen das Ölkartell Opec und der schwache Euro.

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Durch die Drosselung der Ölförderung und den schwachen Euro müssen Autofahrer wieder tiefer in die Tasche greifen. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Blick auf die Spritpreise verheißt für Autofahrer nichts Gutes. Lange waren sie durch niedrige Preise verwöhnt worden, doch nun fällt immer häufiger wieder die Marke von 1,30 Euro pro Liter Super. Und in den nächsten Wochen und Monaten könnten die Preise noch höher steigen.

Vor allem die Einigung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auf eine Drosselung ihrer Produktion ist für die Autofahrer eine schlechte Nachricht. Das Ölkartell hatte Ende November beschlossen, die Produktion um 1,2 Millionen Barrel am Tag zu kürzen. Zuletzt hat das Kartell mehr als 30 Millionen Barrel am Tag gefördert. Ein Barrel Rohöl sind rund 159 Liter. Unterstützt wird die Opec durch Russland; das Land gehört zwar nicht zur Opec, will aber seine Produktion ebenfalls drosseln.

„Nachdem sich das Opec-Kartell Ende November in Wien geeinigt hat, die Ölfördermengen erstmals seit 2008 wieder zu drosseln, ist ein signifikanter Anstieg der Kraftstoffpreise spätestens ab dem neuen Jahr wahrscheinlich. Die Umsetzung der Vereinbarung soll am 1. Januar 2017 starten“, unterstrich Steffen Bock, Geschäftsführer des Vergleichsportals clever-tanken.de.

Die Rohölpreise haben jedenfalls direkt reagiert. Der Preis für das europäische Brentöl sprang im Anschluss an die Entscheidung um rund acht Dollar und kostet seither wieder deutlich mehr als 50 Dollar (46 Euro) je Barrel. „Die Preise für die Tonne Diesel und die Tonne Super am Spotmarkt in Rotterdam haben sich nach der Opec-Entscheidung spürbar verteuert“, bestätigt Shell in Hamburg. Shell betreibt in Deutschland die zweitgrößte Tankstellenkette. Diesel zog in Rotterdam, dem größten Seehafen Europas, zum Monatswechsel um rund 50 auf 475 Dollar an, bei Super waren es knapp 65 auf 523 Dollar.

Doch nicht nur die höheren Rohölpreise treiben die Spritpreise nach oben. Auch die Schwäche des Euros zum amerikanischen Dollar schlägt sich in steigenden Benzinpreisen nieder, da Rohöl international in Dollar gehandelt wird. Die Krux: Schon seit Mitte August ist die europäische Gemeinschaftswährung unter Druck. Ihr Abwärtstrend hat sich Anfang November noch einmal drastisch verstärkt. Der Grund: Spätestens seit der Wahl Donald Trumps steigen die Zinsen in den USA. Deshalb ziehen Investoren Geld aus dem Euro-Raum ab – der Euro-Kurs gibt im Verhältnis zum US-Dollar nach.


Zweifel am Opec-Beschluss

Im August lag der Euro noch bei fast 1,15 Dollar, inzwischen bekommt man weniger als 1,08 Dollar für die europäische Gemeinschaftswährung. Auch hier spürt der deutsche Autofahrer die Folgen. „Der schwächere Euro verstärkt zumindest kurzfristig den Benzinpreis“, bestätigt ein Sprecher von Aral. Die BP-Tochter ist mit rund 2500 Stationen der Marktführer in Deutschland.

Wie nachhaltig die Entwicklungen an den Rohstoff- und den Devisenmärkten tatsächlich sind, wird sich aber noch zeigen müssen. An den Ölmärkten wachsen inzwischen die Zweifel, ob die Kürzung der Produktion auch wirklich durchgesetzt wird.

Der Beschluss stelle lediglich den ersten Schritt auf dem Weg zum beschleunigten Abbau der globalen Lager-Überbestände dar, warnt Axel Herlinghaus von der DZ Bank. „Aus Sicht der Märkte müssen die Kartell-Mitglieder im kommenden Jahr nun aber auch mit einem hohen Maß an Kürzungsdisziplin liefern“, mahnt er an.

Sollten sich die Kartellmitglieder tatsächlich an ihre eigenen Beschlüsse halten – in der Vergangenheit war das häufig nicht der Fall – dann könnte sich der Rohölpreis laut Herlinghaus im nächsten Jahr zwischen 50 und 60 Dollar etablieren. Sollte die Kürzungsdisziplin der Opec die Märkte aber enttäuschen, könnte der Preis „sehr zügig“ wieder in den gerade erst verlassenen Bereich von 40 bis 45 Dollar zurückgehen. Die Folge dürften dann wieder niedrigere Benzinpreise sein – und dem laut ADAC „günstigsten Tankjahr seit 2009“ alle Ehre machen.

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