Heidelberger Druck „Es gibt noch viel zu tun“

Nach einem langen Leidensweg schreibt Heidelberger Druck wieder schwarze Zahlen. Konzernchef Gerold Linzbach spricht im Interview über den Umbruch im Unternehmen und über seine mögliche Vertragsverlängerung.

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„Ich bin nicht mit Druckerschwärze im Blut auf die Welt gekommen.“ Quelle: Bernd Roselieb für Handelsblatt

Stuttgart Nach einer langen Durststrecke geht es für den angeschlagenen Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen aufwärts. Dem Unternehmen gelang im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/2016 der Sprung in die Gewinnzone. Der Überschuss stieg um 100 Millionen Euro auf 28 Millionen Euro, wie Heideldruck am Dienstag bei der Vorlage vorläufiger Jahreszahlen in Heidelberg mitteilte. Der Umsatz stieg von 2,3 Milliarden Euro auf 2,5 Milliarden Euro. Die Wirtschaftskrise hatte die Druckmaschinenindustrie zuvor schwer gebeutelt. Konzernchef Gerold Linzbach spricht im Interview über die Bilanz, den Umbruch im Unternehmen und über seine mögliche Vertragsverlängerung.

Herr Linzbach, hat Heideldruck mit der Rückkehr zu schwarzen Zahlen einen Durchbruch geschafft?
Wir haben ein Ziel für dieses Jahr gehabt: Schwarzen Zahlen. Insofern ist das ein Wendepunkt und ein Schritt nach vorne auf dem Weg, den wir seit vier Jahren raus aus der Branchenkrise beschreiten.

Haben Sie sich vor der wichtigen Leitmesse Drupa in Düsseldorf im Juni schöngerechnet?
Ich bin nicht mit Druckerschwärze im Blut auf die Welt gekommen. Deshalb fehlt mir etwas die Ehrfurcht vor der Drupa. Sie ist sicher eine sehr wichtige Messe der Branche. Aber da kauft niemand eine Eintrittskarte und bestellt beim Rausgehen eine Druckmaschine für zwei Millionen Euro. Es gibt immer ein Vorher und Nachher bei diesen Messen.

Wie nachhaltig ist die Profitabilität bei Heideldruck?
Wir waren völlig abhängig vom Offset-Druck und sind da herausgekommen. Der Konzern steht auf zwei sicheren Standbeinen Neumaschinen und Service.

Und wie entwickelt sich das Geschäft mit Digitalmaschinen?
Wir haben sicher erst etwas spät erkannt, dass unsere Kunden in den Digitalmaschinen das Licht am Ende des Tunnels der Druckkrise sehen. Sie bringen ihnen schlicht und einfach mehr Flexibilität, die der Markt von den Druckbetrieben verlangt. Jetzt können wir liefern.

Wieviel Digitalmaschinen haben sie denn schon verkauft?
Wir haben etwa 15 Bestellungen. Unsere Planungen sehen einen mittelfristigen Umsatz von 250 Millionen Euro vor. Das wären dann rund zehn Prozent vom Konzernumsatz.

Am 10. Juni lösen sie die letzte Tranche ihres Hochzinskredits über 50 Millionen Euro vorzeitig ab. Das wird aber die Anleger nicht freuen?
Das müssen wir in Kauf nehmen. Aber unser Masterplan sieht nicht vor, dass auf Dauer über neun Prozent Zinsen zahlen, wenn wir das Geld für unter vier Prozent bekommen können.

Wird es weiteren Personalabbau geben?
Der strukturelle Abbau zur Anpassung an das gesunkene Volumen der Druckindustrie ist abgeschlossen. Aber unsere Personaldecke passen wir immer den Anforderungen an. Das kann auch wieder Personalaufbau bedeuten.

Sie waren zwischenzeitlich schwer krank und sind seit einigen Monaten wieder zurück. Fühlen sie sich fit?
Das Lächeln meiner Mitarbeiter, als ich weg war, ist wieder erloschen. Nein, Spaß beiseite: Im Augenblick hapert es noch etwas mit dem Gehen, aber es geht mir nicht schlechter als jemandem nach einer Genesung von einem Skiunfall. Ich fühle mich fit. Im Vergleich zu meinem Leben vorher bin ich medizinisch überversorgt.

Sie sind seit vier Jahren im Unternehmen. Als Sanierer sind Sie früher nicht viel länger auf einem Job geblieben?
Um im medizinischen Bild zu bleiben. Als ich kam, war das Unternehmen strategisch unterversorgt. Wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu tun.

Sie können sich also vorstellen, den Vertrag zu verlängern?
Ja, aber das entscheidet der Aufsichtsrat.

Wann?
Sicher nicht mehr vor der Drupa.

Herr Linzbach, vielen Dank für das Interview.

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