Waren und Dienstleistungen im Umfang von 85 Milliarden US-Dollar werden deutsche Firmen 2012 ins Reich der Mitte liefern, erwartet der DIHK. Autos, Autokomponenten und medizinisches Gerät, vor allem aber Großanlagen zur Energieerzeugung gehören zu den wichtigsten Produkten, die Deutschlands Unternehmen in das boomende Riesenreich liefern.
Doch deutsche Unternehmen nutzen es nicht nur als Absatzmarkt – sie produzieren auch in China. Mehr als 18 Milliarden US-Dollar haben die Deutschen hier bis heute in Fabrikanlagen, Lagerhäuser und Büros gesteckt. Sie fertigen hier nicht in erster Linie für den Weltmarkt, sondern für den chinesischen Markt
Deutsche Unternehmen in China
BSH-Waschmaschine aus Nanjing
BSH (Bosch und Siemens) baut 50 Kilometer von Nanjing entfernt in Chuzhou eine neue Kältegerätefabrik. Produktionsstart ist 2013.
Fabriken: 6, an drei Standorten (bisher)
Marktanteil bei Kühlgeräten: 13,7 Prozent
Mitarbeiter: 21.000
Produktion Shanghai
Die Leverkusener wachsen auf dem inzwischen drittgrößten Pharmamarkt der Welt kontinuierlich. 3 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet der Konzern in der Volksrepublik. Bis 2015 soll der Umsatz sich verdoppeln.
Fertigungsstätten: 12
Mitarbeiter: 11.000
Energie in Waigaoqiao II
Das von Siemens errichtete Kohlekraftwerk in Shanghai spart 2,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Umsatz: 6,4 Milliarden Euro
Forschungszentren: 16
Mitarbeiter: 43.000
Shanghai läuft und läuft
VW ist mit knapp 50.000 Beschäftigten größter deutscher Arbeitgeber in China. Bis 2016 will der Konzern 14 Milliarden Euro in China investieren.
Verkaufte Autos 2011: 2,26 Millionen
Anteil am Automobilmarkt: 17 Prozent
Lernen, wie die Verbraucher ticken
„Deutschlands Firmen haben China, anders als Koreaner oder Japaner, nie als verlängerte Werkbank betrachtet, sondern sie produzieren in China für die Chinesen“, sagt AHK-Geschäftsführerin Alexandra Voß.
Die Unternehmen mussten allerdings erst lernen, wie der chinesische Markt und seine Verbraucher ticken. Als der Heizungsbauer Viessmann 2001 seine Fabrik in Peking aufmachte, importierte er anfangs die Bausätze für die Gaswandgeräte nach China und baute sie hier zusammen. CKD, „Completely knocked down“, heißt das im Fachjargon. Doch das funktionierte nicht. „Man muss Produkte speziell für den chinesischen Konsumenten entwickeln und auch in China produzieren“, sagt
Geschäftsführer Dietze. „Die Chinesen wollen beispielsweise schicke, digitale Anzeigen auf ihren Geräten.“ Viessmann hat seine Lektion gelernt, heute unterhält das Unternehmen ein kleines Entwicklungsteam in China und kauft 95 Prozent der Komponenten vor Ort ein.
Wegbereiter VW
Vorreiter beim Chinatrip der deutschen Unternehmen war und ist Volkswagen. 1984 beauftragte der Vorstand in Wolfsburg den Manager Martin Posth damit, in China eine Autoproduktion hochzuziehen. In Shanghai fand Posth im staatlichen Autohersteller Shanghai Automotive (SAIC) den passenden Partner. Die Anfänge waren nicht leicht. In langen Nachtsitzungen lernten Posth und seine deutschen Kollegen die Besonderheiten der chinesischen Kultur kennen. Mit Erfolg: Heute ist Volkswagen mit einem Anteil von etwa 17 Prozent Marktführer und mit knapp 50.000 Mitarbeitern größter deutscher Arbeitgeber in China.
Das Gemeinschaftsunternehmen in Shanghai, das erste größere Joint Venture zwischen einem westlichen und einem chinesischen Unternehmen, sorgte dafür, dass zahlreiche deutsche Autozulieferer nach China nachkamen und hier fertigen – lange bevor sich die Konkurrenz aus Japan und Korea auf den Weg nach China machte,
darunter Bosch, der inzwischen drittgrößte deutsche Arbeitgebern im Reich der Mitte mit mehr als 20.000 Mitarbeitern.