Das Bundesgesundheitsministerium will vier Unternehmen mit der Entwicklung des geplanten digitalen Impfpasses beauftragen. Das sind der US-Konzern IBM, das Softwareunternehmen Ubirch, die IT-Genossenschaft govdigital und der IT-Dienstleister Bechtle, wie das Ministerium am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Ubirch ist auf die Blockchain-Technologie spezialisiert, die fälschungssicher sein soll, da die Ausführung jedes neuen Schritts im Programmablauf auf mehreren Rechnern gleichzeitig verifiziert wird.
Der digitale Impfpass ist ein kürzlich vereinbartes Projekt der EU und soll im Schnellgang entwickelt werden. Den Gesetzentwurf will die Kommission am 17. März vorlegen. Helfen soll der Impfpass bei einer schnelleren Rückkehr zur Normalität. Bedenken angemeldet hat unter anderem die italienische Datenschutzbehörde, die eine Diskriminierung nicht geimpfter Bürger fürchtet.
Bereits am Montag war bekannt geworden, dass IBM beim digitalen Impfpass mitinvolviert sein würde. Dies ging aus der Online-Ausgabe des Amtsblatts der Europäischen Union am Montag hervor. Der Abschluss des Vertrags erfolgt erst nach Ablauf von zehn Kalendertagen. International entwickeln die US-Amerikaner bereits zusammen mit dem Pharmaunternehmen Moderna Technologien, um den Covid-19-Impfprozess zu unterstützen. Um die Erstellung des Impfpasses, dem ein hoher Stellenwert bei der Wiederbelebung des Reiseverkehrs beigemessen wird, hatte sich auch die Deutsche Telekom bemüht, die nun leer ausgeht. Der Bonner Dax-Konzern, der zusammen mit SAP bereits die Corona-Warn-App umgesetzt hat, wollte keine Stellung nehmen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will den digitalen Impfpass noch vor den deutschen Sommerferien anbieten und hatte deswegen kurzfristig ein Dringlichkeits-Verfahren auf den Weg gebracht. Besonders die Tourismus- und Luftfahrtbranche setzt große Hoffnungen in ein solches Dokument, das EU-weit einheitlich gestaltet werden soll. Zuerst hatte das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ von der Vergabe an IBM berichtet.
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