Es ist ja nicht so, dass keiner hin geht. Im Büro der Karriereberatung der Bundeswehr am S-Bahnhof Friedrichstraße herrscht an einem Montag Mitte April reger Verkehr. Ein junger Mann und ein Pärchen lassen sich von Soldaten in Tarnfarben-Uniform über die Karrierechancen in der Truppe beraten. An der Wand prangt ein Plakat: „Nur wenn du deine Grenzen suchst, kannst du deine Stärken finden.“
Seitdem der Staat nicht mehr jedes Jahr Zigtausende Wehrdienstleistende zu einer Grundausbildung durch Matsch und Schlamm zwingt, muss sich die Bundeswehr selbst um ihren Nachwuchs bemühen.
Mit besserer Bezahlung, geregelten Arbeitszeiten und mehr Teilzeitarbeit will Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgebern in Deutschland machen. Vor knapp drei Jahren leitete sie einen Reformprozess ein.
Dazu zählte auch die Neuorganisation von bundesweiten Karrierecentern, die junge Menschen über die Aufstiegschancen in der Truppe beraten. Das Büro in der Friedrichstraße in Berlin ist ein Ableger davon.
Doch laut Bundesrechnungshof läuft dabei offenbar ziemlich viel schief. Die Karrierecenter wurden zwar erst kürzlich neu organisiert, doch laut den Rechnungsprüfern offenbar so planlos, dass die Bundeswehr Gefahr laufe, „die Karrierecenter bald erneut umstrukturieren zu müssen“.
Der Grund: Eigentlich weiß keiner wirklich, was die Aufgaben sind und wie viele Mitarbeiter die Karrierecenter selbst benötigen. Eine tiefgreifende Analyse dazu habe es nämlich nie gegeben.
Beispielhaft für das Chaos sei etwa gewesen, wie die Bundeswehr den Personalmehrbedarf für die Karrierecenter von 472 zusätzlichen Stellen errechnete, der sich offenbar durch von der Leyens Attraktivitätsoffensive ergab. „Dieser beruht lediglich auf einer Abfrage bei den Karrierecentern“, heißt es dazu in dem Bericht des Rechnungshofes, und damit „auf subjektiven Erfahrungen und Bedürfnissen“. Schlüssig sei das nicht.