Konzernumbau Thyssenkrupp-Aufsichtsräte uneins über strategische Ausrichtung

Martina Merz Quelle: REUTERS

Unruhe vor der Thyssenkrupp-Hauptversammlung: Unter Aufsichtsräten gibt es erhebliche Meinungsunterschiede über den Umgang mit der Strategie des Vorstands.

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Kurz vor der Hauptversammlung der Thyssenkrupp AG am 3. Februar gibt es unter Aufsichtsräten erhebliche Meinungsunterschiede über den Umgang mit der bisherigen Strategie des Vorstands. „Wir erkennen keine Strategie für das ganze Unternehmen“, sagte Daniela Jansen, Konzernbetreuerin der IG Metall und Aufsichtsrätin, der WirtschaftsWoche. Jansen dringt auf eine zügige Neubewertung und Änderung. „Wenn die bisherige Strategie nicht umgesetzt werden kann, weil die Umstände sich geändert haben, dann muss sie beerdigt oder weiterentwickelt werden. Der Vorstand hat die Zeit bisher nicht genutzt, das zu tun und muss das dringend nachholen“, sagte Jansen.

Martina Merz, seit 2019 Thyssenkrupp-Vorstandsvorsitzende, will den Konzern in eine Unternehmensgruppe („Group of Companies“) umbauen. Zu den zentralen Zielen der Strategie gehört es, die Stahlsparte, Thyssenkrupp Steel Europe, und die Schiffbausparte, Thyssenkrupp Marine Systems, abzuspalten und den Elektrolyseur-Hersteller Nucera an die Börse zu bringen. Keines dieser Ziele ist bisher umgesetzt worden. Der Vorstand um Merz macht für die Verzögerung die Coronapandemie, die Halbleiterkrise und den Krieg in der Ukraine verantwortlich.

Krupp-Stiftung vertraut CEO Martina Merz

Die größte Thyssenkrupp-Einzelaktionärin, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, will dennoch an dem bisherigen Kurs festhalten. „Die beschlossene Strategie, Thyssenkrupp in eine performante Group of Companies umzubauen, ist richtig und bleibt richtig“, sagte Ursula Gather, die Vorsitzende des Kuratoriums der Krupp-Stiftung und Aufsichtsrätin, der WirtschaftsWoche. „Die letztes Jahr vorgestellten Zahlen zeigen, dass Thyssenkrupp die Strategie konsequent und mit guten Ergebnissen verfolgt – trotz höchst herausfordernder Rahmenbedingungen wie Pandemie, Angriffskrieg und Energiekrise.“ 

Für das vergangene Geschäftsjahr 2021/22 hatte Thyssenkrupp ein bereinigtes Ebit von 2,062 Milliarden Euro gemeldet (2020/21: 0,796 Milliarden Euro), die Hauptversammlung soll eine Dividende von 0,15 Cent je Aktie beschließen. Zuvor hatte es drei Jahre lang keine Dividende gegeben, der Cashflow ist nach wie vor negativ. „Die Stiftung hat großes Vertrauen in Martina Merz und ist von der Transformationsfähigkeit des Unternehmens überzeugt“, sagte Gather. „Thyssenkrupp hat das Potenzial, mit dem eingeschlagenen strategischen Kurs wieder nachhaltig wettbewerbs- und damit langfristig dividendenfähig zu werden.“

Deka fordert klare Strategie

Auch Siegfried Russwurm, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, stützt Merz. „Thyssenkrupp ist auf dem richtigen Weg. Der Veränderungsprozess hin zur Group of Companies ist alternativlos“, sagte Russwurm, der auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ist. „Die Umsetzung des Umbaus wurde von den Auswirkungen des russischen Kriegs in der Ukraine gebremst. Das ist bedauerlich, aber nachvollziehbare Folge der geopolitischen Verwerfungen, die wir alle derzeit beobachten. Ich weiß aber, dass das Management auch in einer Phase, in der die Kapitalmärkte nicht bereit für strukturelle Veränderungen sind, engagiert daran arbeitet, bei der Transformation des Unternehmens konsequent voran zu gehen“, sagte Russwurm.

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Kritischer bewertet Ingo Speich, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, der Fondstochter der DekaBank, die Strategie und ihre Umsetzung. „Die Strategie von Thyssenkrupp ist nach wie vor unklar“, sagte Speich der WirtschaftsWoche. „Wir fordern vom Management eine klare strategische Ausrichtung und einen schnelleren Umbau des Konzerns.“

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