Auf solche halbseidenen Zulieferer sind Mittelständler oft angewiesen, wenn sie in Bangladesch nähen lassen wollen. Hersteller wie H & M oder C & A buchen Fertigungskapazität in den besten Fabriken – und sogar sie müssen zittern, wenn der US-Einzelhandelsriese Wal-Mart kommt und doppelt so große Aufträge platziert. "Wenn wir Pech haben, schmeißt uns der Fabrikant einfach von der Linie", sagt ein Einkäufer, der lange im Geschäft ist.
Olymp dagegen hatte Glück. Der Hemdenfabrikant aus dem württembergischen Bietigheim hat sich mit Interfab einen Lieferanten aus der bengalischen Vorzeige-Gruppe Viyellatex geangelt. Mitgründer Ahasan Kabir Khan hat ein Imperium aufgebaut, das neben Olymp auch für Hugo Boss, Esprit, Puma und s.Oliver näht. "Ich freue mich über jeden Kontrolleur, die Kunden treiben uns in die richtige Richtung", sagt Kabir Khan.
Der Kontrolleur heißt Silke Wippert und arbeitet für Olymp. Sie sitzt den ganzen Tag in der Interfab-Fabrik im Stadtteil Gazipur und lächelt meistens, wenn sie erzählt. In einem klimatisierten Räumchen zupft sie an Knöpfen oder begutachtet Nähte. "Ich sehe mich als Partner der Fabrikanten und möchte helfen, die tollen Menschen zu qualifizieren", flötet die Technikerin. Abends fährt der Fahrer sie ins Radisson Hotel – hinter eine Mauer, die von Stacheldraht gekrönt wird.
Die Armut bleibt draußen
Die Armut des Alltags bleibt draußen. Sie zeigt sich im Slum der Siedlung Kunipara, deren Straßen aus kippligen Holzbohlen bestehen, unter denen die Abwässer abwechselnd fließen oder stehen. In einer der Hütten haust die 15-jährige Sumi. Die Näherin teilt sich den Verhau mit ihrem 18-jährigen Bruder Hassan und drei Fremden. Zwei dürfen abwechselnd in einem Bett ohne Matratze schlafen, die anderen liegen auf dem Holzboden. Sumi ist im vorigen Jahr aus der Provinz nach Dhaka gekommen und verdient als ungelernte Kraft monatlich 3000 Taka, knapp 30 Euro. Alleine könnte sie dem Slumbesitzer die Miete nicht bezahlen: Zwölf Quadratmeter Wellblech kosten 2400 Taka im Monat.
In der Fabrik neben dem Slum näht sie pro Tag am Band 500 Pullover für die Hameem-Gruppe, die in dem neunstöckigen unverputzten Betongebäude schicke Klamotten für H & M fertigt. Auf den Arbeitgeber lässt sie nichts kommen. Überstunden werden bezahlt, es gibt eine medizinische Versorgung. Was ihre Träume sind? Sumi denkt lange nach: "Ich will eine bessere Näherin werden und einen guten Mann heiraten", sagt sie. Bruder Hassan ist mit der Antwort unzufrieden: "Wir kommen aus einer armen Familie und haben keine Träume. Wir wollen einfach nur besser leben." Das gehe nur in Dhaka – trotz Slum.