Martin-Devid Herrenknecht „Ich kenne mehr Leute im Unternehmen als mein Vater“

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„Meinen Vater empfinde ich mehr als Freund, weniger als Vaterfigur“

Und wie gut verstehen Sie sich mit Ihrem Vater?
Meinen Vater empfinde ich mehr als Freund, weniger als Vaterfigur. Meine Mutter hat mich erzogen. Mein Vater hat mir nie direkt gesagt, was ich machen muss. Bei ihm geht es mehr um klare Diskussionen und darum, klare Standpunkte zu vertreten. Wir arbeiten heute sehr gut zusammen. Wir reden oft gar nicht so viel miteinander, wenn wir im Büro sitzen, und wissen trotzdem, was der andere macht und denkt.

Sitzen Sie in einem Büro?
Ich habe noch ein Büro in meiner Geschäftseinheit, aber mindestens jeden Freitag sitzen wir zusammen in unserem gemeinsamen Büro. Wenn wir abends essen, dann diskutieren wir dort über das Geschäft. Das Interesse an der Firma ist bei uns beiden natürlich sehr groß.

Ähneln Sie Ihrem Vater?
Komischerweise sind wir in mancher Hinsicht sehr verschieden. Mein Vater ist sehr impulsiv, hat sehr gute Ideen. Ich bin eher der Diplomat, der versucht, schwierige Themen etwas differenzierter zu erledigen. Ich habe mehr Geduld als er. Wir ergänzen uns sehr gut.

Ihr Vater hat gesagt: „In Personalangelegenheiten mangelt es ihm noch an Härte, die man zuweilen braucht“. Sehen Sie das ähnlich oder wollen Sie in puncto Managementstil bewusst einen anderen Weg einschlagen?
Mein Vater ist sehr konsequent in personellen Entscheidungen. Ich bin da wohl noch etwas ideeller.

Das heißt, den härteren und abgebrühten Herrenknecht junior gibt es erst in ein paar Jahren?
Das ist gut möglich. Ich würde gar nicht sagen, dass es mir an Härte mangelt. Ich versuche nur, Probleme möglichst für jeden Einzelnen besser zu lösen. Ich bin, denke ich, etwas diplomatischer. Das kostet manchmal mehr Energie.

Welchen wichtigen Rat hat Ihnen Ihr Vater mit auf den Weg gegeben?
Er gibt wenig Regeln vor, sondern vor allem Freiraum. Das finde ich sehr schön. Aber er sagt immer: „Wenn man von Leuten etwas verlangt, dann muss man das selbst auch vormachen.“ Er versucht nicht viel zu erklären, sondern macht es einfach. Dann nehmen die Leute das gut auf. Es gibt aber natürlich auch mal schlechte Ratschläge...

Welche denn?
Mein Vater stopft sein Umfeld immer voll mit Arbeit. Direktiven verteilen kann er sehr gut. Wer dann die Arbeit erledigen muss, muss sich Gedanken über seine Kapazität machen. Zwischen uns hat sich das gut eingespielt.

Die Herrenknecht AG baut Maschinen, um Tunnel und Schächte zu bauen, die für Eisenbahngleise, Autobahnen und zur Rohstoffgewinnung genutzt werden können. Fürchten Sie, von Umweltschützern selbst irgendwann mal als Zulieferer etwa der Bergbaukonzerne öffentlich als Klimasünder an den Pranger gestellt zu werden?
Wir können das nicht ausschließen, weil die Debatte ja teilweise nicht unbedingt fundiert geführt wird, teils sehr plakativ. Wir selber sind als Unternehmen aber schon sehr grün aufgestellt. Durch unser Re-Manufacturing fahren wir den CO2-Haushalt runter. Unsere Geräte kommen in den Wiedereinsatz und gerade unsere Metro-, Abwasser- und Eisenbahn-Projekte liefern weltweit positive Zukunftsbeiträge. Ich sehe uns als grundsätzlich umweltfreundliches Unternehmen.

Welche persönlichen Pläne haben Sie für 2020?
Der Geschäftsbereich Mining ist mein Hauptjob, aber auch die Stiftung muss noch strukturell optimiert werden. Außerdem bin ich operativ immer wieder als Troubleshooter unterwegs, was etwa 30 Prozent meiner Arbeitszeit ausmacht. Wenn irgendwo in der Welt technische Probleme auftreten, ziehe ich los. Ich habe ja ein relativ großes Netzwerk und verstehe was von Technik. Das funktioniert gut.

Wo waren Sie zuletzt?
Ich war im vergangenen Jahr etwa mehrfach in China. Es gab bei einem Projekt Probleme mit einer Großmaschine, die wir dann vor Ort mit dem Kunden gelöst haben.

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