Zika-Virus Amerika im Kampf gegen Stechmücken

Das von Stechmücken übertragene Zika-Virus breitet sich rasant auf dem amerikanischen Kontinent aus. Brasilien will ab Februar 220.000 Soldaten im Kampf gegen das Virus einsetzen. Eine Einordnung.

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Weibliche Aedes aegypti: Die Stechmücke überträgt das Zika-Virus auf den Menschen. Quelle: AP

Es ist ein mysteriöses Virus, das besonders Schwangere gefährden kann: Die rasante Ausbreitung des von Moskitos übertragenen Zika-Virus führt in Brasilien nun zu recht drastischen Maßnahmen. Ebenso wie das Dengue-Virus, wurde auch der Zika-Erreger bereits nach Deutschland eingeschleppt. Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete kürzlich von zwei Haiti-Reisenden, bei denen nach der Rückkehr eine Zika-Infektion diagnostiziert wurde. Einzelne Zika-Ansteckungen seien auch hier denkbar, etwa beim Sex oder bei der Geburt von der Mutter auf das Kind.

Woher kommt das Zika-Virus?
Das Zika-Virus stammt ursprünglich aus Uganda. Forscher haben es 1947 zum ersten Mal in Affenversuchen beschrieben. Der Name leitet sich vom Fundort ab, dem Zikawald. Die ersten dokumentierten Fällen bei Menschen reichen in das 1952 zurück. Zika-Fälle tauchen in Afrika immer wieder sporadisch auf.

Größere Ausbrüche wurden zum ersten Mal 2007 im Pazifikraum (Mikronesien) und 2013 in Französisch-Polynesien gemeldet. Seit Mai 2015 häufen sich die Meldungen aus Amerika, besonders aus Brasilien. Das Virus ist binnen weniger Monate in 21 Ländern darunter unter anderem Kolumbien, Mexico und Bolivien auf dem amerikanischen Kontinent aufgetaucht. Auch die USA haben schon rund ein Dutzend Fälle gemeldet. In Deutschland wurde laut Robert Koch-Institut als erstes bei zwei Reiserückkehrern aus Haiti eine Zika-Infektionen diagnostiziert. Reisende, die binnen drei Wochen nach der Rückkehr aus einem von Zika betroffenen Land Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Hautrötungen feststellen, sollten laut RKI einen Arzt aufsuchen und auf die Reise hinweisen. Ein Bluttest kann dann definitiven Aufschluss geben.

Wie wird das Zika-Virus übertragen?
Das Zika-Virus gehört wie zu den Flaviviren. Es wird von der Stechmücke Aedes aegypti auf den Menschen übertragen. Die Aedes-Mücken übertragen auch Dengue- und Gelbfieber auf den Menschen, weshalb eine eindeutige Diagnose oft Schwierigkeiten bereitet. In der Regel stechen die Mücken in den Morgenstunden und am Abend zu.

Wie gefährlich ist das Zika-Virus für uns Mensch?
Die Inkubationszeit des Zika-Virus ist nicht ganz klar, liegt aber wohl bei wenigen Tagen. Infizierte zeigen Symptome, die denen andere Infektionskrankheiten wie Dengue ähneln. Typisch sind Fieber, Kopfschmerzen oder Hautausschläge, die zwei bis sieben Tage nach dem Mückenstich anhalten können. Einer von vier Infizierten entwickelt aber überhaupt erst solche Symptome. In der Regel verläuft eine Zika-Infektion relativ mild und verlangt keine spezifische Behandlung.

Hier hat die Mücke zuletzt zu gestochen



In diesen Ländern wurden in den vergangenen neun Monaten Zika-Virus-Infektionen gemeldet.


Daten: European Centre for Disease Prevention and Control // Stand: 19.01.2016




Das Zika-Virus steht aber im Verdacht, eine Schädelfehlbildungen, eine Mikrozephalie, bei Babys von infizierten Müttern auszulösen. Dabei ist der Kopfumfang des Kindes zu klein, geistige Behinderungen sind meist die Folge. Im am stärksten betroffenen Brasilien wurden bisher knapp 4000 Mikrozephalie-Fälle ermittelt, vor allem im Norden des fünftgrößten Landes der Welt. In sechs Fällen konnte bisher jedoch nur eine vorherige Infizierung der Schwangeren mit dem Zika-Virus nachgewiesen werden.

Schwangere sollten generell von vermeidbaren Reisen in Zika-Endemie-Gebiete absehen“, rät das Auswärtige Amt in Berlin inzwischen mit Blick auf die rasante Ausbreitung. Ob und wie diese Fehlbildungen in Zusammenhang mit dem Zika-Virus stehen, ist noch unklar. Gleiches gilt für die Vermutungen, dass das Virus das Guillain-Barré-Syndroms auslösen kann, das mit Lähmungserscheinungen verbunden ist und auch Männer betrifft. Im schlimmsten Fall werden die Atemwege lahmgelegt, was eine künstliche Beatmung erforderlich macht. „Es sind weitere Forschungsanstrengungen notwendig, bevor gesagt werden kann, ob es irgendeinen Zusammenhang gibt“, betont die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Wie kam es zu dem Ausbruch in Amerika geführt?
Eine Theorie ist, dass das Virus womöglich von Touristen während der Fußball-WM 2014 nach Brasilien eingeschleppt worden sein könnte.

Wie kann man sich vor dem Virus schützen?
Es gibt bislang keine Impfung gegen das Zika-Virus. Vielmehr geht es darum, die Symptome zu bekämpfen. Das kann mit herkömmlichen medizinischen Mitteln erfolgen. Zudem sind Schutzmaßnahmen gegen Moskitobisse, wie Moskitonetze ums Bett oder lange Kleidung, wichtig. Die WHO empfiehlt zudem, regelmäßig Wasserbehälter zu leeren oder zu reinigen, da die Mücken dort bevorzugt brüten.

Wie reagieren die amerikanischen Regierungen auf die Zika-Ausbrüche?
Die Lage vor Ort ist ernst: So hat die brasilianische Regierung nun angekündigt, ab dem 13. Februar 220.000 Soldaten in betroffenen Gebieten zu schicken. Sie sollen von Haus zu Haus gehen und bei der Bekämpfung der Aedes-Mücken helfen. „Seit 30 Jahren gibt es diese Moskitos im Land und wir haben es nicht geschafft, sie zu eliminieren“, betont Gesundheitsminister Marcelo Castro. Als weitere Maßnahme sollen rund 400 000 schwangere Frauen aus ärmeren Schichten, die Sozialleistungen im Rahmen des Programms „Bolsa Familia“ bekommen, Moskitoschutzmittel erhalten. Brasilien rief wegen der starken Mikrozephalie-Zunahme schon im November den gesundheitlichen Notstand aus.

In den betroffenen Ländern werden die Forschungs- und Präventionsmaßnahmen massiv hochgefahren. So wird unter anderem an genetisch veränderten männlichen Stechmücken geforscht, die die Population der Mücken, die das Zika-Virus übertragen, reduzieren sollen. Gerade auch mit Blick auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro im August soll jede Gefahr vermieden werden. Von Vorteil könnte sein, dass die Spiele im südamerikanischen Winter stattfinden, wenn die Mückengefahr geringer ist. An 56 000 Hotels, Bars und Restaurants im ganzen Land wurde ein Maßnahmenkatalog verschickt, um die Aedes-Mücke besser zu bekämpfen, die auch Dengue und Gelbfieber überträgt.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Brasília werden die finanziellen Ausgaben im laufenden Jahr um 580 Millionen auf 422 Mio. Euro erhöht, über 550 Tonnen Anti-Moskitomittel und Pestizide sollen eingesetzt werden. Kolumbiens Gesundheitsministerium rät Frauen, geplante Schwangerschaften aufzuschieben. „Angesicht der Phase, in der sich die Epidemie befindet und des bestehenden Risikos, raten wir Paaren, von einer Schwangerschaft bis Juli 2016 abzusehen“. Der Ratschlag gilt für Frauen, die auf Höhen unter 2200 Meter leben.

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