
Es waren harte Tage – und Nächte - für die Sanierungsberater des Hamburger Schifffahrtskonzerns Rickmers. Monatelang haben sie dafür gekämpft, das in schwere Seenot geratene Unternehmen zu retten. Nun wurde eine Lösung gefunden.
Ein Konsortium um das Bremer Unternehmen Zeaborn will das Kerngeschäft von Rickmers übernehmen und hat einen Kaufvertrag über die weltweiten Schiffsmanagementaktivitäten der Rickmers Gruppe mit den Hauptstandorten in Hamburg, Singapur und Zypern unterzeichnet. Es sei zudem beabsichtigt, dass das Konsortium im Rahmen einer Gesamtlösung auch die restlichen Geschäftseinheiten der Rickmers Gruppe im Wege eines Insolvenzplans übernimmt, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
Rickmers hatte am 1. Juni Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Gestern wurde das Insolvenzverfahren vom Amtsgericht Hamburg formal eröffnet. Die Gläubiger sollen dem Deal nun am 10. Oktober bei einer Gläubigerversammlung in Hamburg ihren Segen geben. Läuft alles nach Plan, dürfte ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Der vergleichsweise glimpfliche Ausgang der Großhavarie ist vor allem Insolvenzvorstand Christoph Morgen sowie Insolvenzsachwalter Jens-Sören Schröder zu verdanken. Ihre Kanzleien, Brinkmann & Partner sowie Johlke, Niethammer & Partner, zählen zu den führenden Insolvenzkanzleien des Landes.
Morgen und Schröder gelang es, den Geschäfts- und Schiffsbetrieb trotz des laufenden Insolvenzverfahrens fortzuführen und Rickmers werthaltige Teile nach und nach loszuschlagen. Schon dabei fiel der Name Zeaborn.
Bereits im April 2017, also kurz vor der Insolvenz, hatte Zeaborn den Geschäftsbetrieb der Rickmers-Linie mit den bestehenden Charterverträgen übernommen, aber ohne die Schiffe. Im August sicherte sich Zeaborn zusätzlich fünf Schwergutfrachter aus dem Rickmers-Fundus. Nun folgt der Rest. Dabei geht es insbesondere um das Geschäftsfeld Schiffsmanagement.
Doch wer steckt hinter dem Zeaborn-Konsortium? Der wichtigste Player ist der Bremer Unternehmer Kurz Zech. Ende der 70er-Jahre hatte der gelernte Bankkaufmann das kleine Baugeschäft seines Vaters übernommen, das zum Grundstein eines Imperiums wurde. Die Zech Group und die Gustav Zech Stiftung haben heute weltweit mehr als 9300 Mitarbeiter und setzten im vergangenen Jahr rund 2,1 Milliarden Euro um. Die Firmengruppe machte sich zunächst in den Bereichen Bau und Projektentwicklung einen Namen, dehnte ihre Geschäfte aber auch auf andere Bereiche aus. Dazu gehört seit 2013 auch das Schifffahrtsunternehmen Zeaborn.
Marktanteile der größten 10 Container-Reedereien
Die United Arab Shipping Company (UASC) zählt mit einem Marktanteil von 2,5 Prozent zu den zehn größten Reedereien der Welt.
Quelle: Statista, Stand: 14. März 2017
Die Hongkonger Reederei Orient Overseas Container Line (OOCL) kommt auf einen Marktanteil von 2,8 Prozent.
Auf Platz acht landet die Hamburg Süd Group, die ebenfalls auf einen Marktanteil von (gerundet) 2,8 Prozent kommt.
Auch das chinesische Transportunternehmen - Yang Ming Marine Transport Corporation - gehört zu den größten Container-Reedereien der Welt. Aufgerundet liegt der Marktanteil ebenfalls bei gerundet 2,8 Prozent.
Ein weiteres deutsches Transport- und Logistikunternehmen ist durch die Hapag-Lloyd AG mit Sitz in Hamburg in den Top 10 vertreten. Mit einem Marktanteil von 4,8 Prozent ist Hapag-Lloyd die sechstgrößte Container-Reederei der Welt.
Die Liniendienste der Reederei Evergreen Marine landen mit einem Marktanteil von (gerundet) 4,8 Prozent auf Rang fünf.
Bei einem Marktanteil von rund 8 Prozent ist die chinesische Reederei COSCO die viertgrößte der Welt.
Der Marktanteil des französischen Schifffahrts- und Logistikunternehmens CMA CGM Group liegt bei stolzen 10,3 Prozent.
Noch etwas besser ist es um die Mediterranean Shipping Company (MSC) bestellt, die in Genf sitzt. Bei einem Marktanteil von 14,3 Prozent ist sie zurzeit die zweitgrößte Reederei der Welt.
Die dänischen Containerschiffsreederei A. P. Moller-Maersk landet auf der Spitzenposition. Ihr Marktanteil ist bei 15,9 Prozent unübertroffen.
Neben Zeaborn gehören weitere Investoren zum Käuferkonsortium, darunter auch der gleichermaßen schillernde wie umstrittene Ex-Alleineigentümer Bertram Rickmers. Er bleibt dem Vernehmen nach mit einem Minderheitsanteil beteiligt. Unter seiner Führung war die traditionsreiche Reederei überhaupt erst in Seenot geraten. Teils durch falsche Entscheidungen des Managements, teils durch eine tiefgreifende Branchenkrise, deren Ursachen fast eine Dekade zurückliegen. Damals wuchs die Weltwirtschaft in rasantem Tempo, und mit ihr die Reeder. Für die vielen Waren orderten die Unternehmen immer mehr Schiffe - vor allem in Deutschland.
Die Regierung machte es den Schifffahrtsunternehmen besonders einfach, die Reeder konnten ihren Expansionsdrang mit Hilfe von Privatanlegern finanzieren, die sich an den Schiffen beteiligten. Doch der Plan ging nie auf, die Wirtschaft brach ein. Heute gibt es zu viele Schiffe auf den Meeren. Und die Frachtraten, die Preise für den Transport, sind seit Jahren auf Tiefststand.
Das bekamen vor allem Schiffsvermieter wie Rickmers zu spüren. Aktuell steuert die Rickmers Gruppe eine Flotte von rund 100 Schiffen. Der Großteil gehört unabhängigen Dritten, für die Rickmers lediglich das Management der Schiffe übernimmt. Das Geschäft soll nun unter den neuen Eigentümern ausgebaut werden.