Start-ups Mitarbeiterbindungsportal Peakon erhält 22 Millionen Euro

Das Start-up Peakon will das Geheimnis zufriedener Mitarbeiter entschlüsseln. Finanzinvestor Balderton sieht in dem Geschäftsmodell großes Potenzial.

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Das Geschäftsmodell des Start-ups befasst sich mit digitaler Mitarbeiterbindung. Quelle: Fotolia

Düsseldorf Gute Mitarbeiter zu finden, ist zurzeit für alle Firmen schwer – Start-ups, Mittelständler und zunehmend auch Konzerne bemühen sich. Immer mehr in den Fokus rückt bei den Firmen auch die Mitarbeiter-Bindung, zumindest für die begehrten Mitarbeitern, die digital affin und meistens jung sind.

Es gibt kostenlosen Kaffee oder Gratis-Obst, Fitness-Studio-Rabatte und Sommerfeste, bei den Giganten im Silicon Valley auch deutlich mehr. Doch was von alledem bringt auch etwas? Steigert das die Loyalität der Mitarbeiter? Oder belohnen die Chefs die Falschen? Das fragen sich viele Unternehmen. 

„Einmal im Jahr die Mitarbeiter befragen, wie es viele Firmen tun, reicht nicht aus“, sagt Julian Tesche, der das Deutschlandgeschäft für das dänische Start-up Peakon aufbauen soll. Gerade haben die vier Gründer Phil Chambers, Kasper Hulthin, Dan Rogers und Christian Holm die Summe von 22 Millionen US-Dollar von Balderton Capital für ihr Geschäftsmodell zur digitalen Mitarbeiterbindung bekommen, nach einer ersten Finanzierungsrunde an der auch EQT beteiligt war.  

Der US-Investor Balderton sieht offenbar ein deutliches Potenzial in dem Geschäft. Laut einer Studie von Deloitte investieren bereits heute Unternehmen weltweit mehr als eine Milliarde Dollar in so genannte „People Analytics“, also die Verarbeitung personenbezogener beziehungsweise mitarbeiterbezogener Daten. 

Und Deutschland sei beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit von den Werten in Dänemark weit entfernt, sagt Tesche. Auch potenzielle Kunden interessieren sich zurzeit vor allem für die im Mai in Kraft tretende Datenschutz-Grundverordnung und fragen, ob solche Tools damit überhaupt vereinbar seien.

Viele Mittelständler gehen davon aus, dass sie schon wissen, warum ihre Mitarbeiter über Jahre bleiben, doch je größer die Firmen, desto mehr kommt es nicht nur auf den Unternehmer an, sondern auch auf das mittlere Management, um die Beschäftigten zufrieden und leistungsstark zu halten.

Und Mitarbeiterzufriedenheit sei auch den Gründern wichtig gewesen. Denn: Drei der vier Gründer haben zuvor das Projektmanagement-Tool  Podio aufgebaut und 2012 an Citrix verkauft. Danach mussten die drei aber nach eigenen Angaben mit ansehen, wie das Kernteam sich nach und nach verabschiedete. Der Unterschied zwischen Start-up-Kultur und Konzern-Kultur sei zu groß gewesen.

Auch der vierte Gründer, Dan Rogers, der früher bei JP Morgan in London gearbeitet hatte, kritisiert den Umgang der Investmentbanken mit ihren Mitarbeitern und empfand seinen Arbeitsplatz als „deprimierenden Ort“. Die Kollegen hätten sich für Geld fast totgearbeitet, aber niemand hätte sich wirklich für die Arbeit interessiert, sagte er in einem Interview.

Die Peakon-Gründer haben nun ein Tool entwickelt, das mit Hilfe von Machine Learning und Algorithmen viel häufiger als bisher, also im Zweifel auch einmal pro Woche, wie es zum Beispiel zurzeit BMW in Mexiko tut, die Mitarbeiter befragen. Das Umfrage-Tool, das per Mail, App oder per SMS funktioniert, basiere auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und lerne dazu. Mitarbeiter werden in sogenannten Pulsbefragungen um Feedback gebeten. Die Auswertung erfolge automatisch und berücksichtige dabei zum Beispiel die verschiedenen Phasen der Betriebszugehörigkeit.

Zu den Kunden zählen neben BMW auch Delivery Hero und die Metro.

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