Verbraucherpreise Inflation in der Euro-Zone fällt auf 1,2 Prozent – und entfernt sich von EZB-Ziel

Niedrigere Energiepreise sorgen dafür, dass der Preisdruck in der Euro-Zone nachlässt. Doch auch langfristige Faktoren dämpfen die Inflation.

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Energie treibt Inflation auf höchsten Wert seit einem halben Jahr Quelle: dpa

Die Inflation im Euro-Raum lässt nach und entfernt sich damit wieder von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Verbraucherpreise zogen binnen Jahresfrist im Februar nur noch um 1,2 Prozent an, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag auf der Basis vorläufiger Zahlen mitteilte.

Die Preise für Energie gaben im Februar im Euro-Raum um 0,3 Prozent nach, nachdem sie im Januar um 1,9 Prozent gestiegen waren. Preise für unverarbeitete Lebensmittel zogen um 2,7 Prozent an. Dienstleistungen verteuerten sich um 1,6 Prozent.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hatte jüngst mit Blick auf die Viruskrise gewarnt, im Dienstleistungssektor könnten sich Reisebeschränkungen bemerkbar machen. „Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, könnten heimische Firmen direkter getroffen werden, beispielsweise durch Verzögerungen in den Lieferketten,“ erläuterte er. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) rechnet inzwischen wegen des Virus-Ausbruchs sogar für die Weltwirtschaft mit einer längeren Schwächephase. 

Im Januar hatte bei der Inflation es noch einen leichten Aufwärtstrend gegeben. Die Verbraucherpreise zogen binnen Jahresfrist im Januar um 1,4 Prozent an. Grund für den Anstieg waren vor allem höhere Energiepreise. Ökonomen haben aber bereits vor einem Monat darin keine Trendwende gesehen.

Die Inflationsentwicklung ist entscheidend dafür, wann die Sparer im Euro-Raum wieder mit höheren Zinsen rechnen können. Um die Inflation anzuschieben, hat die EZB die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt und kauft in großem Umfang Staatsanleihen der Euro-Länder. Diese Politik will sie so lange fortsetzen, bis sich die Inflation wieder nachhaltig ihrem Ziel annähert – knapp unter zwei Prozent. Erst dann will sie die Zinsen wieder anheben. Der Zeitpunkt ist jedoch weiterhin nicht absehbar.

Neben der schwachen Konjunktur dämpfen auch langfristige Faktoren wie die Digitalisierung und die Globalisierung die Inflation. Durch die Globalisierung sinken die Produktionskosten weltweit, weil in anderen Ländern die Löhne zum Teil deutlich niedriger sind. Zudem schwächen beide Trends die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer in Lohnverhandlungen.

Traditionell bestand die wichtigste Aufgabe der Notenbanken darin, eine zu hohe Inflation zu verhindern. Das hat sich inzwischen komplett geändert. Seit Jahren liegt die Inflation im Euro-Raum deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp unter zwei Prozent, die sie als optimal für die Wirtschaft ansieht.

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