Sound-Design Der Motor muss brummen, brummen, brummen

Unsere Autos werden immer leiser. Doch zu leise Autos kommen beim Kunden nicht gut an. Geräusche vermitteln Fahrspaß und Qualität. Über ploppende Türen und die Macht röhrender Abgasanlagen.

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Vom Käfer zum Sportwagen
50 Jahre Porsche 911:Ferry Porsche hat die Eigenschaften des 911 treffend beschrieben: „Der 911 ist das einzige Auto, mit dem man von einer afrikanischen Safari nach Le Mans, dann ins Theater und anschließend auf die Straßen von New York fahren kann.“ Wie kein anderes Fahrzeug vereint der 911 scheinbare Gegensätze wie Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit, Tradition und Innovation, Exklusivität und soziale Akzeptanz oder Design und Funktionalität. Mit über 820 000 gebauten Einheiten ist der 911 der erfolgreichste Sportwagen der Welt. Quelle: Presse
Neben dem ebenso klassischen wie einzigartigen Design ist es auch zu jeder Zeit seine richtungweisende Technologie gewesen, die den Porsche 911 auszeichnete. Viele der im Porsche 911 erstmals eingesetzten Ideen haben ihren Ursprung auf der Rennstrecke. Schließlich war der 911 dem Leistungsprinzip schon immer verpflichtet und der Rennsport sein wichtigstes Prüflabor. Von Beginn an war er auf allen Rennkursen der Welt zuhause und erwies sich als ein ebenso vielseitiges wie zuverlässiges Siegerfahrzeug. Gut zwei Drittel der inzwischen 30.000 Porsche-Rennsiege gehen auf das Konto des 911. Quelle: PR
Die Generationen: 1. Ur-Elfer (1963) – Die Geburt einer IkoneAls Nachfolger des Porsche 356 eroberte der 911 von Beginn an die Herzen der Sportwagenfans. Der Ur-Elfer startete 1963 auf der Frankfurter IAA als Typ 901. Die Umbenennung in 911 erfolgte 1964 zur Markteinführung. Der luftgekühlte Sechszylinder-Boxermotor leistete 130 PS – genug für 210 km/h. Quelle: PR
Wer es weniger schnell mochte, konnte ab 1965 den vierzylindrigen Porsche 912 ordern. 1966 stellte Porsche den 160 PS starken 911 S vor, der erstmals mit geschmiedeten Fuchs-Leichtmetallfelgen ausgestattet war. Der 911 Targa kam Ende 1966 auf den Markt und wurde mit seinem markanten Edelstahl-Überrollbügel zum ersten Sicherheitscabriolet der Welt. Mit „Sportomatic“, einem halbautomatischen Viergang-Getriebe, war der Elfer ab 1967 erhältlich. Und als erster deutscher Hersteller erfüllte Porsche mit den Varianten 911 T, E und S die strengen amerikanischen Abgasentgiftungsvorschriften der EPA. Quelle: PR
Porsche 911, fertig zur Ausliefgerung, vor dem Werk 2 in Zuffenhausen, 1965. Quelle: PR
Im direkten Vergleich: Blick ins Cockpit eines Porsche 911 2.0 Coupe von 1964 ... Quelle: PR
... und eines aktuellen Porsche 911 Carrera 4S Coupé. Was bleibt, ist der Drehzahlmesser als zentrales Rundinstrument über alle Generationen hinweg. Quelle: PR

Stellen Sie sich vor, Sie steigen in ihren Wagen, schlagen die Tür zu, schnallen sich an, stecken den Schlüssel ins Schloss und lassen den Motor an. Und jetzt stellen Sie sich vor, das Ganze liefe geräuschlos ab. Kein satter Ton gibt zu verstehen, dass die Tür wirklich zu ist, kein Motorengeräusch brummt los und vermittelt das Gefühl von Fahrspaß, und kein Blinker tickt im Takt mit der Leuchtlampe. Wären Sie nicht konstant besorgt, dass mit dem Fahrzeug etwas nicht in Ordnung ist?

Etwa 400 Schallquellen gibt es heutzutage in Autos, die viel mehr Computern oder Fahrzeugen ähneln. Jeder Sound dieser Schallquellen muss bestimmt werden. Gleichzeitig machen neue Elektroantriebe und Hybridmotoren Wagen zum Teil leiser als für das Geschäft gut ist. Dabei brauchen Autofahrer ein akustisches Feedback von ihrem Wagen. Darüber wie BMW, VW, Mercedes, Toyota, Porsche und Co. klingen müssen, entscheiden hunderte Sounddesigner bei den großen deutschen Automobilherstellern. Sie sind wahre Klangarchitekten und komponieren Geräuschkulissen aus Blinkern, Türen, Motoren und anderen Quellen in den Fahrzeugen.

Tobias Beitz leitet bei Daimler ein Team von Sounddesignern. Quelle: Presse

Bei Daimler leitet Tobias Beitz (40) ein Team, das sich ausschließlich mit dem Geräuschdesign und der Qualität bestehender Geräusche in Mercedes-Fahrzeugen beschäftigen. Elektrotechniker, Maschinenbauer, Musiker, Psychologen arbeiten hier mit ihm zusammen. „Eine konkrete Ausbildung für den Beruf gibt es nicht“, sagt Beitz. „Jeder bringt aus seinem Themenbereich Know-how mit, das entsprechend zum Einsatz kommt.“ Und das Zusammenspiel der einzelnen Experten ist entscheidend, denn die Sounddesigner sind von der ersten Konzeption bis zur Produktabnahme in jeden Produktionsschritt involviert.

Die Arbeit der Psychologen

So kennen die Psychologen die Kunden und wissen, welche Sounds am Markt ankommen. „Wir holen uns auch die Rückmeldung der Kunden, welche Sounds ihnen wie gut gefallen haben. Vor allem greifen wir aber auf jahrelange Tradition und entsprechende Erfahrungswerte zurück“, sagt Beitz.

Bernhard Pfäfflin leitet das Porsche-Team, dass sich um den Sound in den Traditionswagen kümmert. Quelle: Presse

Ganz ähnlich funktioniert das auch bei Porsche, wo Bernhard Pfäfflin (46) die 120 Mitarbeiter starke Abteilung für Schwingungstechnik und Akustik leitet. „Jede Baureihe bei Porsche hat ihren eigenen Sound, der auch zur Marke passt“, sagt er. „Man soll den Wagen am Motorengeräusch erkennen.“ Doch während der klassische Mercedes-Fahrer den leisen Fahrkomfort wünscht, setzt Porsche gemeinhin auf sportliche Sounds. „Der Sound soll auch Fahrfreude beim Kunden auslösen“, weiß Pfäfflin. Der Motor einer Limousine wie der C-Klasse klingt eben anders, als der eines Porsche 911.

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