
Es ist noch nicht lange her, da versöhnte sich die Deutsche Telekom mit ihren schärfsten Konkurrenten beim Thema Infrastruktur. 2012 propagierte der damalige Vorstandschef René Obermann den Schulterschluss mit den Tochtergesellschaften der kommunalen Stadtwerke beim Ausbau von superschnellen Glasfasernetzen.
In der 240.000-Einwohner-Stadt Chemnitz handelte Obermann damals den ersten Kompromiss aus: Der örtliche Energieversorger, in diesem Fall die Eins Energie in Sachsen, baut auf eigene Kosten ein Glasfasernetz für 60.000 Haushalte und bleibt auch dessen Eigentümer. Im Gegenzug mietet die Telekom diese Netze an und darf den Chemnitzer Bürgern all ihre über das Glasfasernetz transportierten Produkte (Telefonie, Internet, Fernsehen) verkaufen.
Der Vertrag sollte als Blaupause für Kooperationen mit anderen Stadtwerken dienen. Vorteile hätten beide Seiten: Die Telekom spart Investitionen in Milliardenhöhe. Und die Kommunen bekommen schneller eine moderne Datenautobahn.
Heute, drei Jahre später, sind all die schönen Pläne wieder in der Schublade verschwunden. Timotheus Höttges hat den Kooperationskurs seines Vorgängers begraben und sucht wieder die Konfrontation. Der Telekom-Chef will nicht nur die alleinige Kontrolle über die gesamte Netzinfrastruktur bekommen. Er greift auch bereits existierende alternative Infrastrukturen seiner Konkurrenten an.
Die Internet-Anschlüsse der deutschen Haushalte
...besitzen einen Internet-Anschluss von 50 Megabit pro Sekunde und mehr.
Stand: Sommer 2014; Quelle: TÜV Rheinland
...besitzen einen Internet-Anschluss von 30 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 16 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 6 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 2 Megabit pro Sekunde und mehr.
...besitzen einen Internet-Anschluss von 1 Megabit pro Sekunde und mehr.
Abriss bestehender Verbindungen
Die vorwiegend kommunalen Energieversorger, die viele Städte längst mit superschnellen Glasfaseranschlüssen versorgen, sollen nun einen Teil ihrer Verbindungen wieder abreißen. Das sieht ein Plan vor, den die Telekom vergangene Woche der Bundesnetzagentur vorlegte.
Die Behörde kann das genehmigen im Interesse eines schnelleren Netzausbaus. Damit würden jedoch ausgerechnet die oft staatlich kontrollierten Regionalanbieter unter dem Konfrontationskurs der ebenfalls staatlich dominierten Telekom mit dem Bund als Großaktionär (34 Prozent) leiden.