Es ist der Stoff, aus dem Wirtschaftskrimis geschrieben werden. Akteure: der fragwürdige Unternehmer Peter Leibold vom Brennstoffhersteller German Pellets und der Finanzier MCF Commodities aus Wien.
German Pellets produziert Holzpellets zum Heizen. Unternehmenschef und Miteigner Leibold will seine Mitarbeiter und Werke offenbar permanent auslasten, auch dann, wenn weniger Nachfrage nach Pellets herrscht. Nach Informationen der WirtschaftsWoche arbeitet er daher mit einem Finanzier zusammen, der ihn liquide hält, ihm Betriebskapital überweist. So kann er das ganze Jahr über produzieren.
German Pellets - Fakten zum Unternehmen
Gegründet wurde German Pellets erst im Jahr 2005 in Wismar. Zuvor hatte Leibold bereits als Geschäftsführer eines Sägewerks Erfahrung in der Holzindustrie gesammelt.
Vor allem durch Zukäufe ist German Pellets in relativ kurzer Zeit stark gewachsen. Dabei profitiert das Unternehmen unter anderem davon, dass Holzpellets als CO2-neutral gelten. Das ist ein Grund, weshalb etwa die Anschaffung von Pellet-Heizungen gefördert wird.
Die Firma verzeichnet ein rasantes Wachstum und kratzte im vergangenen Jahr an der 600-Millionen-Euro-Umsatzmarke. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch 286 Millionen Euro.
German Pellets gehört zu 60 Prozent Peter Leibold, zu 40 Prozent seiner Frau Anna Kathrin. Peter Leibold ist Geschäftsführer, seine Frau hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Tochter Kathrin Leibold führt eine Tochterfirma, die Tiereinstreu vermarktet.
German Pellets beschäftigt 650 Mitarbeiter. Die Zentrale ist in Wismar in unmittelbarer Nähe zum Hafen, dort werden auch Pellets produziert. Weitere 13 Standorte sind in Deutschland verteilt, die beiden größten im Land sind neben Wismar Herbrechtingen und Ettenheim (beide Baden-Württemberg).
Im Jahr 2013 ging die größte Fabrik aber in den USA an den Start mit einer Produktionskapazität von 550.000 Tonnen Pellets pro Jahr (fast ein Viertel der Gesamtkapazität). Ein noch einmal doppelt so großes Werk ist im Louisiana in Bau.
Die Firma produziert Holzpellets. Dazu werden Holzspäne unter hohem Druck zu zäpfchengroßen Stäbchen gepresst. Diese werden zur Verbrennung in Kaminöfen, Heizungen, Biomassekraftwerken und als Beimischungen in fossilen Kraftwerken eingesetzt. Die Marke „FireStixx“ gehört zum German-Pellets-Portfolio.
Eigentlich ist das ein gutes Geschäft - denn als Sicherheit für sein Geld soll MFC Rohstoffe wie Holz oder fertige Holzpellets bekommen haben. Und German Pellets soll so nett gewesen sein, alles für MFC einzulagern.
MFC sparte sich danach teure Transporte, soll stattdessen eine Liste mit Lagerorten und Mengen seiner Pellets bekommen haben. Die Rohstoffe und die Ware aber gehörten dann MFC. Weder MFC noch German Pellets wollten Fragen der WirtschaftsWoche beantworten.
German Pellets soll nur noch 5000 Euro flüssig haben
In der Pellet-Branche ist es üblich, dass Produzenten ihre Waren dann zu Hochzeiten wie zum Kälteeinbruch, wenn Pellet-Händler verstärkt Ware brauchen, etwas teurer zurückkaufen. Eine andere Variante: Die eingelagerten Holzpellets der Finanzierer werden direkt an Händler verkauft.
Die Lieferung wird dann idealerweise im Namen des Geldgebers berechnet. Bei German Pellets und MFC soll der Handel mit den Holzschnitzeln über die Zwischengesellschaft Global Pellets Trading gelaufen sein. Die sitzt unter der gleichen Adresse wie MFC, auch eine Telefonnummer und Mailadresse führen zu MFC nach Österreich. Nur das Logo der Global Pellets Trading, das auf einer Rechnung prangt, die der Redaktion vorliegt, ist optisch stark an jenes von German Pellets angelehnt.
Ein perfektes Geschäft, könnte man meinen. Wenn German Pellets bloß nicht seit kurzem insolvent wäre. German Pellets ist sogar so klamm, dass die Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde nur noch liquide Mittel über 5000 Euro in der Firmenkasse gefunden haben soll. So soll sie es den Mitarbeitern auf einer Versammlung erzählt haben. Die Lage ist also mehr als ernst. Weder Schmudde, noch German Pellets wollten sich dazu äußern.
Schaden soll laut einer Strafanzeige bei 27 Millionen Euro liegen
Und MFC soll die finanziellen Schwierigkeiten von German Pellets kürzlich zum Anlass genommen haben, um nach dem Rechten zu schauen und die Bestände in den Lagern zu überprüfen. Ergebnis: Es soll bei Weitem nicht so viel Ware in den Lagern liegen, wie von German Pellets nach Wien gemeldet worden sein soll. Beide Unternehmen schweigen dazu.