Corona-Impfstoffe Wie Moderna seine Marktmacht in Deutschland ausbaut

Modernas Covid-19-Impfstoff kommt im deutschen Markt vermehrt zum Einsatz. Quelle: REUTERS

Etwa die Hälfte der Geimpften in Deutschland erhält inzwischen eine Moderna-Spritze. Um seine Präsenz weiter zu steigern, sucht der US-Hersteller nach neuen Mitarbeitern für den deutschen Markt – wenn auch in bescheidenem Umfang.

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Eine richtige Adresse gibt es noch nicht. Nur eine Handvoll Mitarbeiter in einem überschaubaren Bürokomplex in der Münchner Innenstadt. Der US-Konzern Moderna, der den – neben Biontech – erfolgreichsten Corona-Impfstoff auf den Markt brachte und für 2021 weltweit einen Umsatz zwischen 15 und 18 Milliarden Dollar erwartet, ist in Deutschland so gut wie nicht präsent.

Erst seit wenigen Monaten gibt es mit Gerald Wiegand überhaupt einen Deutschland-Geschäftsführer. Der promovierte Biophysiker, der seit zwanzig Jahren in der Branche aktiv ist und zuvor für die Pharmakonzerne Takeda, Bristol Myers Squibb und Eli Lilly arbeitete, fahndet derzeit auch via LinkedIn nach neuem Personal. Gesucht sind Führungskräfte für Marketing und Qualitätssicherung; auch zwei Stellen für Key-Account-Manager sind offen. Laut Wiegand besteht das Ziel, „in diesem Jahr auf etwa 20 bis 30 Mitarbeiter zu kommen.“

Moderna hat noch viel vor auf dem deutschen Markt. Und schon kräftig zugelegt. Laut einer Analyse von Daten des Bundesgesundheitsministeriums stieg die Zahl der Moderna-Impfungen in den vergangenen Monaten erheblich an. Von den 25,6 Millionen Impfungen im Dezember 2021 wurde in 51,6 Prozent der Fälle das Moderna-Vakzin Spikevax verabreicht. Im Januar lag der Anteil bei 46,9 Prozent – bei insgesamt 14,5 Millionen Impfungen. Die Amerikaner liegen damit in etwa gleichauf mit Biontech. Noch im November 2021 hatte der Moderna-Anteil lediglich 8,9 Prozent erreicht.

Gerald Wiegand, Moderna Deutschland Quelle: Presse

Laut Wiegand hat Moderna seine Lieferungen noch einmal beschleunigt: „Der Plan war ohnehin, dass wir unsere Liefermengen im vierten Quartal 2021 steigern. Zudem konnten wir für später geplante Lieferungen vorziehen.“ Das Unternehmen habe auch dabei geholfen, dass Moderna-Impfdosen, die in anderen Ländern – etwa Osteuropa – keine Verwendung fanden, in Deutschland eingesetzt werden konnten.

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Der Deutschland-Geschäftsführer mit der markanten Brille macht gerade eine Reihe neuer Erfahrungen. Was er von seinen früheren Arbeitgebern nicht kennt, sind etwa die regelmäßigen virtuellen Konferenzen, in denen es um die allgemeine Impfstoffversorgung geht und an denen auch Vertreter von Bundesregierung, Gesundheitsministerium und Krisenstab teilnehmen. Er sei da schon etwas nervös gewesen, erzählt Wiegand. Auch Vertreter der Ärzteschaft, der Pharmagroßhändler und Logistikexperten nehmen an den Schalten teil, die „mehrmals monatlich“ stattfinden: „Der Austausch war sehr kompetent, und von Anfang an von gegenseitigem Vertrauen geprägt.“

Mit Booster gegen Omikron

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach lobte bereits, dass ohne Moderna die Booster-Kampagne nicht möglich gewesen wäre. In der Gesamtbetrachtung liegt freilich noch Biontech vorn: Insgesamt wurden seit Dezember 2020 in Deutschland 190 Millionen Dosen verimpft – rund 70 Prozent davon stammen von Biontech, 18 Prozent von Moderna. Auch bei der Entwicklung eines Omikron-Impfstoffs scheint Biontech schneller zu sein. Laut Wiegand kommt Moderna mit seinem Omikron-angepassten Impfstoff „gut voran“ und verweist gleichzeitig auf den aktuellen Booster-Impfstoff, der sehr gute Resultate gegen Omikron erziele: „Unser Booster mit 50 Mikrogramm erhöht die Zahl der Antikörper um das 37-fache.“



Um sich in Deutschland zu etablieren, wird Moderna mittelfristig mehr bieten müssen als einen Corona-Impfstoff. Ähnlich wie Biontech arbeitet auch Moderna an mRNA-Präparaten gegen weitere Krankheiten wie Krebs, Grippe oder HIV. In der Entwicklung befindet sich unter anderem ein kombinierter Impfstoff, der sowohl gegen Grippe als auch gegen Covid-19 wirken soll.

Mehr zum Thema: Alle aktuellen Nachrichten rund um die Coronapandemie lesen Sie in unserem Newsticker.

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