Den Transaktionen von Starinvestoren wie Warren Buffett, Cathie Wood, Bill Ackman oder Michael Burry nachzueifern funktioniert in der Praxis nicht. Anleger können trotzdem von ihnen lernen. Quelle: Reuters

BörsenWoche „Buy the dip“ funktioniert nie optimal

Wer 2022 Positionen gemäß dem Corona-Mantra „buy the dip“ aufbaute, liegt damit im Schnitt im Minus. Auch manche Starinvestoren griffen ins fallende Messer – andere kaufen lieber teuer. Was Anleger daraus lernen können.

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Sind Sie ein Schnäppchenjäger? An mir gehen günstige Angebote meist vorbei. Ich will Dinge nicht haben, nur weil sie gerade günstiger sind. Und wenn ich etwas brauche, dann kaufe ich es sofort. An der Börse sind Preisbewusstsein und Geduld allerdings wichtige Erfolgsfaktoren. Die großen Indizes befinden sich weiter im Abwärtstrend, auch Schwergewichte wie Apple, Amazon, Alphabet oder Tesla können sich ihm nicht mehr entziehen. Wer seit Jahresbeginn dem Corona-Mantra „buy the Dip“ folgte, liegt im Schnitt im Minus. Aber wen juckt es nicht in den Fingern, wenn lange beobachtete Werte endlich unter die einst selbst gesteckte Kaufpreis-Marke fallen?

Selbst Starinvestoren sind davor nicht gefeit, wie die Offenlegung ihrer Transaktionen im ersten Quartal zeigt. Da wäre zum Beispiel Hedgefonds-Legende Bill Ackman. Der amerikanische Milliardär hat mit seinem Einstieg beim Streaminganbieter Netflix 430 Millionen Dollar in drei Monaten verbrannt (siehe BöWo 356). Das kann passieren, irren gehört an der Börse dazu. Wir lagen mit unserem Teamviewer-Kauf Ende März auch daneben, sind aber beim Stoppkurs hart geblieben. Auch wenn uns das Unternehmen weiterhin attraktiv erscheint.

Wirklich schmerzhaft wird es, wenn Investoren den Griff ins fallende Messer zur Routine machen – anstatt bei starken Verlusten loszulassen. Ackman hat das nach seiner langjährigen und verlustreichen Herbalife-Spekulation gelernt, schrieb er seinen Stakeholdern nach dem Netflix-Verkauf. Bei mir kam die Erkenntnis mit dem Niedergang der Alibaba-Aktie. Vielleicht hatten auch Sie einmal eine ähnliche Position.

Tech-Investorin Cathie Wood, deren Flaggschifffonds Ark Innovation (Arkk) in der Post-Corona-Hausse extrem zulegte, kauft immer noch nach – etwa bei der strauchelnden Kryptobörse Coinbase. Ergebnis: Auf Jahressicht liegt der Fonds mehr als 50 Prozent im Minus. Darüber hätte sich Michael Burry gefreut. Der Investor, berühmt durch Wetten gegen den Immobilienmarkt in der Finanzkrise, warnte vergangenes Jahr vor einem neuen Ausverkauf an den Märkten und setzte auf fallende Kurse von Woods Arkk-Fonds. Die Position ist inzwischen geschlossen. Dafür shortet Burry nun Apple. Warren Buffett hingegen bleibt gewohnt konservativ. Seine wichtigsten Engagements im ersten Quartal sind die Öl-Konzerne Occidental und Chevron, sowie der Computerspielentwickler Activision Blizzard – Aktien, die sich zuletzt gut schlugen.

Was können Anleger nun von den Starinvestoren lernen? Grundsätzlich gilt: „Buy the dip“ funktioniert nie optimal. Niemand weiß sicher, wann der Tiefpunkt erreicht ist. Und ob ein Investment erfolgreich ist, hängt auch immer vom Anlagehorizont ab. Vielleicht kommt ja ein Feuerwerk im Tech-Sektor und Cathie Wood glänzt mit ihren Nachkäufen. Ich persönlich halte das für unwahrscheinlich. Aber es zeigt sich eben erst zum Schluss. Goldene Regeln für die aktuelle Schwankungsphase sind deshalb: portioniert investieren, Signale von Bodenbildungen abwarten, selektiv kaufen – und wie immer Geduld und Ruhe bewahren.


Hier geht's zur aktuellen Ausgabe der BörsenWoche.

Ich wünsche Ihnen eine ruhige Woche.
Ihr Lukas Schmitt

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