Trumps kündigt Strafzölle an Deutsche Stahllobby fürchtet vollständige Verdrängung vom US-Markt

Die USA sind nach der EU für Deutschland der wichtigste Markt für Walzstahlexporte. Die deutsche Stahlindustrie fürchtet nun die Folgen der Strafzölle.

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Die USA wollen Strafzölle auf Importe erheben. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Wirtschaftsvereinigung Stahl rechnet damit, dass Strafzölle in Höhe von 25 Prozent deutsche und europäische Unternehmen vermutlich vollständig vom amerikanischen Markt verdrängen würden.

Vor allem die Stahlindustrie in Deutschland wäre betroffen, da die Vereinigten Staaten mit einem Volumen von knapp einer Million Tonnen der wichtigste Markt nach der Europäischen Union für Walzstahlexporte aus Deutschland sind. Exportiert werden zudem besonders wertschöpfungsintensive Güter. Mit einem Importwert von 1,7 Milliarden Dollar ist Deutschland der wichtigste europäische Anbieter auf dem US-Markt.

Insgesamt liefert die EU rund 3,6 Millionen Tonnen Stahl in die USA – allerdings bei einem Gesamtausstoß von rund 130 Millionen Tonnen. Damit ist Europa einer der großen Exporteure nach China, Kanada, Brasilien und Südkorea.

Die meisten deutschen Stahlkonzerne wollten sich zu den Strafmaßnahmen aus Washington nicht direkt äußern. Die Strafmaßnahmen für jedes einzelne Unternehmen sind zwar schmerzlich, aber nicht bedrohlich: Betroffen von den Maßnahmen wären allenfalls zwei bis drei Prozent des gesamten Ausstoßes.

„Man muss sich das nun im Einzelnen anschauen“, heißt es bei einem großen Stahlhersteller in Deutschland. „Wer zahlt das? Die Kunden? Oder wir? Lohnt sich dann für uns das Geschäft noch?“ Europas Stahlhütten liefern vor allem hochwertige Sorten, die die amerikanische Konkurrenz zum Teil nicht im Angebot hat. Die Abnehmer in den USA, sei es aus der Autobranche oder im Maschinenbau, sind aber auf diese Spezialstähle angewiesen.

„Wir wollen die Kunden ja auch nicht hängen lassen“, heißt es in der Branche. Für Ärger sorgte in der Branche, dass sich die EU-Kommission den ganzen Tag über mit Protesten oder einer politischen Bewertung bedeckt gehalten hat: „Da geht es um tausende Arbeitsplätze in Europa und die EU rührt sich nicht“, hieß es bei einem großen Stahlhersteller.

Die deutsche Stahlindustrie fürchtet nach der Entscheidung aus Washington, dass sie zudem unter den indirekten Folgen leiden wird, wenn insbesondere asiatische Stahlhütten aus Südkorea oder China die Mengen, die sie nicht mehr in den USA unterbringen können, in erheblichem Ausmaß im relativ offenen EU-Markt abladen. „Ein erneuter Ausbruch der bis heute noch nicht vollständig überwundenen Importkrise auf dem EU-Stahlmarkt wäre die unweigerliche Folge“, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Umlenkungseffekte drohen

Kerkhoff fordert daher, dass die europäische Stahlindustrie vor den drohenden Umlenkungseffekten geschützt werden müsse. „Dies muss natürlich im Rahmen der in der WTO dafür vorgesehenen Instrumente erfolgen.“

Parallel dazu müsse die Arbeit im Rahmen des Globalen Stahlforums der G20 intensiviert werden. Den USA sollte mehr denn je gezeigt werden, dass multilaterale Lösungen der bessere Weg sind als protektionistische Sonderwege. „Darauf sollten gerade die politischen Entscheider in der EU die US-Seite deutlich hinweisen“, sagt Kerkhoff.

Stahlexperten der Schweizer Großbank UBS gehen davon aus, dass auch die US-Wirtschaft unter den Folgen der Strafzölle auf importierten Stahl leiden wird. So würden unweigerlich die Kosten für die Autohersteller in den USA steigen – und das bei engen Profitmarken. „Viele werden Schwierigkeiten haben, das auf die Autokäufer abzuwälzen“, heißt es.

Die gesamtwirtschaftlichen Folgen halten die UBS-Experten allerdings für überschaubar. Die Strafzölle beträfen weniger als ein Prozent der gesamten US-Importe. „Die Auswirkungen auf Nachfrage und Inflation sind zu vernachlässigen“, heißt es in der Studie.

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