Klagen in USA Gefährliche US-Risiken der Deutschen Bank

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Preet Bharara, U.S. Attorney Quelle: dapd

Was auf die Deutsche Bank und andere Institute zukommt, lässt sich schwer beziffern. So schwanken die Schätzungen für die finanziellen Folgen der Klagen der Federal Housing Finance Agency (FHFA) gegen die Deutsche Bank und 16 andere Institute extrem und reichen bis zu 25 Milliarden Dollar.

Zwar dürften die meisten Verfahren trotz der kraftmeierischen Rhetorik der Kläger mit einem Vergleich enden. Aber selbst deren Kosten könnten nach Schätzungen von Insidern allein für die Deutsche Bank in die Milliarden gehen. Dennoch ist diese Form der Konfliktbewältigung für die Banken oft noch die beste: Sie ersparen sich jahrelange Imageschäden und weichen der oft unkalkulierbaren Entscheidung einer Jury aus.

Ackermann kämpferisch

So dürfte auch die Anfang September eingereichte Klage der FHFA gegen die Deutsche Bank und andere Geldhäuser letztlich mit einem Vergleich enden. Die Behörde wirft den Instituten vor, den staatlich geförderten Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac Hypothekenpakete angedreht zu haben, deren Qualität schlechter war als vorgeschrieben. Neben der Versicherung AIG waren die beiden Finanzierer die größten Stützungsfälle in der Finanzkrise. Ihre Rettung hat bisher rund 170 Milliarden Dollar verschlungen.

Offiziell gibt sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kämpferisch. Wo sich die Bank zu Unrecht angegriffen fühle, werde sie sich entschlossen zur Wehr zu setzen, erklärte er schon vor Monaten. Jüngst rief er zu einem gemeinsamen Vorgehen der betroffenen Institute gegen die Belästigungen der US-Rächer auf. Nach all den Enthüllungen über die Umtriebe von Investmentbankern vor 2007 mag zwar auch Ackermann nicht mehr behaupten, dass immer alles mit rechten Dingen zuging. Es dürfte den Klägern aber sehr schwer fallen nachzuweisen, dass Angestellte der Deutschen Bank absichtlich betrogen hätten, sagte der Ackermann kürzlich.

Selbst laxe Regeln Gebrochen

Deutschlands wichtigster Banker und seine Kollegen empören sich vor allem darüber, dass die US-Behörden nun genau jene Praktiken angreifen, die sie selbst tatkräftig unterstützt hatten. So trommelten sie über Jahre für die Programme, die die eigenen vier Wände auch mit wenig oder gar keinem Eigenkapital möglich machen sollten. Zudem lassen Dokumente der Hypothekenfinanzierer den Schluss zu, dass die Behörden Abweichungen von ihren Vorgaben wissentlich tolerierten. Dennoch steht außer Frage, dass selbst diese laxen Standards oft unterlaufen wurden.

An der Wall Street betrachten viele die Klagen, wie oft in solchen Fällen, als vor allem politisch motiviert. „Es sind Wahlen, und auch Staatsanwälte wollen wieder gewählt werden“, sagt ein New Yorker Anwalt.

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