Drohender Machtkampf Brenntag weist Forderungen aktivistischer Investoren zurück

Das Logo des nach eigenen Angaben weltgrößten Chemikalienhändlers Brenntag am Gebäude des Firmensitzes in Mülheim an der Ruhr. Quelle: dpa

Brenntag wehrt sich gegen die Forderung aktivistischer Investoren nach einer Neubesetzung ihres Aufsichtsrates. Nun droht ein offener Machtkampf.

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Aktivisten wie etwa PrimeStone Capital drängen den Dax-Konzern Brenntag auf eine Neubesetzung des Aufsichtsrates und eine Abspaltung der Spezialitätensparte des deutschen Chemiedistributeurs, die ihrer Meinung nach die Rentabilität verbessern und den Aktienkurs beleben würde. Brenntag schloss am Donnerstag wenig verändert bei 69,28 Euro, womit die Marktkapitalisierung auf 10,7 Milliarden Euro kommt. Die Papiere haben in diesem Jahr 16 Prozent zugelegt, etwas mehr als der deutsche Leitindex Dax.

PrimeStone hat nach einem Treffen mit Konzernchef Christian Kohlpaintner im vergangenen Monat gefordert, die Abspaltung „so bald wie möglich“ loszutreten, die Kostenstruktur von Brenntag zu verbessern. Der Fonds wünscht sich auch zwei neue Aufsichtsräte, heißt es in einem Schreiben vom 24. März, das Bloomberg News vorliegt.

In dem Schreiben erklärte PrimeStone, dass es eine „für beide Seiten zufriedenstellende Lösung“ anstrebt, bevor die Einladungen für die im Juni geplante Hauptversammlung verschickt werden. „Sollte eine solche Einigung nicht zustande kommen, beabsichtigen wir, zwei Kandidaten für den Aufsichtsrat zu nominieren“ und möglicherweise weitere Anträge einzubringen, hieß es.

Die Dax-Aktie Brenntag ist nach rückläufigen Kursen auf einem interessanten Niveau angekommen. Clevere Finanzinvestoren nehmen die Branche der Chemiehändler gerade ins Visier.
von Anton Riedl

Showdown im Juni

Brenntag hat sich diese Woche an mehr als zehn Großaktionäre gewandt, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. In einer E-Mail vom 11. April macht das Unternehmen deutlich, dass es größere Veränderungen nicht überstürzen will – und bahnt damit einen möglichen Showdown im Juni an.

In der von Bloomberg eingesehenen E-Mail erklärt Brenntag, dass es bis zu einem Kapitalmarkttag im Herbst kein Update zu einer möglichen Trennung der beiden Geschäftsbereiche geben werde. Eine Erweiterung des Aufsichtsrats werde erst auf der Hauptversammlung im Juni 2024 in Betracht gezogen.

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„Es liegt nicht im Interesse des Unternehmens, den Aufsichtsrat signifikant umzugestalten, bevor die oben genannten strategischen Überlegungen vollständig geklärt sind“, heißt es in dem Schreiben an die Großaktionäre, das von Thomas Altmann, Leiter Investor Relations, unterzeichnet war. Angesichts der scharfen Meinungsverschiedenheiten über das Tempo möglicher Veränderungen droht sich der Streit zu einem offenen Machtkampf auszuweiten.

Dabei hatte Brenntag zuletzt einige Forderungen umgesetzt, die PrimeStone und Engine Capital, ein weiterer aktivistischer Investor, vorgebracht hatten. Im März startete ein 750 Millionen Euro schwerer Rückkauf von bis zu 6,8% seiner Aktien. Pläne für eine Übernahme des US-Konkurrenten Univar Solutions wurden aufgegeben.

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PrimeStone ließ wissen, man werde in den kommenden Tagen eine Antwort veröffentlichen. Eine Sprecherin von Brenntag lehnte eine Stellungnahme ab. In seinem Schreiben bezeichnet PrimeStone das Treffen mit Kohlpaintner am 13. März als „konstruktiv“, verweist aber auch auf den anhaltenden Widerstand gegen die Idee, die Spezialitätensparte abzuspalten. Die genannten Gründe für die schwache Performance der Spezialitätensparte seien „nicht stichhaltig“, so die Investoren.

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