Deutsch-französische Panzerfusion Rheinmetall und KMW verbindet eine Hass-Liebe

Laut Presseberichten will der Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall nun doch seinen Münchner Kooperationspartner Krauss-Maffei Wegmann schlucken. Woran der Deal bisher gescheitert ist und warum er auch künftig wenig Sinn macht.

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Das Verhältnis der beiden großen deutschen Panzerbauer Rheinmetall aus Düsseldorf und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aus München erinnert ein wenig an eine Seifenoper. Weil beide im Alltag bestens mit einander auskommen, redet ihre Umgebung ständig von einer Hochzeit. Doch immer wenn es ernst werden könnte, gibt es Problem und die Führungsspitze zankt sich.

Das soll sich nun ändern. Laut Presseberichten will Rheinmetall nun doch eine Vereinigung und damit einen deutschen Alleinanbieter beim Bau fast aller deutschen Panzer wie dem Leopard oder dem Puma sowie geschützten Lkw. Anlass für den Heiratsantrag aus Düsseldorf ist es zu verhindern, dass es zur geplanten Fusion von KMW mit dem staatlichen französischen Panzerbauer Nexter kommt.

Hinter der deutsch-französischen Allianz zu einer Art Airbus des Bodens steckt die Hoffnung, dass beide zusammen den Druck durch rückläufige öffentliche Auftrage besser standhalten, nicht zuletzt weil bei einer Verlagerung des Schwerpunkts nach Frankreich die strengen deutschen Exportregeln für die Panzer und Waffenteile von KMW nicht mehr uneingeschränkt gelten könnten.

Laut Berichten könnte bei der deutsch-deutschen Alternative eine Art Aktientausch geben. Dabei bekäme die KMW-Eigentümer-Familie Bode in einer Art Aktientausch entweder gut ein Viertel der Anteile an der ganzen Rheinmetall oder die Hälfte am klassischen Rüstungsgeschäft.

Dieser Vorstoß hat viele Beobachter überrascht. Denn diese beiden Lösungen werden bereits seit Jahren diskutiert. Doch am Ende machte immer eine Seite einen Rückzieher. Meist war es die Familie Bode, der die Unabhängigkeit über alles ging.

Stellenweise offener Hass

Dass bis es heute – nach dem Zusammengehen von Krauss-Maffei und Wegmann - keine Fusion zu einem deutschen Panzerriesen gab, hatte einen skurrilen Grund und einen sehr guten.

Der skurrile ist, dass sich – ganz Seifenoper – die beiden Unternehmen bis in die Führungsspitzen nicht grün waren. „Zwischen dem Topmanagement herrschte stellenweise lange so etwas wie offener Hass“, beschreiben Insider die Lage. „Beide Seiten beanspruchten im Falle einer Fusion die Führung und hielten sich für die besseren Leuten mit der einig richtigen Strategie.“ KMW sah die Zukunft im Bau von Hightech-Panzern in und für Europa, während Rheinmetall in neue Geschäftsfelder vorstieß und wie im zweiten Geschäftsfeld Automobilteile wie Ventile mehr außerhalb Deutschlands produzieren und liefern wollte.

Das führte schließlich zum zweiten und guten Grund für eine weitere Selbständigkeit der Partner. Mit den Jahren entwickelten sich die Firmenkulturen weiter auseinander: hier die familiär-verschlossenen KMW und dort die globalisierendes börsennotiertes Unternehmen notgedrungen offenere Rheinmetall.

Strukturwandel verschlafen

Das endete schließlich in einem komplett anderen Geschäftsmodell. KMW zählt zu den wenigen Unternehmen der Branche, die noch ausschließlich vom rückläufigen europäischen Waffengeschäft leben. Dazu hat das Unternehmen – wie die französische Nexter - den Strukturwandel im Geschäft mit Schießwaren verschlafen. KMW fertigt statt moderner Waffentechnologie vor allem klassisches schweres Gerät und haben kaum den Schritt ins Ausland gewagt.

Ganz anders Rheinmetall. Weil die Düsseldorfer immer weniger Zukunft im Bau von Panzern sahen, expandierte die Firma in neue Gebiete. So baut Rheinmetall unter anderem in Südafrika auch intelligente Munition, Elektronik, intelligente Schutzsysteme für Feldlager und kooperiert mit dem israelischen Drohnenhersteller IAI beim Bau des unbemannten Flugkörpers Heron für die Bundeswehr. „Die bestehenden Panzerprojekte werden ohne große Investitionen mehr oder weniger abgewickelt, so lange sie eben laufen“, sagt ein Insider.

Mehr Umsatz, aber keine Perspektive

Damit machte eine Zusammenarbeit mit KMW immer weniger Sinn. Nach einer Fusion hätte Rheinmetall seinen Rüstungsgeschäft geteilt in Elektronik und neue Felder einerseits und ein Gemeinschaftsunternehmen mit KMW zum Bau von Munition und Panzerwagen, „wahrscheinlich unter dem Markennahmen Krauss-Maffei, um dem Rest des Konzern unter der Marke Rheinmetall eine zivilere Note zu geben“, wie ein Insider vermutet. „Doch wenn Rheinmetall aus dem Panzerbau aussteigt, hätte der Teil zwar mehr Umsatz, aber keine Perspektive bekommen.“

Dazu wäre auch die Aussicht auf Synergien gering. Zwar war in den heutigen Presseberichten von mehr als 70 Millionen Euro Effizienzsteigerung pro Jahr die Rede. Doch das halten Insider für ambitioniert. „Die Überlappungen zwischen beiden Unternehmen sind am Ende gering.“, so der Insider. Beide kooperieren bei fast allen Panzer-Projekten und teilen sich die Arbeiten streng auf. Zu den wenigen Ausnahmen zählen eher kleine Projekte wie der der Transportpanzer Fuchs von Rheinmetall oder KMWs Patrouillenfahrzeug Dingo, eine Art größerer gepanzerter SUV.

Darum erscheint die Fusion auf den ersten Blick nicht zwingend. „Aber“, so der Insider, die Geschichte KMW-Rheinmetall war bislang oft so merkwürdig, dass am Ende doch eine etwas irrationale Fusion stehen könnte.“

Wie in einer Seifenoper eben.

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