Klaus Wiesehügel, Matthias Machnig, Thomas Oppermann, Gesche Joost. Gesche Joost? Von allen Mitgliedern seines „Kompetenzteams“, die SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bisher benannt (oder, im Falle Machnigs, nicht dementiert) hat, dürfte Gesche Joost die interessanteste, vor allem die überraschendste sein.
Joost, Jahrgang 1974, ist Professorin am Design Research Lab der Universität der Künste Berlin (UdK). Jung, modern, netzaffin – allein mit diesen Attributen deckt sie so manche Kompetenz ab, die Steinbrück abgeht. Ihr Lehrstuhl wird, das bestätigt Joost öffentlich, von der Deutschen Telekom finanziert. Genau dieses Verhältnis ist es nun, dass dort Wellen schlägt, wo Joost für Punkte sorgen soll: in der Netzgemeinde.
Der erste Kritiker war der bayrische Pirat Ralf Engelhardt, der Joost prompt als „Telekom-Angestellte“ bezeichnete. Die konterte direkt: „stimmt nicht - bin Professorin an der UdK, diese Professur wurde von der Telekom gestiftet. Es gilt Freiheit in Lehre & Forschung“.
Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft hat eigens einen Verhaltenskodex zum Thema Stiftungsprofessuren veröffentlicht. Allerdings, weil die Unabhängigkeit der Forschung von den Geldgebern in Einzelfällen nicht immer und überall selbstverständlich war.
Nahezu zeitgleich kursierte per Twitter ein Link zu einer (wohl gut zwei Jahre alten) Telekom-Seite, auf der Joost mal als Angestellte, mal als Projektpartnerin der Telekom vorgestellt wurde. Sind sie noch bei der Telekom angestellt?, fragte deshalb auch der Justitiar Jörg Heidrich. Antwort Joost: „Nein. Meine Professur wurde aber von Telekom gestiftet. Aber es gilt Freiheit von Lehre, Forschung - und #Netzneutralität!“ Wirklich keine möglichen Interessenskonflikte, wollte Roma Maria Mukherjee wissen. Twitter-Replik Joost: „Nein, es kann immer wieder zu unterschiedl Positionen zu Industrievertretern kommen, das gehört dazu!“