Unkrautvernichter Roundup Bayer gewinnt Prozess gegen Mutter von krebskrankem Jungen

Mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto hat sich Bayer Rechtskonflikte rund um Roundup ins Haus geholt. Quelle: Reuters

Nicht jeder Glyphosat-Prozess in den USA geht verloren. Wichtig für den gebeutelten Bayer-Konzern, aber eine Trendwende bedeutet das noch nicht. Dafür bedarf es wohl einer höchstrichterlichen Entscheidung.

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Der seit Jahren mit milliardenteuren Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten ringende Bayer-Konzern hat in den Vereinigten Staaten erstmals einen Prozess um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters gewonnen. Die Geschworenen befanden am Dienstag (Ortszeit) in Los Angeles, dass die Erkrankung eines Jungen mit dem Non-Hodgkin-Lymphom nicht auf die Verwendung des glyphosathaltigen Pestizids Roundup zurückgeht

„Wir haben großes Mitgefühl für Ezra Clark und seine Familie“, hieß es in einer Mitteilung von Bayer. Der Konzern sieht sich durch das Urteil der Geschworenen aber gleichzeitig in seiner Auffassung bestätigt, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher ist. Dafür führt das Unternehmen immer wieder wissenschaftliche Studien an.

Wenngleich der aktuelle Fall nicht hochgerechnet werden sollte, zeige er, dass ein Glyphosat-Prozess gegen Bayer kein Selbstläufer sei, kommentierte ein Börsenhändler die jüngste Entwicklung. Der Fall könnte Bayer Argumente in den Vergleichsverhandlungen bei noch ausstehenden Klagen liefern.

So waren die Glyphosat-Klagen infolge einer Niederlage in einem Prozess im Sommer 2018 nach oben geschnellt. Zwei weitere Schlappen für Bayer folgten seither. Ungleich wichtiger als der aktuelle Sieg in dem Prozess in Los Angeles ist aber die anstehende Entscheidung des höchsten US-Gerichts in einem anderen Fall.



Denn: Bayer-Chef Werner Baumann setzt auf eine höchstrichterliche Entscheidung, um eine grundlegende Trendwende herbeizuführen. Dazu reichte Bayer im Sommer beim Supreme Court einen Antrag auf Revision des Falls Hardeman ein. Sollten die Richter ihn zur Entscheidung annehmen und später im Sinne von Bayer urteilen, hätte dies Signalwirkung. Die Deutschen versprechen sich, dann die Glyphosat-Streitigkeiten im Grunde beenden zu können.

Für den Fall, dass der Supreme Court sich mit dem Glyphosat-Verfahren nicht befassen will oder gegen Bayer entscheidet, hat der Konzern Rückstellungen von 4,5 Milliarden Dollar gebildet. Mit dem Geld würde Bayer dann ein Programm aufsetzen, um in den kommenden 15 Jahren mit den Forderungen neuer Kläger umzugehen. Zuvor hatte Bayer bereits mehr als 11 Milliarden Dollar für ein Vergleichspaket zur Beilegung von US-Klagen zurückgestellt. Rund 96.000 Fälle sind bereits endgültig beigelegt worden.

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Bayer hatte sich die teuren Rechtskonflikte rund um Roundup 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto ins Haus geholt. Nach der ersten Prozessniederlage im Sommer desselben Jahres hatte sich der Abwärtstrend der Bayer-Aktien beschleunigt. Mit aktuell gut 46 Euro kosten sie derzeit nur etwa halb so viel wie damals. Kein Papier hat im Dax in dem Zeitraum mehr verloren..

Mehr zum Thema: Bayer kämpft im Streitfall Glyphosat auch vor dem Oberste Gericht der USA. Der Konzern kann auf wirtschaftsnahe Richter bauen – wenn da nicht ein früheres Pestizidurteil wäre.

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