Elon Musk dachte trotzdem, er könne seine extrem automatisierte Fabrik bei Tesla schon bekommen. Deshalb hat er sich in der Vergangenheit immer wieder über die etablierten Autobauer lustig gemacht, die sagten, es sei nicht möglich. Klassisches Beispiel für „Hochmut kommt vor dem Fall“?
Dass Elon Musk die wichtige Rolle des Menschen in der Produktion unterschätzt, hätten wir ihm natürlich vorher sagen können. Was aber zumindest in Teilen schon keine reine Zukunftsmusik mehr ist, ist die Integration von Assistenzrobotern, mobile oder stationäre, in die Arbeitswelt des Menschen in der Produktion. In Europa und auf der ganzen Welt wird derzeit an Robotern geforscht, die den Menschen flexibel in der Produktion unterstützen können. Auch hier am Fraunhofer IFF arbeiten unsere Wissenschaftler intensiv an solchen Systemen. Das ist eng mit der Industrie 4.0 und der steigenden Individualisierung der Produktwelten verbunden. Produktionsprozesse und ganze Fabriken sollen deshalb fluider, modularer und weniger starr ausgerichtet sein. In diesen Fällen will man weg von menschenleeren Roboterstraßen und, ganz im Sinne einer flexiblen Produktion, den Menschen und frei assistierende Roboter möglichst nah zusammenbringen. Der Mensch steuert, plant und agiert und der Roboter soll ihm dabei helfen, wo er kann und es soll. Ganz ohne den Menschen kommen wir jedoch nicht aus. Zum einen wegen des bereits angesprochenen Tabus einer vollständig selbstständig denkenden Maschine. Zum anderen, weil wir technisch einfach noch nicht soweit sind. Roboter besitzen trotz aller Forschung noch immer nicht sämtliche Fähigkeiten, die dem Menschen zu eigen sind. Flexible Reaktion, das Handeln nach Erfahrungswerten und die Lernfähigkeit stellen den Menschen gegenüber der Maschine noch immer besser.
Die Tesla-Chronik
Zwei Teams um den US-Ingenieur Martin Eberhard und den Milliardär Elon Musk entwerfen die Vision eines Elektrofahrzeugs, das mit Akkus angetrieben wird. Auf der Basis des Prototyps T-Zero. Neben Musk stecken auch die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page und der eBay-Gründer Jeff Skoll Geld in das Projekt.
Drei Jahre arbeitet Tesla am ersten Modell, im Juli 2006 stellt das Unternehmen den Roadster vor. Der zweisitzige Sportwagen auf der Basis des britischen Leichtgewicht-Roadster Lotus Elise verfügt über einen 215 kW (292 PS) starken Elektromotor, der seine Energie aus 6.831 Lithium-Ionen-Notebook-Akkus bezieht.
Im August 2007 tritt der damalige CEO Martin Eberhard zurück, im Dezember 2007 verlässt er das Unternehmen komplett. Am Ende landet der Streit der Gründer fast vor Gericht – bis eine außergerichtliche Einigung erzielt werden kann.
Musks finanzielle Mittel alleine reichen zum Wachstum nicht mehr aus. Mit Daimler und Toyota steigen zwei große Autokonzerne bei Tesla ein. Trotzdem schreibt das Unternehmen weiterhin Millionenverluste.
Lange war der Bau einer eigenen Limousine unter dem Codenamen „WhiteStar“ geplant. Auf der IAA in Frankfurt feiert das Model S, eine 5-sitzige Limousine die Premiere. Anfangs übernimmt Lotus die Fertigung. Ab 2011 wird das Modell in einer ehemaligen Toyota-Fabrik in Freemont gebaut. Pro Jahr werden zunächst 10.000 Modelle gefertigt.
Tesla erhält vom US-Energieministerium einen Kredit über 450 Millionen Dollar. Das Geld investiert das Unternehmen in den Aufbau einer eigenen Fertigung.
Musk wagt den Börsengang. Mit einem Ausgabepreis von 17 Dollar geht der Elektrohersteller in den Handel – und macht den Gründer wieder reich. Über Nacht erreicht erreichen die Anteile von Musk einen Wert von 650 Millionen Dollar, obwohl das Unternehmen bis zu diesem Zeitpunkt noch nie Gewinne gemacht hat.
Tesla veröffentlicht Pläne einen eigenen SUV an den Start zu bringen. Das Model X soll im Sommer 2015 erstmals ausgeliefert werden und die Modellpalette von Tesla erweitern. Am Ende verzögern sich die Pläne, die Produktion des Model X läuft erst im Herbst an – und das nur schleppend.
Endlich schreibt Tesla schwarze Zahlen. Auch den Millionenkredit des Staats zahlt das Unternehmen neun Jahre früher als es nötig gewesen wäre. Mit der Ausgabe neuer Aktien und Anleihen nimmt das Unternehmen rund eine Milliarde Dollar ein. Der Aktienkurs des Unternehmens beläuft sich mittlerweile auf 147 Dollar. Damit ist das Unternehmen an der Börse mehr wert als Fiat.
Im Mai haben die Bauarbeiten in Reno, Nevada, für die weltgrößte Batteriefabrik begonnen. Hier will Tesla nicht nur die Akkus für seine Elektroautos und auch sogenannte "Powerwalls" für den Hausgebrauch montieren, sondern auch die Batteriezellen selbst aus Rohstoffen herstellen. Das Investitionsvolumen beträgt fünf Milliarden Dollar, als Partner ist Panasonic mit im Boot.
Tesla gibt Pläne bekannt, mit dem Model 3 ein kompaktes Auto für den Massenmarkt auf den Markt bringen zu wollen. Der Wagen, der rudimentär erstmals im März 2016 gezeigt wurde, soll rund 35.000 Dollar kosten und soll über eine Reichweite von 320 Kilometern (200 Meilen) verfügen.
Nach der Vor-Premiere des Model 3 im März steht zur Jahresmitte ein weiterer Meilenstein an: In der Gigafactory werden die ersten Batteriezellen gefertigt. Diese sind zwar vorerst für die PowerWall-Heimakkus gedacht, bringen das Unternehmen aber einen Schritt näher an die Massenfertigung des Model 3.
Ende Juni 2017 übergibt Tesla die ersten 30 Model 3 an ihre Besitzer übergeben - allesamt sind Tesla-Beschäftigte. Die ersten 30 von mehr als einer halben Million Vorbestellungen, die Tesla erst einmal lange abarbeiten muss.
Tesla erreicht am 1. Juli das Produktionsziel für seinen Hoffnungsträger Model 3. In den sieben letzten Tagen des zweiten Quartals seien 5031 Fahrzeuge hergestellt worden, teilt der Konzern. Vom Erfolg der Serienfertigung beim Model 3 hängt ab, ob sich Tesla mit seinen 40.000 Beschäftigten vom unrentablen Nischenplayer zum profitablen Hersteller wandeln kann.
Das heißt, auch ein Elon Musk wird seine vollautomatisierte Traumfabrik so schnell nicht bekommen?
Genau. Es sei denn, die Fahrzeuge, die dort produziert werden, sind verhältnismäßig einfach konstruiert und weichen nur sehr gering voneinander ab. Je individueller und komplexer das Produkt, desto komplexer sind die Montagefolgen. Eine hochflexible, automatisierte Fabrik zu bauen und zu steuern ist, wie schon beschrieben, äußerst schwierig. Ich bin fest davon überzeugt, dass das noch etwas dauern wird.
Außerdem darf nicht vergessen werden: Automatisierung kostet immer Geld. Was auch am Beispiel Tesla anhand der Berechnungen der Analysten ersichtlich wurde: Mit der Automatisierung steigen die Betriebsmittel und damit auch die Kapitalbindung. Um trotzdem Gewinn daraus ziehen zu können, muss die Produktivität extrem hoch sein. Ansonsten sind die Kosten pro Auto einfach zu hoch. Werden diese auf den Kunden umgelegt, ist das Fahrzeug kaum noch bezahlbar.
Die Automatisierung muss sich also auch rechnen. Das sehe ich bei Tesla derzeit nicht. Deshalb wird es sicher noch eine Weile dauern, bis es so eine Fabrik tatsächlich gibt.