Dieselskandal Showdown für Volkswagen in Florida

Der Wolfsburger Autobauer wollte eigentlich den Dieselskandal hinter sich lassen. Nun stört ein verhafteter VW-Manager das Comeback.

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Ein in Florida verhafteter VW-Manager stört das Comeback des Wolfsburger Autobauers. Quelle: dpa

Düsseldorf Es ist wie verhext. Gerade, wenn Volkswagen in den USA den Dieselskandal hinter sich lassen und sich der Zukunft und neuen Modellen zuwenden will, funken die US-Behörden dazwischen. Im vergangenen Jahr reichte das US-Justizministerium kurz vor der Autoshow in Detroit eine zivilrechtliche Klage gegen den Wolfsburger Autobauer ein. Jetzt, wo VW-Markenchef Herbert Diess die Amerikaner mit einem neuen SUV wieder für sich gewinnen will, wird ein VW-Manager in Florida verhaftet.
„Wir schauen uns mehrere Unternehmen und mehrere Einzelpersonen an“, hatte die stellvertretende US-Justizministerin Sally Yates Ende Juni verheißungsvoll angekündigt. VW hatte da gerade Strafzahlungen in Höhe von rund 15 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit dem zivilrechtlichen Verfahren rund um den Dieselskandal zugestimmt. Doch die strafrechtlichen Ermittlungen laufen weiter. Auch jetzt noch. Und Yates, die kommende Woche mit dem Regierungswechsel ihr Amt niederlegen wird, hat ihre Drohung wahr gemacht.
Der Volkswagen-Manager, der am Montag dem Haftrichter vorgeführt wurde und am Donnerstag bei einer Anhörung aussagen wird, leitete bis März 2015 das Büro für die Fahrzeugzulassungen in den USA, in Auburn Hills, Michigan. Danach wurde er zurück nach Deutschland berufen. In seiner Zeit in den USA und danach soll er wiederholt die US-Behörden getäuscht haben, wie aus der Strafanzeige hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurde und dem Handelsblatt vorliegt. Oliver S. soll Handschellen und Gefängnis-Uniform getragen haben, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Er soll sich in Florida im Urlaub aufgehalten haben und an der Ausreise gehindert worden sein, hieß es. Zwar hat S. von den Untersuchungen gegen ihn gewusst. Er habe sich laut Reuters im vergangenen Jahr mit FBI-Agenten in London getroffen. Warum er trotzdem in die USA reiste, ist unklar.
Der US-Manager gilt schon lange als Schlüsselfigur. Sein Name taucht mehrmals in der Klageschrift auf, die der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman gemeinsam mit anderen Generalstaatsanwälten im Juli gegen VW eingereicht hatte.
Wie aus dem am Montag veröffentlichten Gerichtsdokument hervorgeht, arbeitet das FBI mit zwei Kronzeugen zusammen, denen sie für ihre Kooperation Straffreiheit in den USA zugesichert hat. Sie stammen aus der Motorenentwicklung. VW-Manager James Liang hat sich bereits schuldig bekannt und hofft auf ein milderes Urteil, da auch er mit den Behörden kooperiert hat.
Brisant: Aus der Strafanzeige geht hervor, dass der VW-Manager in Deutschland am 27. Juli 2015 von S. und anderen über den Stand im Dieselskandal informiert wurde. Im schlimmsten Fall, wird ein Auszug aus einer Präsentation zitiert, soll schon damals mit Anklagen gerechnet worden sein.
In Verhandlungskreisen wird für Ende der Woche ein weiterer großer Showdown bei VW erwartet. Zivilrechtliche und strafrechtliche Strafzahlungen im Zusammenhang mit den Diesel-Manipulationen stehen noch aus. Beobachter gehen davon aus, dass VW noch einmal drei Milliarden Dollar an Strafen zahlen könnte. Doch die Untersuchungen gegen einzelne Manager werden auch nach dem US-Regierungswechsel am 20. Januar weitergehen. Die Urteilsverkündung von James Liang ist für Anfang März angesetzt. Und das Verfahren gegen S., das in Kürze im Bundesstaat Michigan weitergeführt werden könnte, hat gerade erst begonnen.

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