VW im Quartal Volkswagen schafft guten Start ins neue Jahr

Die Quartalszahlen von VW belegen den guten Start ins neue Jahr. Die Verkäufe entwickeln sich ordentlich, zugleich verliert die Dieselaffäre ihren Schrecken. Der renditeschwachen Marke VW hilft eine neue Bilanzierung.

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Ein VW Tiguan wird in einem Autohaus in Leipzig mit Rabatt angeboten. Nachlässe und andere Verkaufshilfen gehören zum Standard in der Autobranche. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Volkswagen-Konzern ist besser als erwartet in das neue Jahr gestartet. Insbesondere in Europa und China laufen die Geschäfte ordentlich, Einbußen in den USA lassen sich damit mehr als ausgleichen. Der Umsatz ist im ersten Quartal von 2017 um 10,3 Prozent auf 56,2 Milliarden Euro gestiegen. Der operative Gewinn von 4,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,4) bescherte dem Wolfsburger Konzern eine operative Rendite von 7,8 Prozent, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 6,1 Prozent. Sonderlasten wie etwa aus der Dieselaffäre sind bei diesem Vergleich nicht mit einbezogen.

Vor allem die Kernmarke von Volkswagen hat bei Europas größtem Autokonzern am Jahresbeginn zu dem hohen operativen Ergebnis geführt. Die renditeschwache Kernmarke schaffte es im ersten Quartal auf ein operatives Ergebnis von knapp 0,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 73 Millionen Euro). Die operative Rendite der Marke lag im ersten Quartal bei mehr als 4,5 Prozent.

„Die gute Entwicklung der Konzernmarken, die Einführung neuer, überzeugender Produkte und ein solides Ergebnisniveau in Westeuropa haben sich positiv auf unsere Quartalszahlen ausgewirkt“, kommentierte Vorstandschef Matthias Müller das Zwischenergebnis. „Darüber hinaus macht sich bezahlt, dass wir überall im Unternehmen an mehr Effizienz und Produktivität arbeiten“, so Müller weiter. Die vorgelegten Ergebnisse machten Mut, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.

Gründe für das Plus bei der Kernmarke seien erfolgreiche Markteinführungen wie der neue VW Tiguan. Auch die übrigen Marken des Konzerns hätten zu der guten Entwicklung beigetragen. Mit 1,2 (Vorjahr: 1,3) Milliarden Euro lag das operative Ergebnis von Audi fast auf dem Niveau des Vorjahres. In den ersten drei Monaten konnte Škoda an die gute Entwicklung des Vorjahres anknüpfen. Das operative Ergebnis stieg um 31,8 Prozent auf 415 Millionen Euro. Die Umsätze von Porsche lagen wie im Vorjahr bei fünf Milliarden Euro. Das operative Ergebnis von Porsche ist auf auf 932 (Vorjahr: 855) Millionen Euro angestiegen.

Die Kernmarke ist wegen ihrer Ertragsschwäche der große Problemfall des VW-Konzerns, der zuletzt von den ertragsstärkeren Töchtern wie Porsche und Audi profitierte. Im gesamten Jahr 2017 rechnet Volkswagen weiter mit einer operativen Rendite zwischen 6,0 und 7,0 Prozent. Konzernchef Matthias Müller erwartet für 2017 konzernweit ein Umsatzplus von bis zu vier Prozent.

2016 war die Volkswagen-Kernmarke beim Gewinn noch abgerutscht. Die Autos mit dem VW-Logo warfen ein geringeres Ergebnis im laufenden Geschäft ab – selbst ohne Betrachtung von Faktoren wie der Abgas-Affäre ging das Betriebsergebnis der Kernmarke um Golf, Passat und Tiguan 2016 um 11,1 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz fiel um 0,6 Prozent auf 105,7 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr lag die operative Umsatzrendite der Marke Volkswagen gerade einmal bei 1,8 Prozent. Bei Volkswagen dürfte jetzt zudem auch immer stärker das neue Sparprogramm greifen. Im vergangenen Jahr hatte die Marke bei den Fixkosten immerhin schon Einsparungen von rund 800 Millionen Euro erreicht.

Mit dem im November beschlossenen und inzwischen angelaufenen „Zukunftspakt“ will der Konzern seine Hauptmarke rentabler machen. Die jährlichen Kosten sollen bis 2020 um rund 3,7 Milliarden Euro sinken. Geplant ist auch der Abbau von bis zu 30.000 Stellen, indes ohne betriebsbedingte Kündigungen.

Die Marke Volkswagen profitiert zudem von einer Umstellung in der eigenen Bilanzierung, die der Konzern erstmals im Jahr 2017 anwendet. Bislang war der tendenziell renditeschwächere ausländische Vertrieb anderer Töchter aus dem Konzern auch der Marke VW zugeordnet worden. Der Konzern hat in vielen Ländern nur eine einzige Vertriebsgesellschaft, die dann wiederum alle Marken verkaufen. Die Kennzahlen dieser ausländischen Vertriebsgesellschaften werden nun dem Konzern zugerechnet und bei der Marke VW herausgenommen. Das führt dazu, dass bei der Marke Umsatz und Ertrag zurückgehen. Der Handel gilt nun wiederum als vergleichsweise renditeschwach. Der Umsatz fällt stärker als der Ertrag, was bei der Marke Volkswagen zu einer höheren Rendite führt. Nach alter Berechnung lag der Umsatz im vergangenen Jahr bei 106 Milliarden Euro, nach dem neuen System sind es 74 Milliarden Euro. Der operative Gewinn fällt durch die Umstellung von 1,9 auf 1,6 Milliarden Euro, die Rendite steigt von 1,8 auf 2,1 Prozent. „Die Marke Volkswagen dürfte von dieser Umstellung in den kommenden Jahren stark profitieren“, glaubt Automobilexperte Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI, vielleicht sogar stärker als durch das Sparprogramm. Für den gesamten Konzern ändert sich durch die Umstellung allerdings überhaupt nichts, Umsatz und Ertrag bleiben gleich. Die Marke Volkswagen profitiert nachweislich: Das niedrige Ertragsniveau sieht durch die Umstellung gleich etwas besser aus.

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