Bei der Gala im Münchner Kesselhaus wird auch SAP-Digitalvorstand Michael Kleinemeier mit auf der Bühne stehen: Er wird dann allerdings keinen Preis entgegennehmen. Das hat er längst hinter sich: Kleinemeier hat im Jahr 2012 – damals als Deutschlandchef des Walldorfer Softwarekonzerns – für SAP den Innovationspreis in der Kategorie Großunternehmen bekommen. Wenn Accenture, EnBW und die WirtschaftsWoche an diesem Freitagabend den Deutschen Innovationspreis zum zehnten Mal verleihen, wird Kleinemeier, der einstige Preisträger, von seiner eigenen Erfolgsgeschichte berichten. Und die ist durchaus beachtlich.
Vor sieben Jahren erhielt Kleinemeier den Preis für eine neuartige Technologie zur Datenanalyse: Hana, die 2011 eingeführte „High Performance Analytic Appliance“. Das war damals ein spezieller Hochleistungsrechner („Appliance“) mit einer vorinstallierten SAP-Datenbank. Eine High-Tech-Kombination als Turbolader für Zahlenfresser: Hana konnte gigantische Informationsbestände in den Unternehmen durchforsten und die Analysen um den Faktor 1000 gegenüber herkömmlichen Systemen beschleunigen. „SAP ist mit Hana ein großer Wurf gelungen“, urteilte damals Accenture-Deutschland-Chef Frank Riemensperger als Jury-Mitglied des Innovationspreises.
Das war es in der Tat. Und die Walldorfer haben Hana seitdem deutlich weiterentwickelt und aus der Nische der Datenanalyse herausgeholt: Heute ist die Hochleistungsdatenbank Bestandteil praktisch aller SAP-Softwareprodukte – gewissermaßen als zentrale Steuerungs- und Speicherplattform für alle Daten, die im Unternehmen anfallen. Das im Jahr 2015 eingeführte neueste SAP-Programmpaket S/4Hana wird inzwischen von 10.500 Unternehmen weltweit genutzt. Und nach Einschätzung von Branchenbeobachtern stehen die meisten Firmen erst noch davor, ihr SAP-System auf die neueste Version umzustellen.
Andere Hersteller waren zum Zeitpunkt der Preisverleihung mit einer Innovation erfolgreich – und doch verlor die Erfindung im Zuge der technologischen Entwicklung später an Bedeutung. Der Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck beispielsweise wurde im Jahr 2015 für verbesserte Flüssigkristalle ausgezeichnet, welche die Bildschirme von Fernsehern und Smartphones schärfer, heller und zugleich energieeffizienter machen. Die Technologie ist laut Aussage von Merck derzeit in mehr als der Hälfte aller Flachbildfernseher, Smartphones und Tablets im Einsatz „Wir konnten unsere Position als Technologie- und Marktführer behaupten“, sagt Michael Heckmeier, Leiter des Geschäftsbereichs Display Solutions bei Merck – um zugleich einzuräumen, dass das künftige Wachstum eher von einer anderen Technologie getrieben werde: den organischen Leuchtdioden (OLED).
Der Markt für Flüssigkristall-Materialien ist insgesamt seit einigen Jahren rückläufig. Damit beweist diese Innovation deutlich: Auch gute Ideen können vom Markt gefegt werden – nämlich dann, wenn eine neue Technologie bessere Ergebnisse verspricht. Die Darmstädter müssen also ihre Marktführerschaft in einem schrumpfenden Geschäft verteidigen – und versuchen zugleich, diese Entwicklung durch Wachstum in neuen Technologiefeldern wie etwa OLED- oder Halbleiter-Materialien zu kompensieren.