Münchner Chip-Zulieferer Siltronic gibt sich dank Halbleiter-Boom selbstbewusst

Begehrte Arbeit: Die Herstellung von Siliziumwafern. Quelle: PR

Nach dem gescheiterten Verkauf von Siltronic nach Taiwan hat das Unternehmen für das abgelaufene Geschäftsjahr starke Zahlen präsentiert. Der Umsatz und und der operative Gewinn lagen 2021 über den Erwartungen. Der Chef sagt: Ein neues Übernahmeangebot müsste höher sein.

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Siltronic-Chef Christoph von Plotho sieht für den Münchner Chip-Zulieferer auch nach dem Scheitern des Verkaufs nach Taiwan eine rosige Zukunft. „Wir sehen uns jetzt aber in einer guten Ausgangsposition, auch als selbständiges Unternehmen weiter erfolgreich zu bleiben“, sagte er am Mittwoch bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr. Dank des Halbleiter-Booms in der Corona-Pandemie hat der Hersteller von Siliziumscheiben (Wafer) für die Chip-Produktion seine im Herbst nach oben geschraubten Umsatz- und Gewinnerwartungen noch übertroffen.

Für 2022 ist der Vorstandschef vorsichtig optimistisch: Man erwarte ein positives Marktumfeld und deutlich steigende Preise. „Inflationsbedingt deutlich steigende Kosten werden das Ergebnis aber deutlich belasten“, hieß es in einer Mitteilung. Siltronic gehe von einem guten Jahresstart aus. Analysten rechnen laut der Investmentbank Stifel im Schnitt mit einem Umsatzwachstum um elf Prozent und einer auf 36,6 Prozent steigenden Ebitda-Marge.

Der 4,35 Milliarden Euro schwere Verkauf an den taiwanischen Konkurrenten GlobalWafers war an der kritischen Haltung der Bundesregierung gescheitert, die die Frist für eine Prüfung nach dem Außenwirtschaftsgesetz verstreichen ließ. Die Taiwaner haben einen neuen Anlauf nicht ausgeschlossen. Ein neues Übernahmeangebot müsste nach Einschätzung von Plothos aber höher ausfallen als die vor mehr als einem Jahr ausgehandelten 145 Euro je Aktie. „Siltro­nic steht besser da als zuvor. Ein unverändertes Angebot ist aus heutiger Sicht wenig attraktiv“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch).

Am Mittwoch notierte die Siltronic-Aktie 1,3 Prozent im Plus bei 122,05 Euro. „Es hat sich viel geändert. Wafer sind knapp, und Preise steigen. Wir bauen eine Riesenfabrik in Singapur“, sagte von Plotho der Zeitung. Das Unternehmen könne die Zukunft alleine stemmen. „Wir arbeiten unter Vollauslastung und sind guter Dinge.“ Nach dem Scheitern hat Siltronic Anspruch auf eine Entschädigung von 50 Millionen Euro von Globalwafers.

2021 schnellte der Umsatz um 16 Prozent auf 1,41 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg um 40 Prozent auf 466 Millionen Euro. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) lag bei 33 Prozent. Erwartet hatte Siltronic zuletzt ein Umsatzplus von 15 Prozent und eine Marge von 32 Prozent. Der Wafer-Absatz sei deutlich gestiegen, die Preise leicht. „Diese positiven Effekte wurden allerdings teilweise von Kostensteigerungen insbesondere im Bereich der Energie- und Frachtkosten aufgezehrt“, erklärte das Unternehmen. Die Wafer-Produktion ist sehr energieintensiv.

Mehr zum Thema: Das deutsche Wirtschaftsministerium untersagt die Übernahme des deutschen Chipunternehmens Siltronic durch Global Wafers aus Taiwan. Die Entscheidung ist richtig. Nun sollte auch Brüssel in der Chipbranche aktiv werden.

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