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Angst um die Daten Lidl-Mutter will mit eigener Cloud Amazon Konkurrenz machen
Deutsche Mittelständler befinden sich in einem Dilemma: Viele misstrauen der Cloud, müssen aber digitaler werden. Die Schwarz-Gruppe will nun eine europäische Alternative anbieten.
Dieser Text ist zuerst im Handelsblatt erschienen.
Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ging es zehn Jahre lang mit der Konjunktur bergauf. Schon vor der Coronakrise zeichnete sich aber eine Abkühlung ab, zugleich wuchs der Digitalisierungsdruck im deutschen Mittelstand. Dieser hat sich nun enorm verschärft, wie eine Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zeigt. Sie hat deutschlandweit mittelständische Unternehmen befragt – während der Coronakrise.
Und die Umfrage zeigt: In der aktuellen Krise habe sich der Digitalisierungsdruck noch weiter erhöht, sagt LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Dabei befänden sich die Firmen in einem Dilemma. „Vor Corona hätte ich gesagt, dass die Firmen es aus Sicherheitsgründen so lange, wie es geht, aufschieben, in die Cloud zu gehen.“ Damals überwogen nach Burkerts Ansicht die Risiken die Nutzungschancen. Doch nun sehen viele den Umzug ihrer IT in die Cloud als dringende Notwendigkeit.
Befragt wurden Unternehmen aller Größenklassen, darunter sehr kleine Firmen, aber auch solche, die mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz machen. Sie alle wollen laut der Studie künftig deutlich mehr Cloud- und Portallösungen nutzen und ihre Geschäftsmodelle digitalisieren. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen will pro Jahr im Schnitt zwischen einer Viertelmillion und einer Million Euro pro Jahr in die Digitalisierung und die Erneuerung der IT-Infrastruktur investieren.
Dabei treiben die Mehrzahl der Mittelständler zwei Sorgen um: die grundsätzliche Skepsis in puncto Sicherheit von Cloudlösungen und die großen Bedenken gegenüber marktführenden US-amerikanischen Anbietern wie Amazon oder Microsoft.
Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ging es zehn Jahre lang mit der Konjunktur bergauf. Schon vor der Coronakrise zeichnete sich aber eine Abkühlung ab, zugleich wuchs der Digitalisierungsdruck im deutschen Mittelstand. Dieser hat sich nun enorm verschärft, wie eine Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zeigt, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Sie hat deutschlandweit mittelständische Unternehmen befragt – während der Coronakrise.
Und die Umfrage zeigt: In der aktuellen Krise habe sich der Digitalisierungsdruck noch weiter erhöht, sagt LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Dabei befänden sich die Firmen in einem Dilemma. „Vor Corona hätte ich gesagt, dass die Firmen es aus Sicherheitsgründen so lange, wie es geht, aufschieben, in die Cloud zu gehen.“ Damals überwogen nach Burkerts Ansicht die Risiken die Nutzungschancen. Doch nun sehen viele den Umzug ihrer IT in die Cloud als dringende Notwendigkeit.
Befragt wurden Unternehmen aller Größenklassen, darunter sehr kleine Firmen, aber auch solche, die mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz machen. Sie alle wollen laut der Studie künftig deutlich mehr Cloud- und Portallösungen nutzen und ihre Geschäftsmodelle digitalisieren. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen will pro Jahr im Schnitt zwischen einer Viertelmillion und einer Million Euro pro Jahr in die Digitalisierung und die Erneuerung der IT-Infrastruktur investieren.
Dabei treiben die Mehrzahl der Mittelständler zwei Sorgen um: die grundsätzliche Skepsis in puncto Sicherheit von Cloudlösungen und die großen Bedenken gegenüber marktführenden US-amerikanischen Anbietern wie Amazon oder Microsoft.
Diese Sorge bestätigt auch die Umfrage der LBBW: Gerade einmal rund sechs Prozent der deutschen Mittelständler nutzen nordamerikanische Cloud-Lösungen. Und ein Standort eines Rechenzentrums außerhalb Europas kommt für weniger als zwei Prozent der Befragten in Betracht.
Das sollte die US-Konzerne aufhorchen lassen. Sich nicht von anderen Ländern abhängig zu machen ist für viele Mittelständler ein wichtiges Thema. Laut der LBBW-Studie gaben 68 Prozent der Befragten, die nicht in die Cloud gehen, als Grund die Furcht vor Abhängigkeit an.
Zugleich ist das Vertrauen aber zu anderen Firmen hierzulande und in Europa größer als zu solchen in den USA oder Asien. Keiner der befragten Mittelständler will zum Beispiel Cloudlösungen in Asien akzeptieren.
Dabei ist der Druck, Prozesse stärker zu digitalisieren und auszulagern, groß. Mit der Krise sind die Anforderungen an Flexibilisierung, Information und Steuerung deutlich gewachsen. Homeoffice-Arbeitsplätze, virtuelle Konferenzen und die Verlagerung von Geschäftsmodellen kamen durch die starken Einschränkungen der Wirtschaft in der Coronakrise hinzu – und brachten bei vielen Firmen die IT an ihre Leistungsgrenze.
Das zeigt sich auch in der Studie. Das mobile Arbeiten wird heute von mehr als 60 Prozent der Befragten als wichtigster Treiber gesehen. Schaut man in frühere Befragungen, war das Thema mobiles Arbeiten deutlich weiter hinten angesiedelt. Die digitale Signatur hat sich allerdings längst noch nicht im deutschen Mittelstand durchgesetzt, nur 19 Prozent nutzen sie. In Zeiten, in denen die Firmengebäude leer stehen, weil der überwiegende Teil der Mitarbeiter im Homeoffice arbeitet, wird das zum Problem.
Ein Gegenmodell zu anonymen Plattformen und Clouds
„Es hat sich gezeigt, dass es mit den bisherigen Kapazitäten nicht funktioniert“, urteilt Burkert. Das heiße zwar nicht, dass die Sicherheitsanforderungen gesunken seien, „aber die Nutzungschancen werden nun höher bewertet“. Und dadurch zeigt sich auch das Dilemma, in dem viele vor allem inhabergeführte große Konzerne und auch kleinere Mittelständler stecken. Sie brauchen Cloud-Lösungen, aber, wie Burkert sagt, „dann am liebsten eine deutsche“.
Die will die Schwarz-Gruppe jetzt liefern. Wenn sie selbst eine Cloud-Lösung gut beherrsche, spreche nichts dagegen, diese auch anderen Unternehmen anzubieten, erläutert Schwarz-Manager Wolf: „Wir haben die Akquise auch schon begonnen. Kunden können sowohl aus dem Handel als auch aus anderen Branchen kommen.“ Gespräche mit anderen Unternehmen würden helfen, damit nichts am Markt vorbeientwickelt werde.
Bei der Entwicklung einer europäischen Cloud-Alternative zu den US-Riesen arbeitet Schwarz auch mit dem Energieversorger EnBW und der Würth AG zusammen. Dem von der Politik forcierten Projekt einer europäischen Cloud „Gaia X“ steht das Unternehmen ebenfalls offen gegenüber.
„Diese Initiativen sind wichtig und richtig, aber sie dauern erfahrungsgemäß lange“, sagt Müller. Deshalb will der Handelskonzern nicht warten, bis auf politischer Ebene Entscheidungen gefallen sind. „Wir müssen aus eigenem Interesse die Entwicklung der Cloud vorantreiben und freuen uns, wenn der Gesetzgeber uns dabei unterstützt“, sagt er. „Diese Entwicklung ist für uns so zentral, dass wir jetzt selbst ganz stark vorangehen.“
„Wir haben den Vorteil, dass wir mit Lidl und Kaufland schon ein großes Volumen haben, für das sich die Entwicklung einer Cloud-Infrastruktur lohnt“, sagt Schwarz-Manager Wolf. „Dank der Cloud können wir Entwicklungen sehr rasch und einfach skalieren“, sagt er.
Verschiedene Anwendungen laufen schon auf der neuen Plattform, darunter die von der SAP übernommene Two-Go-App, über die Konzerne für Mitarbeiter Mitfahrgelegenheiten organisieren können. In der Coronakrise ist das durchaus relevant, weil viele Mitarbeiter öffentliche Verkehrsmittel meiden wollen.
Als wichtigen weiteren Schritt hat Schwarz jetzt 90 Prozent an der Camao IDC übernommen. Mit solchen strategischen Partnern sichere sich das Unternehmen wichtige Ressourcen für die Zukunft, so Wolf. Camao IDC ist ein Spezialist für Softwareentwicklung und Domain-Management.
Die größten Digitalisierungshemmnisse in Deutschland
Digital, aber (zu) teuer? Nicht jedes Unternehmen kann seine Digitalisierungsprojekte so umsetzen wie gewünscht. Mangelnde geeignete Finanzierungsmöglichkeiten bremsen bei 7 von 100 Unternehmern die Digitalisierung. Im Jahr 2017 lag die Quote bei 5,4 Prozent.
Welche Technologie lohnt sich, welche ist eher ein Luxus? Die Unsicherheit über zukünftige Technologien und deren Standards bremst 26,8 der Befragten in ihrer Digitalisierung.
Exakt 30 von 100 Firmen sehen für sich ein Digitalisierungshemmnis in der mangelnden Qualität ihrer Internetverbindung. Im Befragungsjahr 2017 lag diese Quote noch bei 27,6 Prozent.
Digitalisierung bedeutet in der Regel auch, vorhandene Datenbestände und neue Datenquellen miteinander zu verbinden. Nur so werden Synergien deutlich. Mit 35,2 Prozent der Nennungen landen die Schwierigkeiten bei der Umstellung bestehender IT-Systeme knapp auf Platz 4 der Faktoren, die die digitale Transformation von Unternehmen bremsen.
Nicht allein die Technik bereitet gelegentlich Sorgen: Die Anpassung der Unternehmens- und Arbeitsorganisation, sprich die Unternehmenskultur, hin zu neuen Möglichkeiten beschreiben mehr als ein Drittel der Befragten (35,5 Prozent) als Digitalisierungshemmnis.
Der Fachkräftemangel ist ein großes Thema unter den Unternehmen, die ihren digitalen Wandel aktiv gestalten. Fehlende IT-Kompetenzen oder Bewerber für ausgeschriebene Stellen in der IT bereiten 38,3 Prozent der Firmen Probleme.
45,7 Prozent der befragten Unternehmen sehen in den Anforderungen an die Datensicherheit bzw. an den Datenschutz die größte Bremse für die eigene Digitalisierung. Zwei Jahre zuvor sahen das nicht einmal drei von zehn Unternehmen (28,3 Prozent) so.
Digitalisierung einfach machen? Die Zahl der Unternehmen, die keine Einschränkungen bei ihren Digitalisierungsprojekten feststellen, schrumpft: Sah im Jahr 2017 noch fast jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) keine Hindernisse, digitalisieren sich 2019 nur noch 12,6 Prozent der befragten Firmen ganz ohne Hemmnisse.
Die Ergebnisse der Übersicht basieren auf einer Unternehmensbefragung der KfW-Bankengruppe. Die Befragung wurde zum 18. Mal unter Unternehmen aller Größenklassen, Wirtschaftszweige, Rechtsformen und Regionen durchgeführt. An der Erhebung nahmen knapp 1.300 Unternehmen aus 17 Spitzen-, Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2018 und Mitte März 2019.
Die Coronakrise hat auch bei der Schwarz-Gruppe die Digitalisierung beschleunigt. „Wir sehen uns als Dienstleister für die Schwarz-Gruppe, der schnell und flexibel auf alle Anforderungen reagieren kann. Das hat sich jetzt auch in der Coronakrise wieder bewährt“, erklärt IT-Vorstand Müller. So wurde beispielsweise in kürzester Zeit die Zahl der mobilen Arbeitsplätze verzehnfacht, um mehr Mitarbeitern Homeoffice zu ermöglichen.
Beziehungsstrukturen sind wichtiger als Maschinen
Die Schwarz-Gruppe baut zurzeit einen neuen Campus in Bad Friedrichshall, an dem die komplette IT der Gruppe zusammengezogen werden soll. Bis 2025 soll dort in einem ersten Schritt Platz für 3500 Mitarbeiter entstehen. Zugleich weitet das Unternehmen seine Rechenzentrenkapazität deutlich aus.
Und nach Ansicht des LBBW-Chefvolkswirts Burkert finanzieren alle Banken „auch in der Coronakrise die Digitalisierungsprojekte“. Die LBBW vernetze sich derzeit auch enger mit den Unternehmen als in der Vor-Corona-Zeit, jede Woche gebe es Calls und Webinare zur Krise, zur Digitalisierung und auch zu den Förderungen und den internationalen Wirtschaftsaussichten.
Die Bank kommt damit dem Bedürfnis vor allem der Familienunternehmen nach einem vertrauensvollen Gedankenaustausch nach. Dass gerade in der Krise eine dauerhafte Vernetzung der Unternehmen wichtig ist, bestätigt auch Tom Rüsen, geschäftsführender Direktor des Wittener Instituts für Familienunternehmen.
Eine wichtige Kompetenz deutscher Familienunternehmen bestehe darin, alles wiederaufzubauen, das hätten sie in den vergangenen 100 Jahren gezeigt. Dazu habe die deutsche Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur beigetragen. „Die Unternehmer betreiben Wirtschaft auf Beziehungsebene.“ Es gehe um langfristige Beziehungen auf persönlicher Ebene. „Alles ist auf Enkelfähigkeit ausgerichtet. Diese Beziehungsstrukturen überdauern Krisen.“
Rüsen zieht da eine Parallele zu vielen alten Familienunternehmen in Japan. Diese wüssten, dass Erdbeben und Tsunamis jederzeit ihre Unternehmen bedrohen. „Dort wie hier sind Strukturen wichtiger als Maschinen, das Prinzip des stabilen Netzwerks ist ein großer Vorteil der Familienunternehmen.“
Und, so fügt er an, „es ist ein Gegenmodell zu anonymen Plattformen und Clouds“. Wenn die Firmen es hierzulande schafften, digitale Innovationen mit dem Netzwerk der Familienunternehmen zu verbinden, können sie gestärkt aus der Krise hervorgehen.