Mit einem milliardenschweren Programm will Microsoft den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der deutschen Wirtschaft fördern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte dies am Donnerstag als weiteren Erfolg des Investitionsstandorts Deutschland, der sich in ähnliche Projekte anderer Firmen aus den Bereichen Batterien, Autos, Chips oder Pharma einreihe.
Dem Präsidenten des US-Softwarekonzerns, Brad Smith, zufolge steckt Microsoft im laufenden und kommenden Jahr 3,2 Milliarden Euro in neue KI-Rechenzentren und -Schulungsangebote. Das sei die größte Summe, die sein Unternehmen in den vergangenen 40 Jahren in Deutschland ausgegeben habe. Maßgeblich für die Entscheidung sei die Bedeutung der Bundesrepublik für die Weltwirtschaft. Die hohen Anforderungen beispielsweise an den Datenschutz halte er für einen Standortvorteil. „Die Welt möchte, dass sich diese Technologie auf eine sichere Art und Weise weiterentwickelt, die die Grundrechte der Menschen schützt. Wenn wir also die Standards hier in Deutschland erfüllen können, werden wir die Bedürfnisse der Welt erfüllen.“
Die aktuelle Investitionswelle der Unternehmen schaffe die Basis für einen künftigen Aufschwung der von einer schwächelnden globalen Konjunktur ausgebremsten deutschen Wirtschaft, betonte Bundeskanzler Scholz. „Wir warten auf den Moment, wo (die Weltwirtschaft) wieder schneller wächst, und dann ist alles da, was die Unternehmen, die hier investiert haben und diejenigen, die von Deutschland aus investieren, vorbereitet haben.“
Schneller schlau: So lernen Maschinen das Denken
Mit Kameras, Mikrofonen und Sensoren erkunden die Maschinen ihre Umwelt. Sie speichern Bilder, Töne, Sprache, Lichtverhältnisse, Wetterbedingungen, erkennen Menschen und hören Anweisungen. Alles Voraussetzungen, um etwa ein Auto autonom zu steuern.
Neuronale Netze, eine Art Nachbau des menschlichen Gehirns, analysieren und bewerten die Informationen. Sie greifen dabei auf einen internen Wissensspeicher zurück, der Milliarden Daten enthält, etwa über Personen, Orte, Produkte, und der immer weiter aufgefüllt wird. Die Software ist darauf trainiert, selbstständig Muster und Zusammenhänge bis hin zu subtilsten Merkmalen zu erkennen und so der Welt um sie herum einen Sinn zuzuordnen. Der Autopilot eines selbstfahrenden Autos würde aus dem Auftauchen lauter gelber Streifen und orangefarbener Hütchen zum Beispiel schließen, dass der Wagen sich einer Baustelle nähert.
Ist das System zu einer abschließenden Bewertung gekommen, leitet es daraus Handlungen, Entscheidungen und Empfehlungen ab – es bremst etwa das Auto ab. Beim sogenannten Deep Learning, der fortschrittlichsten Anwendung künstlicher Intelligenz, fließen die Erfahrungen aus den eigenen Reaktionen zurück ins System. Es lernt zum Beispiel, dass es zu abrupt gebremst hat und wird dies beim nächsten Mal anpassen.
Smith: Deutschland ist Vorreiter bei KI-Einsatz
Die Bundesrepublik rangiere weltweit auf Platz zwei bei der Nutzung von KI durch Organisationen und sei in Europa der zweitwichtigste Entwickler von KI-Anwendungen, erläuterte Smith. Bei KI-Fähigkeiten lande Deutschland europaweit aber nur auf Platz elf. Mit den neuen Schulungsangeboten würden Programmierfähigkeiten verbessert und Menschen die notwendigen Fähigkeiten zur Nutzung dieser Technologie vermittelt.
Die neuen Rechenzentren sollen den Angaben zufolge im Rheinland sowie im Rhein-Main-Gebiet entstehen. In Frankfurt befindet sich ein wichtiger Internet-Knotenpunkt.
Der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Hendrik Wüst (CDU), äußerte sich in einem Zeitungsinterview erfreut über Microsofts Pläne. „Mit dieser Milliarden-Entscheidung trägt Microsoft wesentlich dazu bei, die Transformation unserer Wirtschaft nachhaltig voranzutreiben.“
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