Automatisierte Model-3-Produktion Warum Elon Musks Tesla-Vision eine Traumfabrik ist

Seite 2/2

Kommt Hochmut auch bei Musk vor dem Fall?

Elon Musk dachte trotzdem, er könne seine extrem automatisierte Fabrik bei Tesla schon bekommen. Deshalb hat er sich in der Vergangenheit immer wieder über die etablierten Autobauer lustig gemacht, die sagten, es sei nicht möglich. Klassisches Beispiel für „Hochmut kommt vor dem Fall“?
Dass Elon Musk die wichtige Rolle des Menschen in der Produktion unterschätzt, hätten wir ihm natürlich vorher sagen können. Was aber zumindest in Teilen schon keine reine Zukunftsmusik mehr ist, ist die Integration von Assistenzrobotern, mobile oder stationäre, in die Arbeitswelt des Menschen in der Produktion. In Europa und auf der ganzen Welt wird derzeit an Robotern geforscht, die den Menschen flexibel in der Produktion unterstützen können. Auch hier am Fraunhofer IFF arbeiten unsere Wissenschaftler intensiv an solchen Systemen. Das ist eng mit der Industrie 4.0 und der steigenden Individualisierung der Produktwelten verbunden. Produktionsprozesse und ganze Fabriken sollen deshalb fluider, modularer und weniger starr ausgerichtet sein. In diesen Fällen will man weg von menschenleeren Roboterstraßen und, ganz im Sinne einer flexiblen Produktion, den Menschen und frei assistierende Roboter möglichst nah zusammenbringen. Der Mensch steuert, plant und agiert und der Roboter soll ihm dabei helfen, wo er kann und es soll. Ganz ohne den Menschen kommen wir jedoch nicht aus. Zum einen wegen des bereits angesprochenen Tabus einer vollständig selbstständig denkenden Maschine. Zum anderen, weil wir technisch einfach noch nicht soweit sind. Roboter besitzen trotz aller Forschung noch immer nicht sämtliche Fähigkeiten, die dem Menschen zu eigen sind. Flexible Reaktion, das Handeln nach Erfahrungswerten und die Lernfähigkeit stellen den Menschen gegenüber der Maschine noch immer besser.

Die Tesla-Chronik

Das heißt, auch ein Elon Musk wird seine vollautomatisierte Traumfabrik so schnell nicht bekommen?
Genau. Es sei denn, die Fahrzeuge, die dort produziert werden, sind verhältnismäßig einfach konstruiert und weichen nur sehr gering voneinander ab. Je individueller und komplexer das Produkt, desto komplexer sind die Montagefolgen. Eine hochflexible, automatisierte Fabrik zu bauen und zu steuern ist, wie schon beschrieben, äußerst schwierig. Ich bin fest davon überzeugt, dass das noch etwas dauern wird.

Außerdem darf nicht vergessen werden: Automatisierung kostet immer Geld. Was auch am Beispiel Tesla anhand der Berechnungen der Analysten ersichtlich wurde: Mit der Automatisierung steigen die Betriebsmittel und damit auch die Kapitalbindung. Um trotzdem Gewinn daraus ziehen zu können, muss die Produktivität extrem hoch sein. Ansonsten sind die Kosten pro Auto einfach zu hoch. Werden diese auf den Kunden umgelegt, ist das Fahrzeug kaum noch bezahlbar.

Die Automatisierung muss sich also auch rechnen. Das sehe ich bei Tesla derzeit nicht. Deshalb wird es sicher noch eine Weile dauern, bis es so eine Fabrik tatsächlich gibt.

Tesla und seine Verfolger
Tesla Model 3 Quelle: dpa
Nissan Leaf Quelle: AP
Jaguar i-Pace Quelle: Jaguar Land Rover
Audi e-tron quattro concept Quelle: dpa
Mercedes Concept EQ Quelle: AP
Mercedes Concept EQ-A Quelle: Daimler
Volkswagen I.D. concept Quelle: AP
Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%