Toyota, Nissan und Honda sind dabei Japans Top-Manager schmieden einzigartige Wasserstoff-Allianz

Toyota, Honda, Nissan sowie acht weitere Öl- und Gasfirmen wollen mit einem Konsortium den Wasserstoff zum Treibstoff der Zukunft machen.

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Tokio Um den Aufbruch in die Wasserstoffwirtschaft zu verkünden, braucht die Japan AG einen der längsten Podiumstische in der Geschichte der Pressekonferenzen. Zwölf Firmenvertreter kündigten am Montag in Tokio auf einer breiten Bühne die Gründung eines Joint-Ventures an. Mit der Japan H2 Mobility (JHyM) wollen die Partner den Wasserstoffantrieb konkurrenzfähig machen.

Nicht umsonst sind die drei größten Autokonzerne Japans – Toyota, Nissan und Honda – mit dabei. Aber auch die Ölfirmen JXTG Nippon Oil & Energy Corporation und Idemitsu Kosan, sowie die Gasriesen Iwatani, Tokyo Gas, Toho Gas und Air Liquide Japan beteiligen sich. Unterstützt wird das Joint Venture durch Toyotas Handelshaus Toyota Tsusho und die Development Bank of Japan. Das Who-is-Who der japanischen Auto- und Energiewirtschaft verbündet sich.

Gemeinsam will diese Japan AG aus elf Unternehmen dem Wasserstoffantrieb zu explosionsartigem Wachstum verhelfen.

Als zwölfter Mann auf dem Podium erklärte der JHyM-Chef Hideki Sugawara die gemeinsamen Pläne. In einem ersten Schritt wollen die Partner bis März 2022 zusätzlich zu den bestehenden 101 Wasserstofftankstellen 80 neue bauen, um den schleppenden Absatz von Brennstoffzellenautos (FCEVs) zu beschleunigen.

Bis 2025 sollen es schon 320 Wasserstofftankstellen sein. Dies wäre nach derzeitigen Plänen der dritte Platz hinter Deutschland und China. Ohne den Zusammenschluss von Tankstellen und Gaslieferanten würden die Zapfsäulen für das flüchtige Gas nur in Städten gebaut werden, stellte Sugawara fest. „Um die Nachfrage nach FCEVs zu maximieren, müssen wir geografisch expandieren.“

Die Wirtschaft setzt auf Unterstützung aus der Politik. Im Dezember 2017 legte die japanische Regierung eine neue nationale Wasserstoffstrategie vor. Bereits seit Jahren drängt Japans Ministerpräsident Shinzo Abe die Firmen des Landes, die Olympischen Sommerspiele in Tokio im Jahr 2020 zum Schaufenster für Japans Wasserstoffmacht zu machen. Mit der Strategie präzisierte er nun die amtlichen Ziele bis 2030 und 2050.

Energiepolitisch will die Regierung Japans extrem hohe Abhängigkeit von Öl-, Gas- und Kohleeinfuhren senken. Die Energieversorgung hängt derzeit fast vollständig von Importen ab und ist damit sehr anfällig für Krisen. Gleichzeitig soll Wasserstoff für Autos und die dezentrale Stromerzeugung dazu beitragen, den Kohlendioxidausstoß des Landes drastisch zu senken.

Daher will die Regierung mit ihrer Förder- und Forschungspolitik nicht nur dazu beitragen, die bisher noch sehr hohen Kosten für die Produktion und den Vertrieb von Wasserstoff auf das Niveau fossiler Brennstoffe zu senken. Überdies will sie bis 2030 eine vollständige Lieferkette daheim und global aufbauen.

Langfristig träumen die Planer sogar davon, Wasserstoff nicht wie bisher aus Gas abzuspalten, sondern umweltfreundlich durch Elektrolyse aus Wasser zu gewinnen. Auf der Insel, die vom japanischen Meer und dem Pazifik umschlossen wird, ist Wasser nahezu unbegrenzt verfügbar. Um diese Idee auch lukrativ für die Industrie zu machen, möchte die Regierung bereits mittelfristig einen großen Markt für Brennstoffzellenautos schaffen.

Bis 2020 wollen die Planer bereits 40.000 Wasserstoffautos auf japanische Straßen bringen, bis 2025 sollen es bereits 200.000 sein und weitere fünf Jahre später 800.000 FCEVs. Schon heute sind die japanischen Hersteller Toyota und Honda Vorreiter bei der Wasserstofftechnologie.

Mit dem Mirai hat Toyota schon 2016 das erste Großserienfahrzeug mit Brennstoffzelle auf den Markt gebracht. Darüber hinaus haben die Japaner Brennstoffzellenbus entwickelt. Honda zog voriges Jahr mit seinem Brennstoffzellen-Modell Clarity nach. Nur Nissan setzte bislang vor allem auf batteriebetriebene Elektroautos.

Denn große Gewinne mit der Wasserstofftechnologie sind kurzfristig kaum zu erwarten. Vor allem für die Tankstellenbetreiber ist Wasserstoff noch ein Verlustgeschäft. Die Wartungskosten sind hoch, die Kundenzahl begrenzt. Daher wirbt das Konsortium mit der Teilnahme der japanischen Entwicklungsbank aktiv um Finanzinvestoren. Gemeinsam mit staatlichen Subventionen sollen private Investitionen die finanziellen Lasten leichter schultern.

Auf eine Wasserstofftanksäule kommen in Japan gerade einmal 24 Autos. Und geht es nach den Marktforschern von Frost & Sullivan werden Japans Träume von der neuen Wasserstoffwelt wohl nicht so schnell in Erfüllung gehen . In einer kürzlich veröffentlichten Studie sagen die Experten voraus, dass der weltweite Markt für Brennstoffzellen-Autos bis zum Jahr 2030 auf 583 000 Autos anschwellen wird. Das ist beträchtlich, aber nur ein kleiner Teil des Markts.

In der Nische könnten die Japaner aber gut aufgestellt sein: Frost & Sullivan erwartet, dass asiatische Hersteller den Markt für Wasserstoffautos dominieren werden. Und auch politisch könnte der Wandel zur Wasserstoffwelt weiter vorangetrieben werden: „Regierungen asiatischer Länder, wie China, Japan und Korea, sind eher bereit, Fahrzeuge mit Brennstoffzelle zu subventionieren, als batteriebetriebene Elektrofahrzeuge”, sagt Anjan Hemanth Kumar, Mobility Programm Manager bei Frost & Sullivan.

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