Der Energiekonzern RWE rechnet wegen des Rückgangs der Braunkohleproduktion mit einem Stellenabbau. „Wie viele Arbeitsplätze wir am Ende tatsächlich streichen müssen, ist noch offen. Sobald wir einen Überblick haben, werden wir mit Gewerkschaften und unseren Betriebsräten sprechen“, sagte Konzernchef Rolf Martin Schmitz in einem am vorab veröffentlichten Interview der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). Betriebsbedingte Kündigungen könne er nicht ausschließen. „Doch bislang ist es RWE noch immer gelungen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und sozialverträgliche Lösungen zu finden. Das ist gute Tradition bei RWE.“ Am Tagebau Hambach hingen 4600 Arbeitsplätze, davon 1300 im Tagebau und 1500 in der Veredlung der Braunkohle.
Nach dem gerichtlich verfügten Rodungsstopp im Hambacher Forst wird der Konzern im angrenzenden Tagebau nach eigenen Angaben ab dem kommenden Jahr jährlich zehn bis 15 Millionen Tonnen weniger fördern. RWE befürchtet, dass eine bestandsfeste Gerichtsentscheidung bis Ende 2020 dauern könne. Der Versorger hatte erklärt, dass dadurch ab 2019 jährliche Belastungen in niedriger dreistelliger Millionenhöhe zu erwarten seien.
In einem vorab veröffentlichten Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstagausgabe) präzisierte Schmitz die Höhe nun: „Der Schaden wird nach unserer Einschätzung bei 100 bis 200 Millionen Euro im Jahr liegen.“ Zudem geht RWE dem Interview zufolge davon aus, dass selbst nach einer Aufhebung des Rodungsstopps die Braunkohleförderung nicht mehr das alte Niveau erreichen wird. „Wir werden die Förderung in Hambach durch die Verzögerung dauerhaft um etwa fünf Millionen Tonnen im Jahr reduzieren müssen.“ Der Hambacher Forst im rheinischen Braunkohlerevier wäre nach seinen Angaben auch bei einem Stopp der Bagger nicht zu retten. Die Erdmassen unter dem Wald würden benötigt, um die steile Abbruchkante am Tagebau aufzufüllen und die Rekultivierung zu betreiben.
„Tagebau funktioniert wie ein wanderndes Loch“, sagte Schmitz der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag). Was man vorne abbaggere, werde - abzüglich der Kohle - hinten aufgeschüttet. „Der Hambacher Forst muss so oder so weg, weil sonst keine sinnvolle Rekultivierung möglich ist“, sagte er.
Die Polizei in NRW hatte in den vergangenen Wochen im Hambacher Forst bei Köln mit einem Millionenaufwand 86, von Umwelt-Aktivisten gebaute Baumhäuser abgebaut. RWE wollte ab Oktober eigentlich einen Großteil des Waldes abholzen. Dagegen protestieren Umweltschützer seit langem. Nach dem Eilbeschluss des OVG hatten vor Ort Zehntausende Menschen gefeiert und gleichzeitig für den Kohleausstieg demonstriert.