Die Kryptowährung Bitcoin hat vom Allzeithoch 70 Prozent verloren. Fans verweisen auf frühere Kurs-Comebacks des Bitcoins - machen es sich damit aber zu einfach Quelle: imago images

Crash am Krypto-Markt Krypto-Fans, hört den Kritikern zu

Viele Krypto-Investoren bügeln Kritik an den digitalen Münzen teils brüsk weg. Im aktuellen Crash zeigt sich, wie gefährlich diese Einstellung werden kann – für sie selbst.

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Es ist mal wieder Kryptocrash. Die wichtigste Kryptowährung Bitcoin verlor allein in der vergangenen Woche in der Spitze gut ein Viertel an Wert; andere Kryptowährungen verzeichneten ähnliche Verluste.

Und wie immer, wenn der Markt abrauscht, kommen die Fans hervor und brüllen Kritiker von Kryptowährungen nieder. Auf Social-Media-Plattformen wie Twitter lässt sich das derzeit gut beobachten. Die Krypto-Enthusiasten bemühen dabei vor allem vier Argumente.

Heftige Crashs habe der Bitcoin schon öfter heftige erlebt – um dann umso stärker zu steigen. Tatsächlich verzeichnete die Kryptowährung 2011, 2015 und 2018 Rückgänge von je über 80 Prozent. Daneben nehmen sich die knapp 70 Prozent, die es vom jüngsten Allzeithoch nach unten ging, fast bescheiden aus.

Schneller schlau: Kryptowährungen

Aber: Nur weil etwas dreimal passiert ist, bedeutet es nicht, dass es auch ein viertes Mal passieren wird. Wer nur auf die historischen Crashs sowie die folgenden Rallys schaut, macht es sich zu einfach. Eher muss man sich die Frage nach Kurstreibern stellen.

Ich denke, dass Kryptowährungen vor allem aufgrund des Misstrauens ins Geldsystem entstanden sind und die Geldmengenexpansion der großen Zentralbanken auf der Welt ihre Wertentwicklung befeuert hat. Dass die Zentralbanken aktuell den Rückwärtsgang eingelegt haben, erklärt für mich den Crash, den wir gerade erleben.

Zwar ist es sehr gut möglich, dass sie ihren Straffungskurs nicht lange beibehalten können, da die Rezessionsgefahren steigen und steigen. Käme die lockere Geldpolitik dann zurück, könnten auch die Kryptomärkte wieder profitieren. Garantiert ist das aber nicht.

Die BörsenWoche im Überblick

Ein anderes Argument der Kryptofans ist der Vergleich mit Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Die fielen ja schließlich aktuell auch. Das stimmt zwar, wenn auch deutlich weniger als Kryptowährungen. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass sie Beteiligungen an unternehmerischer Tätigkeit darstellen, in Form von Eigen- oder Fremdkapital. Das tun Kryptowährungen genau nicht.

Womit wir bei Argument drei wären: Die Technik der Kryptos wie die Blockchain biete in Zukunft so viele Anwendungsfälle und werde revolutionär sein wie einst das Internet. Doch selbst wenn das stimmt: Wie soll man davon als Inhaber eines bestimmten Coins profitieren?

Es sind doch Unternehmen, die die jeweiligen Technologien in ein lukratives Geschäft überführen und nicht die digitale Münze an sich. Aber vielleicht habe ich es auch, Argument Nummer vier der Krypto-Bubble, einfach nicht verstanden. Das lasse ich sogar gelten. Vielleicht stimmt‘s. Nur sollte man eben auch nicht in eine Anlage investieren, die man nicht versteht.

Ich habe daher nie Kryptos als Geldanlage gekauft und könnte dem Crash in Ruhe zuschauen. Was mich aber umtreibt: Im Reddit-Forum zur Kryptowährung Terra Luna gingen nach ihrem Kollaps im Mai Beiträge über Investoren mit Suizidgedanken viral.

Viele Kryptoinvestoren stehen dieser Tage vor den Trümmern ihrer wirtschaftlichen Existenz. Auch so sieht der Kryptocrash aus. Das zeigt: Das reflexhafte Verteidigen von Kryptoinvestments gegen jedwede Kritik ist nicht nur dumm. Sondern auch gefährlich.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche an der Börse

Ihr Georg Buschmann

Hier geht's zum aktuellen Finanzbrief.

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