100 Prozent Grupp

Kein Recht zu jammern

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"Man muss nur richtig motivieren"


In wirtschaftlich schwierigen Zeiten steigt das Bedürfnis nach Sicherheit. Welchen Arbeitgebern Hochschulabsolventen vertrauen, zeigt unsere exklusive Umfrage.
von Kristin Rau

Ich fand es schon immer unsinnig, dass Unternehmer sich bei Politiker beschwerten, die Ausbildung sei zu teuer und deshalb könnten sie nicht mehr ausbilden. Diese Unternehmen wollten offenbar keine Mitarbeiter mehr; denn der gute Menschenverstand musste einem doch sagen, dass dann irgendwann die fähigen Leute fehlen. Ausbildung muss deshalb schon aus purem Eigeninteresse an erster Stelle stehen.

Natürlich stehen Mittelständler bei der Suche nach Personal immer in Konkurrenz zu Konzernen; wir zum Beispiel bei der Suche nach Arbeiterinnen für die Näherei. Da müssen wir uns etwa gegen Firmen wie Aldi durchsetzen. Deshalb ist es übrigens auch falsch zu glauben, wir könnten unter Tarif bezahlen. Wenn ich eine gute Näherin behalten will, muss ich ihr selbstverständlich so viel bezahlen, dass sie kein Interesse hat sich anderes wo zu bewerben.

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Mittelständische Firmen, die nicht selten noch die Betriebsfamilie hochhalten, haben natürlich gegenüber den Konzern den großen Vorteil Nachwuchs gegenüber ihre Betriebsfamilie in den Vordergrund zu stellen. So sind für uns zum Beispiel die Familien der Mitarbeiter ein wichtiges Reservoir. Um das auszuschöpfen, garantiere ich jedem Kind eines Mitarbeiters mit Selbstverständlichkeit nach der Schule einen Arbeitsplatz in unserem Unternehmen. Das führt dazu, dass es bei uns eine Familie bis heute auf insgesamt 197 Jahre Betriebszugehörigkeit gebracht hat.

Jeder hat seine Stärken

Meine erste Sekretärin zum Beispiel ist 36 Jahre alt und seit über 20 Jahren bei Trigema; ihr Vater ist Garagenmeister und ist im 50. Jahr bei uns und dessen Mutter arbeitete auch 25 Jahre bei Trigema. Natürlich muss das Kind eines Mitarbeiters, dem wir eine Stelle garantieren, gut sein. Negativerfahrungen mit Kinder unserer Mitarbeiter haben wir bisher noch nie gemacht, da im Zweifelsfalle die Eltern rechtzeitig dafür sorgen, dass das Kind auch den Erwartungen entspricht, denn sonst wären ja die Eltern blamiert.

Als ich vor 45 Jahren nach meinem Studium in Köln bei unserer Firma anfing, machte ich eine entscheidende Erfahrung. Ich brauchte einen Mitarbeiter aus dem Versand, der sich speziell um die Aufträge meiner damaligen neuen Trigema-Tenniskollektion kümmern sollte. Es wurde mir ein junger Mann zugeteilt, den die anderen nicht wollten, weil man ihn als weniger intelligent einschätzte. Ich habe mich um ihn gekümmert, mit ihm alles persönlich gemacht und er war so motiviert, dass er später Abteilungsleiter wurde. So habe ich aus einem angeblich unqualifizierten schwachen Mitarbeiter für uns eine Spitzenkraft gemacht. Man muss die Leute nur richtig motivieren und dann ihre Stärken erkennen!

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