Volkswagen Anhörung zu Vorwurf der Sklavenarbeit gegen VW in Brasilien beginnt

Hat der deutsche Konzern Menschen in Südamerika zu Sklavenarbeit gezwungen? Die brasilianische Justiz nimmt die Vorwürfe offenbar ernst.

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Beschäftigte der Wolfsburger Konzern Zwangsarbeiter? Quelle: picture alliance / Wolfgang Weihs

In der brasilianischen Hauptstadt Brasília hat eine Anhörung zu möglicher Sklavenarbeit auf einer Amazonas-Farm eines Tochterunternehmens von Volkswagen do Brasil in den 1970er und 80er Jahren begonnen. Dies bestätigte der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia Rodrigues der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Dabei solle es auch um eine etwaige Wiedergutmachung für die Arbeiter auf der Farm und für die brasilianischen Gesellschaft gehen.

„Wir können versichern, dass wir die geschilderten Vorgänge auf der Fazenda Rio Cristalino sehr ernst nehmen“, hatte ein Sprecher der Volkswagen AG auf Anfrage gesagt, als die brasilianische Staatsanwaltschaft VW do Brasil vor zwei Wochen vorgeladen hatte. Man wolle sich aufgrund eines möglichen rechtlichen Verfahrens in Brasilien jedoch nicht weiter äußern.

„Das, was auf der Fazenda passiert ist, stellt schwere Menschenrechtsverletzungen dar, auch weil Sklavenarbeit eingesetzt wurde“, sagte Staatsanwalt Garcia Rodrigues. „Nachdem sie Eigentum von Volkswagen war, ist das Unternehmen auch dafür verantwortlich.“ Er sprach etwa von unwirtlichen Unterkünften auf der als „Fazenda Volkswagen“ bekannten Farm in Santana do Araguaia im Bundesstaat Pará. Zudem hätten die Arbeiter die Farm nicht verlassen können.

Bei der „Fazenda Volkswagen“ handelte es sich dem Ermittler zufolge um eine der größten Unternehmungen im ländlichen Amazonasgebiet, der Autokonzern wollte damals in das Fleischgeschäft einsteigen. Sie wurde in den 1970er Jahren gegründet und von der brasilianischen Militärdiktatur unterstützt. Die Farm war rund 1390 Quadratkilometer groß und hatte etwa 300 Arbeiter. Die für die Rodung zuständigen Leiharbeiter, auf die sich der Vorwurf der Sklavenarbeit vor allem bezieht, waren nicht direkt bei dem Tochterunternehmen angestellt.

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