Imtech-Insolvenz Wie es mit dem havarierten Baukonzern weiter geht

Der vorläufige Insolvenzverwalter des Baukonzerns Imtech will das Unternehmen bis Anfang November verkaufen. Die ersten unverbindlichen Angebote liegen bereits vor.

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Die Imtech-Zentrale in Hamburg Quelle: dpa

Peter-Alexander Borchardt wirkt entspannt. Im dunklen Anzug mit korrekt geknoteter Krawatte sitzt der vorläufige Insolvenzverwalter des Gebäudeausrüsters Imtech in einem Besprechungsraum der Hamburger Verwalterkanzlei Reimer Rechtsanwälte und parliert über den Ablauf der wohl größten Baupleite seit Jahren. An seiner Seite Kanzlei-Partner Tjark Thies, der bei dem Großverfahren ebenfalls im Einsatz ist.

Geduldig beantwortet das Duo Fragen von Journalisten, lobt die Segnungen des Insolvenzgeldes und bewertet die Rettungsaussichten des havarierten Unternehmens, das auch am Bau des neuen Berliner Großflughafens beteiligt ist.

Die Botschaft ist klar: Das Verfahren ist auf Kurs, das Unternehmen stabilisiert, jetzt wird mit Hochdruck am Verkaufsprozess gearbeitet.

Insolvenzverwalter Imtech Quelle: Presse

Möglichst parallel zur Insolvenzeröffnung Anfang November - spätestens aber bis Mitte November - will Borchardt das Unternehmen über einen Asset Deal verkaufen. So hätten sich bereits rund 40 potenzielle Interessenten gemeldet und Vertraulichkeitserklärungen unterzeichnet.

Sie könnten nun im Datenraum die Bilanzen durchleuchten und wichtige Verträge des Konzerns sichten, der 2014 rund 860 Millionen Euro Umsatz in Deutschland erzielt hat. Einige der KaufInteressenten haben laut Thies und Borchardt bereits konkrete, wenn auch unverbindliche Angebote, vorgelegt. "Ich gehe davon aus, dass wir einen Verkauf bis Anfang November hinbekommen", sagt Borchardt. Ziel sei es, den Konzern möglichst als Ganzes zu verkaufen und eine Zerschlagung zu verhindern. Gelingt das Manöver, dürfte auch ein Großteil der rund 4200 Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Dass die vorläufige Verwaltung beim Verkauf Tempo macht, ist bei Bau-Insolvenzen nicht ungewöhnlich. "Jetzt wird über die Aufträge für die nächsten Jahre verhandelt", sagt Borchardt. "Bauherren tun sich schwer, mit einem insolventen Unternehmen neue Verträge abzuschließen."

Für Investoren sind dabei vor allem die rund 4400 bestehenden Service- und Wartungsverträge von Interesse, die dem Unternehmen einen steten Zustrom an Einnahmen garantieren. Zudem hat Borchardt im Zuge des Verfahrens alle unrentablen Bauverträge gekappt. Das heißt, mit den jetzt noch laufenden 650 Projekten schreibt Imtech keine Verluste mehr. Auch offenen Forderungen gegenüber Bauherren in Höhe von 162 Millionen Euro wird Borchardt versuchen, für die Imtech-Gläubiger zumindest teilweise einzutreiben.

Dass der Verwalter derlei Werte überhaupt für alle Gläubiger zu Geld machen kann, grenzt an ein kleines Wunder. In der Regel sind bei Krisenunternehmen in der Imtech-Liga so gut wie alle verfügbaren Werte von Immobilien über Maschinen bis zu Namensrechten an Kreditgeber verpfändet.

Sie verwerten im Pleitefall ihre Sicherheiten, für die sogenannten ungesicherten Gläubiger bleibt meist wenig übrig. Bei Imtech sieht es anders aus. "Die Banken haben sich für ihre Kredite keine Sicherheiten einräumen lassen", so Borchardt. Er spricht diplomatisch von einer "ungewöhnlichen Situation". In den Kreditabteilungen der Banken überwiegt wohl eine andere Interpretation: peinlicher Patzer.

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