Novavax-Chef Stanley Erck Auf diesen Mann hoffen viele Impfskeptiker

Stanley c. Erck, CEO von Novavax Quelle: Presse

Die EMA hat den Covid-Impfstoff von Novavax zugelassen. Er unterscheidet sich massiv von den bisherigen Vakzinen. Doch Novavax-Chef Stanley Erck hat schon einmal Großes versprochen – und dann kamen die Probleme.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Stanley Erck wollte Zuversicht verbreiten, als er sich im November in eine Sendung des Nachrichtensenders CNN einwählte. Hoffentlich noch vor Ende des Jahres werde der Biotech-Hersteller Novavax bei der amerikanischen Medikamentenaufsicht FDA einen Antrag auf Notfallzulassung seines Covid-Impstoffes einreichen, so der CEO des Unternehmens. 100 Millionen Dosen stünden im Fall der Freigabe zur Auslieferung bereit. Doch aufgrund von sich verzögernden Studien und einer stockenden Impfstoffherstellung in der Vergangenheit steht eine weltweite Freigabe allerdings noch immer aus.

Es ist nicht das erste Mal, dass Novavax Großes verspricht. Bereits im September 2020 hatte die Firma angekündigt, man sei optimistisch, 2021 mehr als zwei Milliarden Impfdosen ausliefern zu können. Doch dann kamen die Probleme. Studien verzögerten sich, die Herstellung stockte. Das Unternehmen aus Gaithersburg, Maryland, am Rande der Metropolregion im Washington, brauchte Monate, um die Schwierigkeiten zu bewältigen. Doch jetzt stehen die Zeichen tatsächlich auf Go: Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat den Corona-Impfstoff am 20. Dezember offiziell in der EU zugelassen. Nach einer entsprechenden Empfehlung der EU-Arzneimittelbehörde EMA erteilte die EU-Kommission dem Impfstoff am Montag die bedingte Marktzulassung, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mitteilte.

Experten haben große Erwartungen an den Novavax-Impfstoff. Anders als die Platzhirsche von Biontech und Moderna basiert das Vakzin des Unternehmens nicht auf der neuen mRNA-Technologie, sondern ist proteinbasierter Impfstoff. Das heißt, er enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen und so die Produktion von Antikörpern ankurbeln sollen. Die Technik ist – anders als mRNA – lange bekannt und erprobt. In den USA ist sie seit 1986 im Einsatz. Dies, so die Hoffnung, könnte Vorbehalte in der Bevölkerung gegen eine Impfung abbauen, die zum Teil noch gegenüber den neuartigen Vakzinen bestehen.



Was ebenfalls für Novavax spricht: Der Impfstoff ist Studien zufolge hoch effektiv. Bereits im Sommer gab das Unternehmen Ergebnisse bekannt, die sich durchaus mit denen der Vakzine von Pfizer und Moderna messen können. Das zeigt, dass die mRNA-Technologie nicht per se überlegen ist. Allerdings beziehen sich die Studienwerte auf die ursprüngliche Corona-Variante und nicht auf Delta oder Omikron. Novavax‘ Produkt hat aber den Vorteil, dass es sich leichter lagern und transportieren lässt. Ein normaler Kühlschrank reicht.

Trotzdem spielt Novavax in der globalen Impfkampagne gegen Covid-19 bislang kaum eine Rolle. Lediglich zwei Länder haben das Vakzin des Unternehmens bislang zugelassen: In Indonesien und den Philippinen. Allerdings laufen derzeit Genehmigungsverfahren in mehreren Ländern, darunter auch die EU, Großbritannien, Kanada und Indien.

Warum die Zulassung des Novavax-Impfstoffs so lange dauert

Der Grund für die bislang nur spärlichen Zulassungen sind die Produktionsprobleme. In den USA achten Aufsichtsbehörden im Freigabeverfahren auch darauf, ob Firmen ihre Produkte auch störungsfrei liefern können. Da hatte Novavax zuletzt Probleme. Dabei hatte die US-Regierung das Unternehmen im Rahmen der Operation Warp Speed, die die Entwicklung von Covid-Impfstoffen beschleunigen sollte, mit 1,6 Milliarden Dollar gefördert. Kein anderer Hersteller bekam so viel Geld. Doch augenscheinlich reichte das zunächst nicht, um die strukturellen Nachteile des verhältnismäßig kleinen Unternehmens auszugleichen. Der Hersteller beschäftigt weniger als 800 Mitarbeiter. Einen Pharmariesen wie Pfizer, den Partner von Biontech, hat Novavax nicht im Rücken.

Doch diese Probleme sollen nun der Vergangenheit angehören. Mittlerweile ist Novavax eine Zusammenarbeit mit dem Serum Institute of India eingegangen, dem weltgrößten Hersteller von Impfstoffen. In Gaithersburg sind die Erwartungen deshalb schon wieder hoch. Man sei in einer hervorragenden Position, um 2022 mehr als zwei Milliarden Impfdosen herzustellen, so Silvia Taylor, Vice President Of Global Corporate Affairs And Investor Relations zum Radiosender NPR. Jüngst teilte das Unternehmen zudem mit, es bereite eine speziell auf die Omikron-Variante des Coronavirus abgestimmte Version seines Impfstoffs vor. Die Produktion könnte bereits im Januar beginnen.

Dieser Beitrag erschein ursprünglich am 5.12.2021. Wir haben ihn umfassend aktualisiert und neu veröffentlicht.

Mehr zum Thema: Derzeit drängen Corona-Medikamente auf den Markt, die Corona-Infizierte vor schweren Verläufen schützen sollen. Die Präparate der US-Hersteller Pfizer sowie Merck & Co. haben einen entscheidenden Vorteil.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%