Gebrauchtwagen-Plattform Der große Deal der Auto1-Gründer

Auto1: Softbank setzt auf deutsches Gebrauchtwagen-Portal Quelle: Dominik Butzmann für Handelsblatt

Über seinen Technologiefonds steckt der japanische Telekomkonzern Softbank fast eine halbe Milliarde Euro in Auto1. Das Berliner Gebrauchtwagen-Portal will den Direktverkauf von Auto1 ausbauen – und weltweit expandieren.

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Das Berliner Start-up Auto1 hat einen prominenten Investor gewonnen. Der japanische Telekomkonzern Softbank steckt über seinen Technologiefonds Vision Fund 460 Millionen Euro in die Gebrauchtwagen-Plattform, bestätigte das Unternehmen am Montag Berichte der Nachrichtenagentur Reuters und der „Financial Times“.

Der Softbank-Einstieg macht laut Firmenmitgründer Hakan Koc einen Börsengang zunächst unnötig. Die Summe von 460 Millionen Euro sei das, was wohl auch ein Aktienmarktdebüt gebracht hätte, sagt Co-Chef Koc am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. „Deswegen steht ein Börsengang erstmal nicht an“, so Koc, ohne dies für die Zukunft auszuschließen. Das neue Investment bewertet die Gebrauchtwagen-Plattform, die in Deutschland vor allem für Wir-Kaufen-Dein-Auto.de bekannt ist, mit 2,9 Milliarden Euro.

Das frische Kapital will die vor sechs Jahren gegründete Firma vor allem für den Ausbau zusätzlicher Standbeine wie den Direktverkauf von Autos und Finanzierungsmöglichkeiten für Händler nutzen. Auch die Expansion in neue Länder wird angestrebt. Bereits jetzt ist das Unternehmen, das 2016 1,5 Milliarden Euro umsetzte, in mehr als 30 Ländern aktiv und arbeitet mit 35.000 Gebrauchtwagen-Händlern zusammen.

Vitae der Auto1-Gründer

Bei der letzten Finanzierungsrunde im vergangenen Mai hatte Auto1 360 Millionen Euro eingenommen. Damals sollen sich Medienberichten zufolge die Finanzinvestoren Baillie Gifford und Target Global beteiligt haben. Softbank hat sich in jüngster Zeit einen Namen als Geldgeber für Technologieunternehmen gemacht. Der Vision Fund gehört mit mehr als 90 Milliarden Dollar zu den derzeit größten Fonds der Welt. Das Geld kommt zu großen Teilen aus Saudi-Arabien und Abu Dhabi.

Zu den bisherigen Schwerpunkten der „Vision“-Investitionen gehörten Robotik und Mobilitätsdienste, investiert wurde aber auch in den Büroflächen-Anbieter WeWork und den Messenger-Dienst Slack.

Auto1 passe in diese Strategie, sagte Co-Chef Hakan Koc. Die deutsche Firma habe eine effiziente datengestützte Plattform für den Gebrauchtwagenmarkt entwickelt, erklärte Softbank-Manager Akshay Naheta.

Die größten Beteiligungen des japanischen Tech-Konzerns
WirecardBesiegelt: Der japanische Konzern Softbank steigt bei Wirecard ein. Softbank erhält Wandelschuldverschreibungen über 900 Millionen Euro, die in gut 6,92 Millionen Aktien von Wirecard gewandelt werden können. Das entspricht rund 5,6 Prozent des derzeitigen Wirecard-Grundkapitals. Die Laufzeit der Wandelanleihe beträgt fünf Jahre. Der Hintergrund: Als Telekommunikationsunternehmen gestartet, versteht sich Softbank heute als Technologiekonzern. Vorstandschef Masayoshi Son will mit Softbank eine Informationsrevolution starten - und agiert mittlerweile als Risikoinvestor indem er sich die Expertise über andere Unternehmen und Start-ups einkauft. Mit dem Softbank Vision Fonds haben die Japaner in diesem Jahr den weltweit größten Private Equity-Fonds aufgelegt, der in junge Wachstumsunternehmen investiert. 100 Milliarden Dollar ist er schwer - neben dem Staatsfonds Saudi Arabiens schießt auch Tech-Gigant Apple Gelder zum Fonds bei. Nun wächst das Reich des Tech-Beteiligungsriesen weiter. Ein Überblick. Quelle: dpa
WeWorkWeWork vermietet Arbeitsplätze in hippen Büros an Selbstständige und Gründer. Statt Einzelgängern wird aus ihnen in den Büros wieder eine Gemeinschaft. Über den Vision Fund investierte Softbank schon 2017 mehr als vier Milliarden Dollar in das Konzept des US-Start-ups. Zuletzt dürfte die Beteiligung aber wenig Freude bereitet haben. Bei WeWork läuft es gerade offenbar nicht rund, der für September 2019 geplante Börsengang wurde verschoben.Aktueller Softbank-Anteil und Marktwert unbekannt(Quelle für Beteiligungen: Bloomberg) Quelle: REUTERS
SlackMehr als 250 Millionen Dollar investierte Softbank im Jahr 2017 in den Büro-Nachrichtendienst Slack. Damals wurde das Unternehmen nach Informationen des Finanznachrichtendienstes CNBC mit gut 5 Milliarden Dollar bewertet. Im Sommer ging es an die Börse – und ist nun 14,3 Milliarden wert. Softbank hält laut Börsenprospekt gut sieben Prozent der Anteile an Slack.Softbank ist für für 250 Millionen Dollar beteiligt. Quelle: REUTERS
UberDer Fahrdienstvermittler Uber sorgt weltweit für Schlagzeilen - und hat damit auch das Interesse von Softbank geweckt.Softbank-Anteil bei Uber: 13 Prozentaktueller Marktwert: 7,65 Mrd. Dollar Quelle: AP
Auto1460 Millionen Euro ließ sich Softbank 2018 den Einstieg beim deutschen Einhorn Auto1 Group kosten. Das Berliner Start-up wird nach Daten von CB Insights mit rund 3,5 Milliarden Dollar bewertet – und gehört zu den wertvollsten Start-ups Europas. Die Plattform wirkaufendeinauto.de, sowie der Geschäftskunden-Marktplatz für Gebrauchtwagen Auto1 und das Online-Kaufhaus Autohero gehören zu den Marken des Unternehmens.Softbank ist mit 460 Millionen Euro beteiligt. Quelle: dpa
PaytmDer indische Zahldienstleister Paytm hat bislang mehr als zwei Milliarden Dollar eingesammelt. Zu den Investoren gehören Berkshire Hathaway von Investorenlegende Warren Buffett, Chinas E-Commerce-Gigant Alibaba – und Softbank. Mit gut 1,8 Milliarden Dollar schoss Softbank den größten Teil des Geldes bei. Noch macht Paytm mit seinem Geschäft Verluste. Ein Börsengang könnte innerhalb der nächsten zwei Jahre anstehen.Softbank ist für 445 Millionen Dollar beteiligt. Quelle: dpa
NexwayKundenabos verwalten und abrechnen, Daten der Onlinshopper auswerten – diese Dienste bietet der deutsche Software-Spezialist Nexway seinen Kunden an. Er ist eines von nur zwei deutschen Unternehmen, an denen sich Softbank beteiligt hat – und gehört zu den kleineren Investitionen: Die knapp fünf Prozent an Nexway sind aktuell 650000 Euro wert.Softbank hält 4,7 Prozent im Wert von 650000 Euro. Quelle: dpa

Bei Auto1 hält Softbank laut Koc zusammen mit den Gründern nun mehr als die Hälfte am Unternehmen. Diese wiederum sind mit etwas mehr als 30 Prozent beteiligt. Der ehemalige Deutsche-Bank-Manager und heutige Partner bei Softbank Investment Advisers, Akshay Naheta, erhält einen Sitz im Aufsichtsrat. Diesem steht der scheidende Siemens-Chefkontrolleur Gerhard Cromme vor.

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