Gipfeltreffen der Weltmarktführer Was Schraubenkönig Würth von seinen Enkeln gelernt hat

Reinhold Würth beim Generationentalk des Gipfeltreffens der Weltmarktführer 2023. Quelle: Stefanie Hergenröder

Reinhold Würth hat von langer Hand dafür gesorgt, dass sein Schraubenimperium in der Familie bleibt. Dabei war das längst nicht immer klar, wie die Familie beim Weltmarktführer-Gipfel der WiWo erzählt.

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Wenn Familie Würth zusammenkommt, braucht es einen großen Tisch. Reinhold Würths Töchter haben drei erwachsene Kinder, die inzwischen ihre eigenen Familien haben. Ganz egal, wie sehr die Familie wächst, das wichtigste Kind am Tisch, da sind sich die nachfolgenden Generationen Würth am Dienstagabend beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer der WirtschaftsWoche in Schwäbisch Hall einig, bleibt das Schraubenimperium Würth. Mit fast 20 Milliarden Euro Umsatz und rund 86.000 Mitarbeitern gilt das Familienunternehmen als Weltmarktführer für Befestigungsmaterial.

Bis zuletzt regelmäßiges Gesprächsthema am Abendbrottisch: Wer kümmert sich um das Lieblingskind, wenn Rheinhold Würth es einmal nicht mehr kann? Inzwischen hat die Familie die Weichen für die Nachfolge offiziell gestellt. Enkel Benjamin Würth ist seit Beginn des Jahres stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats und damit potenzieller Nachfolger seines Großvaters. Sein Bruder Sebastian soll den Beiratsvorsitz 2025 von seiner Tante Bettina übernehmen. Bettinas Tochter Maria wird einmal Sylvia Weber beerben, die aktuell den Kunst- und Kulturbereich leitet.

Man könnte sagen, Opa Rheinhold Würth hat sein Unternehmen enkelfähig gemacht. Kritiker würden widersprechen und behaupten, es sei anders herum. Würth habe seine Enkelkinder von klein auf „würthfähig“ gemacht. In einem Brief an seine Tochter Bettina äußerte Rheinhold Würth den Wunsch, dass seine Enkelin Maria einmal das Thema Kunst im Unternehmen übernimmt. Da war Maria gerade elf Jahre alt.

Reinhold Würth ist einer der reichsten Menschen Deutschlands. Der Milliardär verdient mit Schrauben ein Vermögen. Den Bezug zur Realität verliere er dennoch nicht, sagt er, weil er sparsam sei.
von Sina Osterholt

Für seine Briefe ist die Unternehmerlegende bekannt. Fast 200.000 Stück will er in seinem Leben bisher verfasst haben. Adressaten sind regelmäßig auch die Familienmitglieder, dabei wohnen die nur wenige Minuten entfernt. Die Familie kommt regelmäßig zusammen, um gemeinsam zu essen oder Geburtstage zu feiern. Daran, dass somit nicht nur der Opa, sondern auch der Chef Gast der Geburtstagsfeier ist, ist die Familie gewöhnt.

Würth sieht sich selbst „nicht als Familientyrann, sondern als Familienmoderator“, sagt er. Als er am Dienstagabend beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer der WirtschaftsWoche erscheint, überwiegt die Rolle des Vaters und Großvaters. Würth spricht voller Stolz von den guten Noten seiner Enkelin an und bezeichnet Tochter Bettina, die inzwischen über 60 Jahre alt ist, als „Bienchen“ und „Rebell“. Seine Enkelsöhne Benjamin und Sebastian tadelt er für die fehlende Krawatte in seiner Abwesenheit, Enkeltochter Maria für ihre Wahl zur Hose statt zum Rock. Dabei habe er, so berichtet Würth, zumindest was die Krawatte angeht von seinen Enkeln dazu gelernt: Inzwischen pflege er eine „gewisse Großzügigkeit“ gegenüber Menschen, die keine Krawatte tragen.

Bei Führung und Erziehung setzt Würth auf Bescheidenheit und Sparsamkeit. Würth übernahm im Alter von 19 Jahren nach dem plötzlichen Tod seines Vaters das Familienunternehmen und wurde über Nacht zum Ernährer der Familie. Zum Sparen, so berichtete der Unternehmer der WirtschaftsWoche, stellte er damals beim Bergabfahren den Motor aus. Die Zeit hat ihn für sein ganzes Leben geprägt. Sparen muss Würth, der zusammen mit seiner Familie zu den reichsten Deutschen gehört, heute nicht mehr. Neben einem Schloss und einer Yacht besitzt der Unternehmer mehrere Privatjets. Und trotzdem: Wenn irgendwo Licht brenne, wo keines gebraucht werde, ärgere ihn das auch heute noch.

Trotz des eigenen Erfolgs konnte Würth seinen eigenen Kindern das Unternehmerdasein nur schwer schmackhaft machen: Seine älteste Tochter interessiert sich mehr für Tiere als für Schrauben und betreibt einen Bauernhof. Bettina zog als Teenagerin zunächst nach München und arbeitete dort einige Jahre als Kindergärtnerin. Erst mit Mitte 20 ließ sie sich von einer Laufbahn im Familienunternehmen überzeugen. 2006 übernahm sie von ihrem Vater das Amt der Vorsitzenden des Beirats der Würth-Gruppe. Seither wacht sie über den Konzern.

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Das operative Geschäft leitet inzwischen Robert Friedmann, der sein ganzes bisheriges Berufsleben bei Würth verbracht hat. Omnipräsent ist Rheinhold Würth als Vorsitzender des Stiftungsrats trotzdem noch. Bei ganz wichtigen Dingen hat der Unternehmer noch immer das letzte Wort. Laut Enkel Benjamin gibt es im Familienunternehmen zwei Regeln: „Erstens: Rheinhold Würth hat immer recht. Zweitens: Wenn er mal nicht recht hat, tritt Regel eins in Kraft.“

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