Herbert Diess VW-Chef wehrt sich gegen Vorwürfe zu Umerziehungslagern

Herbert Diess hatte in einem Interview erklärt, die Lager in Westchina seien ihm nicht bekannt. VW verteidigt den Konzernchef gegen Vorwürfe.

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VW: Herbert Diess wehrt sich gegen Vorwürfe zu Lagern in China Quelle: Reuters

Wolfsburg, Urumqi VW-Konzernchef Herbert Diess hat Vorwürfe zurückgewiesen, von Umerziehungslagern für muslimische Uiguren in der westchinesischen Provinz Xinjiang nichts zu wissen. Diess sei sich der Lage in der Region „natürlich bewusst“, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch.

Auch deshalb sei das Unternehmen bemüht, einen Beitrag zur Entwicklung der Region und zum Zusammenhalt der dortigen Bevölkerung zu leisten. „Gerade mit Arbeitsplätzen für alle Volksgruppen am Standort Urumqi wird das soziale Umfeld maßgeblich verbessert“, betonte der Sprecher.

Margarete Bause, Grünen-Sprecherin für Menschenrechtspolitik, hatte Äußerungen von Diess in einem BBC-Interview, wonach ihm die Lager nicht bekannt seien, als „schockierend“ bezeichnet.

Menschenrechtsorganisationen prangerten seit Monaten an, dass in der chinesischen Provinz Xinjiang Angehörige religiöser Minderheiten inhaftiert und gefoltert würden, sagte Bause. „Wenn Herr Diess sich jetzt ausgerechnet in China stolz darüber zeigt, Arbeitsplätze in dieser Region zu schaffen und vorgibt, von Umerziehungslagern nichts zu wissen, ist dies der blanke Zynismus.“

Unternehmen trügen Verantwortung für ihr Handeln. „Der VW-Vorstandschef tritt diese Verantwortung mit Füßen und macht sich zum Komplizen der chinesischen Propaganda.“ In den Lagern soll nach Schätzungen bis zu eine Million Muslime eingesperrt sein.

In dem Werk in der nordwestchinesischen Provinz arbeiten nach Angaben des VW-Sprechers rund 700 Menschen. Etwa ein Viertel davon seien Uiguren. Diess sagte in dem Interview auch, er sei stolz darauf, Arbeitsplätze in der Region geschaffen zu haben.

Diess hatte bereits im März mit unsensiblen Äußerungen für Empörung gesorgt. In einer internen Rede vor dem VW-Topmanagement hatte er mehrfach die Äußerung „Ebit macht frei“ verwendet. Sie erinnert an den Ausdruck „Arbeit macht frei“, der von Nationalsozialisten verwendet wurde. Der Ausdruck war an den Eingangstoren zu den nationalsozialistischen Konzentrationslagern angebracht worden.

Für seine Wortwahl erhielt der Vorstandschef in der Folge eine Rüge des Aufsichtsrates.

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