Lichttechnik-Konzern Finanzinvestoren bieten 3,4 Milliarden Euro für Osram

Der kriselnde Lichttechnik-Konzern Osram könnte an die Investoren Carlyle und Bain Capital verkauft werden. Quelle: REUTERS

Die Hängepartie um den Lichttechnik-Konzern Osram dauert schon Monate an. Nun zeichnet sich ein Ende der Verhandlungen ab. Den Mitarbeitern geben die Investoren Bain und Carlyle „Garantien light“.

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Osram steht vor der Übernahme durch Finanzinvestoren. Der kriselnde Lichttechnik-Konzern bestätigte am Mittwochabend, dass die Carlyle und Bain Capital nach monatelangen Verhandlungen ein verbindliches Kaufangebot abgegeben haben. Sie wollen das Münchner Traditionsunternehmen für 3,4 Milliarden Euro schlucken und bieten den Aktionären 35 Euro je Aktie, wie Osram mitteilte. „Über dieses Angebot werden die zuständigen Gremien in Kürze beraten und beschließen.“ Der Aufsichtsrat tritt Insidern zufolge am Donnerstag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte über die bevorstehende Offerte als erstes berichtet. Das trieb die gebeutelte Aktie um gut elf Prozent auf 32 Euro nach oben. Nach der Bestätigung stieg sie im Späthandel weiter bis auf 34,27 Euro.

Mit dem Beschluss des Aufsichtsrats geht voraussichtlich eine Hängepartie zu Ende, die die Mitarbeiter belastet hatte. Osram-Chef Olaf Berlien hatte bereits im Februar Gespräche mit Bain und Carlyle bestätigt. Doch die eingehende Buchprüfung, die einem Angebot vorausgeht, zog sich länger als erwartet hin. Erst in den vergangenen Tagen hatten sich die beiden Investoren die notwendigen Kredite gesichert, sagten mehrere Insider. Berichte, wonach die Banken angesichts der Geschäftslage damit zögerten, günstige Konditionen zu gewähren, hatten für Verunsicherung gesorgt.

„Garantien light“ für die Osram-Mitarbeiter

Den Mitarbeitern von Osram haben die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle Insidern zufolge Standort- und Beschäftigungsgarantien für die Zeit nach einer Übernahme des Lichttechnik-Konzerns gegeben. Auch eine Zerschlagung des Unternehmens werde in der Investorenvereinbarung ausgeschlossen, über die am Donnerstag im Aufsichtsrat gesprochen werden soll, sagten zwei mit dem Papier vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Der Firmensitz bleibe in München. „Man muss aber erst einmal genau prüfen, was die Garantien wirklich wert sind“, sagte einer der Insider. Ausgeschlossen sei ein Stellenabbau dadurch nicht. Ein andererer sprach von „Garantien light“. Die Standortgarantien fußten auf der Vereinbarung, die Osram vor Jahren mit den Gewerkschaften geschlossen hatte. Osram, die IG Metall und die Bieter wollten sich dazu nicht äußern.

Während der Verhandlungen war die Osram-Aktie immer weiter abgebröckelt, vor allem weil sich die Aussichten für das stark von der Autoindustrie abhängige Unternehmen stärker eintrübten als der Vorstand gedacht hatte. Lag sie im Februar noch bei fast 42 Euro, fiel sie Anfang Juni auf ein Jahrestief von 24,60 Euro. Berlien erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 (Ende September) einen drastischen Umsatz- und Gewinnrückgang. Der Umsatz, der eigentlich um drei Prozent zulegen sollte, werde um bis zu 14 Prozent unter Vorjahr liegen.

Der Konzern, der 2013 von Siemens abgespalten worden war, hatte 2017/18 mit 26.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 3,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Berlien hat bereits ein Sparprogramm aufgelegt. Er kann darauf hoffen, dass die Finanzinvestoren sein Bestreben, Osram vom klassischen Lampen- und Beleuchtungs-Hersteller zum Spezialisten für Leuchtdioden, optische Halbleiter und andere technische Anwendungen umzubauen, noch forcieren. Erst in der vergangenen Woche hatte Osram sein lange defizitäres Geschäft mit Büro-, Straßen- und Stadion-Beleuchtung an einen Investor abgegeben.

Insidern zufolge hatte die Bereitschaft zu einem Verkauf des Konzern an Bain und Carlyle auch das Interesse anderer Bieter geweckt. Darunter sei der österreichische Halbleiterkonzern AMS gewesen, der auch Sensoren für die Autoindustrie herstellt. Zu einer Offerte sei es aber nicht gekommen.

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