Investoren Retter aus Fernost

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Interesse an mittelständischen Unternehmen

Nähen für den Weltmarkt: Manager Kottmann hat den Absatzmarkt China im Blick Quelle: Frank Reinhold für WirtschaftsWoche

Deutsche Unternehmen sind bei den Chinesen gefragt: 2011 wechselten nach Schätzungen der Wirtschaftsprüfer von KPMG bereits Unternehmen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro in chinesische Hände – so viel wie nie zuvor. Zu den Unternehmen, die jetzt Eigentümern aus dem Reich der Mitte gehören, zählen auch der Computerhersteller Medion sowie die Autozulieferer Saargummi und Preh.

„In China ist sehr viel Kapital vorhanden, das vernünftig angelegt werden will, und deutsche Firmen sind für Chinesen interessant“, sagt Peter Bartels, Leiter Mittelstand im Vorstand der Wirtschaftsprüfung und Beratung PricewaterhouseCoopers (PwC). „Gerade viele mittelständische Unternehmen überzeugen mit großer Innovationskraft. Und sie haben in den vergangenen Jahren sich und ihre Produktion immer effizienter organisiert.“

Besonders abgesehen haben es die Investoren auf Betriebe, deren Technologie sie auf dem chinesischen Markt verkaufen und damit wachsen können. „Sie suchen strategische Investitionen“, sagt Bartels, „sie schauen nicht so sehr auf Quartalszahlen.“ Stark gefragt seien derzeit Maschinenbauer und Automobilunternehmen.

Gemeinsame Geschichte

Nähmaschinenbauer Dürkopp hat mit seinem Eigentümer Shang Gong gute Erfahrungen gemacht. Die gemeinsame Geschichte der beiden Unternehmen begann 2005. Damals brauchte Dürkopp einen neuen Investor. Bis dahin gehörten die Bielefelder zum Autozulieferer Schaeffler aus Herzogenaurach. Dürkopp produziert Nähmaschinen für die Autoindustrie; damit lassen sich Polster, Gurte oder Airbags fertigen. Schaeffler wollte sich auf Wälzlager und Getriebe konzentrieren.

Dürkopp schlug Schaeffler Shang Gong als Käufer vor. Die beiden Nähmaschinenproduzenten kannten sich seit Jahren. Shang Gong war erst kurz zuvor privatisiert worden. Die Stadt Shanghai hält noch 26 Prozent der Aktien, 74 Prozent werden an der Börse gehandelt. Die Chinesen lockte vor allem das Know-how von Dürkopp, die Bielefelder hatten die Absatzchancen in China im Blick. „Genäht wird heute in Südostasien und dort hauptsächlich in China“, sagt Vorstandschef Heer, „mehr als 60 Prozent unseres Absatzmarktes liegen dort.“ Etwa 80 Prozent aller Industrienähmaschinen werden dort hergestellt.

„Damals gab es etliche Vorbehalte – bei Mitarbeitern, Banken, bei Kunden und Lieferanten“, erinnert sich Manager Kottmann. Sie fürchteten Technologieklau, Produktionsverlagerungen und Standortschließungen. Solche Fälle hat es mehrfach gegeben. Weil Shang Gong aber Dürkopp den Zugang zum chinesischen Markt eröffnete und sich die Produktpaletten gut ergänzen, kam die Übernahme schließlich zustande.

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