Der Termin kann Leben retten, dennoch verspüren wenige Mieter und Wohnungsbesitzer Lust darauf: die jährliche Kontrolle der Rauchmelder. Die fehlerfreie Funktion schätzt sicher jeder, in dessen Wohnung sich unbemerkt ein Brand entwickelt. Die Überprüfung durch einen Service-Techniker ist hingegen lästig, setzt sie doch voraus, dass ein Bewohner die Tür öffnet. Das Unternehmen Lupus Electronics aus Landau verspricht mit seinem Mobilfunkrauchmelder Lupus, dass der Check unbemerkt und ohne Terminabsprache erledigt wird.
Für seinen mit einer SIM-Karte ausgestatteten Rauchmelder Lupus erhielt der Mittelständler aus der Pfalz den Digital Champions Award in der Kategorie Digitale Produkte und Dienstleistungen. Das Gerät macht die ungeliebten Routinekontrollen einerseits überflüssig, andererseits spart es Mietern und Technikern nennenswert Zeit.
Große Wohnungsunternehmen können mit dem Lupus-Rauchmelder die verpflichtende Montage und die jährliche Kontrolle der Geräte nun bündeln. „Sonst müssen Mitarbeiter versuchen, die Mieter zu einer Terminzusage für den Check zu bewegen und sie dann an Tag X auch tatsächlich anzutreffen“, sagt Matthias Wolff von Lupus Electronic, der mit seinen beiden Brüdern das Unternehmen vor 13 Jahren gründete. Die Quote der überprüften Rauchmelder liegt bei der Lupus-Lösung immer bei 100 Prozent.
Mit der App den richtigen Dübel wählen
Die Daten über den Zustand des Rauchmelders werden in der Cloud gesammelt. Diese sendet das Gerät alle 24 bis 48 Stunden – so wird der Zustand dank Fernwartung viel häufiger als die vorgeschriebene jährliche Frist ermittelt. Das Gerät selber kann zudem so eingestellt werden, dass es den Besitzer oder eine andere gewünschte Person per App informiert, wenn ein Alarm ausgelöst wird. „Das bedeutet zusätzliche Sicherheit“, sagt Wolff. Zehn Jahre braucht der Rauchmelder keine Wartung – erst dann ist die Batterie leer. Möglich ist das durch eine sogenannte Narrowband-Mobilfunkverbindung der Telekom. Darüber können die kleinen Datenpakete selbst aus dem Keller an die Cloud gesendet werden.
Mehr Komfort und Hilfe im Alltag verspricht auch die neue Dübel-App der Fischerwerke, mit der das Unternehmen aus Waldachtal die Kategorie Digitales Kundenerlebnis gewinnt. Die Software des Traditionsunternehmens bringt das Fischer-Know-how in Sachen Befestigungstechnik kostenlos zu den Handwerkern auf die Baustelle, genauer: auf ihr Smartphone. Mittels einfacher Fragen und visueller Unterstützung erfahren die Profis selbst in schwierigen Fällen, wie sie zum Beispiel einen schweren Hängeschrank in einer Lochsteinwand befestigen.

„Wenn die Empfehlungen der App nicht reichen, kann der Handwerker via App Kontakt zu Mitarbeitern bei Fischer aufnehmen“, sagt Matthias Schneider von Fischer. Sollten mit dem Schrank passende Schrauben mitgeliefert worden sein, empfiehlt die App nur den passenden Dübel-Typ. Wer mag, kann auch direkt aus der App heraus die gegebenenfalls fehlende Variante bestellen. „Wir haben mit vielen Handwerkern in unserer Akademie gesprochen, wie wir ihnen die Arbeit bei ihren Kunden vor Ort erleichtern können“, sagt Schneider. „Die App ist eine Lösung, die dabei herausgekommen ist.“
Wie sehr die Digitalisierung ein Unternehmen verändern kann, zeigt die J.Wagner GmbH mit ihrem Sieg in der Kategorie Digitale Transformation Mittelstand. Das Unternehmen vom Bodensee, das unter anderem industrielle Beschichtungsanlagen und professionelle Lackierpistolen anbietet, entwickelte in seinem eigenen Inkubator „Freiraum“ das Produkt „IONIQ“, ein Gerät, das das Eincremen mit Sonnenmilch und Co. vereinfachen soll.
Das besondere an IONIQ, das im Februar auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas vorgestellt wurde, ist, dass das Gerät „intelligente Tröpfchen“ verteilt. „Die Hand ist zum Auftragen von Sonnenschutz das am wenigsten geeignete Werkzeug“, sagt Valentin Langen von Wagner’s Corporate Startup IONIQ. Das Startup hat deshalb die sogenannte Magnetic Skin Technologie entwickelt, deren Technologie in ähnlicher Form auch bei der Pulverbeschichtung von Metallteilen zum Einsatz kommt – einer Anwendung, die die Mutter, das Anlagenbauunternehmen Wagner mit seinen Industrieprodukten bestens besetzt.
Langen: „Beim industriellen Beschichten setzt sich das Pulver gleichmäßig auf einer statisch aufgeladenen Oberfläche ab.“ Da auch die menschliche Haut elektrisch leitfähig ist, funktioniert dieses Prinzip dank IONIQ nun auch mit Sonnenschutz oder anderen Hautpflegeprodukten. Einen Partner aus der Kosmetikbranche für das innovative Produkt zu gewinnen, war nicht leicht, berichtet Valentin Langen. Ein führendes Unternehmen hat die Kosmetikentwicklung nach einem Jahr aufgegeben; ein anderes Unternehmen über zwei Jahre keine Fortschritte erzielt. Wir haben es dann einfach selbst gemacht. Das hat dann sieben Wochen gedauert.“
Zu dem Gerät, das Anfang 2020 auf den Markt kommen soll, gehört auch eine App. Sie ermittelt unter anderem die Intensität der Sonneneinstrahlung, erkennt den Hauttypus und empfiehlt daraufhin die richtige Menge und Art des Sonnenschutzes. „Damit können sie alle wesentlichen Anwendungsprobleme der Verbraucher lösen und beispielsweise auch Voreinstellung für die gesamte Familie in der App hinterlegen“, sagt Langen.
Wagners neues Produkt ist das Ergebnis eines Unternehmens, das Freiräume nutzt, die durch die Optimierung vormals komplexer Prozesse entstehen. Gepaart mit dem Mut, etwas Neues zu wagen. Wie dieser Weg verlaufen kann, das erarbeitet der Sieger in der Kategorie Digitale Prozesse und Organisation, die iXenso AG aus Freiburg mit Standorten in Italien und der Schweiz. CEO Thomas Kleiner gründete das Unternehmen 1999.
Die Optimierung von Prozessen in einer zunehmend digitalen Welt war von Beginn an das Kerngeschäft für Kunden. „Wir waren ein wenig wie der Schuster, der selber die schlechtesten Schuhe trägt“, erinnert sich Kleiner. Dann wurden auch im eigenen Unternehmen die Prozesse so gestaltet, dass heute Kunden binnen kürzester Zeit Angebote für ihr Anliegen bekommen.
iXenso hilft Unternehmen unter anderem dabei, Briefe, Rechnungen und Schreiben aller Art zu interpretieren, zu kanalisieren und, im Fall von Papierschreiben, auch zu digitalisieren, um sie maschinenlesbar zu machen. „Unsere digitalen Helfer setzen Kapazitäten frei“, sagt Thomas Kleiner und lenkt den Blick von der Technik weg: „Aber was passiert dann mit dem Mitarbeiter, der vor dem Bildschirm sitzt?“ Heute gehe das Angebot von iXenso über die einstigen Digitalisierungsaufgaben hinaus. „Das Optimieren von Prozessen reicht nicht mehr“, sagt Kleiner. Das zunehmende Tempo für noch mehr Effizienz zu nutzen, sei kein Allheilmittel. „Wir sagen den Unternehmen immer: Vergesst eure Mitarbeiter nicht.“