Der japanische Autobauer Toyota hat seit der Einführung von Hybridautos im Jahr 1997 bereits einen Großteil seiner Flotte teilelektrifiziert. Nun will das Unternehmen nach Berichten japanischer Medien möglicherweise 2019 mit der Serienproduktion eines reinen Elektroautos beginnen – und zwar in China. Denn Toyota steht wie viele etablierte Autobauer vor der enormen Herausforderung, ab 2018 eine ambitionierte Quotenregelung der chinesischen Regierung für elektrisch angetriebene Autos erfüllen zu müssen.
Für Toyota bedeutet dieser Schritt einen Strategiewechsel mit Ansage. Das Unternehmen hat zwar 2012 schon mal eine kleine Serie rein elektrischer RAV4-SUVs in den USA aufgelegt, um Umweltrichtlinien in Kalifornien zu erfüllen. Aber in seiner Elektrifizierungsstrategie hat sich Japans Branchenprimus mittelfristig auf Hybrid- und langfristig auf Brennstoffzellenautos konzentriert, die Strom aus Wasser- und Sauerstoff gewinnen.
Toyota hat damit lange billigend in Kauf genommen, als Nachzügler bei Elektroautos zu gelten. Denn in den Augen Toyotas taugen Elektroautos bisher nur für Kurzstrecken, da die die Akkus noch nicht genügend Reichweite zu vertretbaren Preisen für den Masseneinsatz bieten. Aber Toyotas Ingenieure haben immer darauf hingewiesen, dass sie als Weltmarktführer bei Hybridautos über die notwendige Technik verfügen und jederzeit ein Elektroauto auflegen könnten, wenn die Führung es wolle. 2016 signalisierte Konzernchef Akio Toyoda dann deutlich den Willen zur schmerzhaften und radikalen Kurswende.
Ende vergangenen Jahres gründete er nicht nur kurzerhand ein firmeninternes Start-up für die Entwicklung von Elektroautos, sondern übernahm die Führung der kleinen Planungsabteilung zusammen mit einer kleinen Gruppe weiterer Top-Manager gleich selbst, um so im kleinen Kreis rasch Entscheidungen treffen zu können. Zudem holte er sich Vertreter von wichtigen Toyota-Zulieferern Denso, Aisin Seiki und dem Ur-Toyota – Toyotas größtem Aktionär – Toyota Industries ins Projekt.
Dementsprechend gibt es auch kein Dementi über die immer detaillierteren Berichte über Toyotas Elektroautopläne. „Wir werden Elektroautos in China innerhalb einiger Jahre einführen“, bestätigte Konzernsprecher Ryo Sakai dem Handelsblatt. Allerdings äußere sich das Unternehmen nicht über künftige Produktpläne.
Elektroautos im Kostenvergleich
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
BMW i3 | Strom | 36.150 Euro | 598 Euro | 47,8 Cent |
Mini Cooper S | Super Plus | 26.600 Euro | 542 Euro | 43,4 Cent |
Mini Cooper SD | Diesel | 28.300 Euro | 519 Euro | 41,5 Cent |
Quelle: ADAC
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Citroën C-Zero | Strom | 19.800 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Citroën C1 Vti 68 | Super | 13.900 Euro | 388 Euro | 31,0 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Ford Focus Electric | Strom | 34.900 Euro | 665 Euro | 53,2 Cent |
Ford Focus 1.5 EcoBoost | Super | 25.500 Euro | 618 Euro | 49,4 Cent |
Ford Focus 2.0 TDCi | Diesel | 28.100 Euro | 623 Euro | 49,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Hyundai IONIQ Elektro | Strom | 33.300 Euro | 587 Euro | 47,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 GDI | Super | 22.630 Euro | 562 Euro | 45,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 CRDi blue | Diesel | 24.030 Euro | 548 Euro | 43,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Kia Soul EV | Strom | 28.890 Euro | 526 Euro | 42,1 Cent |
Kia Soul 1.6 GDI | Super | 19.990 Euro | 529 Euro | 42,3 Cent |
Kia Soul 1.6 CRDi | Diesel | 23.490 Euro | 539 Euro | 43,1 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Mercedes-Benz B250e | Strom | 39.151 Euro | 713 Euro | 57,0 Cent |
Mercedes-Benz B220 4Matic | Super | 34.076 Euro | 773 Euro | 61,8 Cent |
Mercedes-Benz B220d | Diesel | 36.521 Euro | 728 Euro | 58,2 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Nissan Leaf | Strom | 34.385 Euro | 632 Euro | 50,6 Cent |
Nissan Pulsar 1.2 DIG-T | Super | 22.290 Euro | 574 Euro | 45,9 Cent |
Nissan Pulsar 1.5 dCi | Diesel | 22.690 Euro | 535 Euro | 42,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Renault Zoë | Strom | 34.700 Euro | 580 Euro | 46,4 Cent |
Renault Clio TCe 90 | Super | 16.790 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Renault Clio dCi 90 | Diesel | 20.290 Euro | 454 Euro | 36,3 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Tesla Model S 60 | Strom | 71.020 Euro | 1206 Euro | 96,5 Cent |
Mercedes-Benz CLS 400 | Super | 63.427 Euro | 1198 Euro | 95,8 Cent |
Mercedes-Benz CLS 350d | Diesel | 62.178 Euro | 1156 Euro | 92,5 Cent |
Hinweis: Da Tesla selbst keine Autos mit Diesel- oder Benzinmotor verkauft, hat der ADAC zum Vergleich den Mercedes-Benz CLS herangezogen.
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
VW e-up! | Strom | 26.900 Euro | 472 Euro | 37,8 Cent |
VW up! 1.0 | Super | 14.255 Euro | 375 Euro | 30,0 Cent |
Dass Toyota nun in China über seinen Schatten springt, hat zuerst politische Gründe. Chinas Regierung wittert bei Elektroautos nicht nur die Chance, die verpestete Luft der Megacitys zu verbessern, sondern zudem in dieser Antriebstechnik sowie bei der Produktion von Lithium-Ionen-Akkus die Marktführerschaft zu übernehmen. Im ersten Schritt subventionierte Chinas daher elektrifizierte Antriebe. Im zweiten will sie die Autobauer nun unter Androhung von Strafen zwingen, schrittweise immer mehr Elektroautos zu verkaufen.
Und die Quoten sind hart. 2018 sollen in China bereits acht Prozent der verkauften Autos eines Herstellers an der Steckdose aufladbare Plug-in-Hybride oder reine elektrische Autos sein, um dann bis 2025 auf ein Fünftel anzusteigen. Aufgrund der hohen Importzöllen müssen die Fahrzeuge realistischerweise in China hergestellt werden, um eine Chance zu haben.
China bei E-Autos in der Führungsposition
Bisher zahlt sich die Strategie aus. China war voriges Jahr bereits mit Abstand der größte Elektroautomarkt der Welt. Und er wird von dutzenden einheimischen Hersteller nahezu vollständig kontrolliert.
Gemessen in reiner Menge dürfte China auch global die Führungsposition bei Elektroautos erobern. Nach einer Prognose der amerikanischen Beratungsfirma AlixPartners könnten im Jahr 2020 49 von 103 Elektroautomodellen sowie zwei Drittel der global benötigen Autoakkus von chinesischen Herstellern stammen.
Doch neben politischen Erwägungen erscheinen Chinas ambitionierten Ziele für 2025 auch wirtschaftlich immer weniger luftig. So hoben die Analysten der Bank UBS kürzlich ihre Verkaufsprognose von Elektroautos für 2025 um 50 Prozent auf 14 Prozent des globalen Neuwagenmarkts an. Denn bei dem fachgerechten Zerlegen eines Bolt von General Motors sie fanden heraus, dass der amerikanische Tesla-Rivale schon jetzt 4600 US-Dollar billiger war als sie dachten. Die Analysten glauben daher, dass sich der Kauf von Elektroautos schon früher als gedacht für immer mehr Kunden rechnet.
Umso verständlicher ist die Sorge der etablierten Hersteller, dass sie Chinas amtliche Vorgaben nicht fristgemäß erfüllen können und damit von chinesischen Herstellern überholt werden könnten. Selbst die Kultfirma Tesla schaut sich bereits in China nach Produktionspartnern um.
Die Verbände amerikanischer, europäischer, japanischer und koreanischer Autobauer haben Peking daher kürzlich in einem Brandbrief gedrängt, die Einführung einer Elektroautoquote um drei Jahre aufzuschieben. Auch die Bundesregierung hat sich eingeschaltet.
Die Elektroautopläne Toyotas legen allerdings nahe, dass zumindest die Japaner lieber auf Sicherheit spielen. 2018 werden zwei Plug-in-Hybride als Quotenmodelle auf den Markt kommen. 2019 könnte dann ein Massenmodell auf SUV-Basis folgen, schreiben japanische Medien. Denn die haben bereits mehr Platz für größere Batterien und wären daher recht schnell umrüstbar. Außerdem erfreuen sich SUVs auch bei Chinesen wachsender Beliebtheit.
Toyota profitiert bei seinem Vorstoß davon, dass das Unternehmen schon lokale Zulieferer für elektrifizierte Antriebe aufgebaut hat. Denn der Konzern startete die erste Produktion seines ersten Hybridauto Prius im Ausland 2005 in China. Seither haben die Japaner nicht nur ein Entwicklungszentrum, sondern auch zwei Fabriken für Hybridantriebe gegründet. Toyota kann daher den Großteil seiner chinesischen Hybridverkäufe aus lokaler Produktion decken. Auch bei den Plug-in-Hybriden ist dies Toyotas Ziel.