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Emojis in Job-Nachrichten: So nutzen Sie die Überzeugungskraft der Smileys

„Emojis sind ein No-Go!“ Diese Regel zu geschäftlichen E-Mails ist mehr als zehn Jahre alt. Die Erwartungen ändern sich. Die Auswahl und Dosierung macht es aus. Hier ein paar konkrete Tipps, wie Ihre Emojis Ihnen dabei helfen, andere von Ihrer Botschaft zu überzeugen.

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Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

👋 Danke nochmal für das geile Essen. 🍲 🍱 🥘 ♥ ☕
Bin im Taxi. 🚕 Gleich Bubu. 😴

Dass viele ihre privaten Messages gerne mit witzigen bunten Symbolen vollballern, ist klar. Vielleicht Sie ja auch. Es geht ja auch so leicht von der Hand, weil unsere Handys und sogar einige Textverarbeitungsprogramme auf Laptops die Symbole automatisch vorschlagen. Wir schreiben Erdbeere und es erscheint direkt dazu das Symbol 🍓. Zack.

Spielen aber unsere privaten Ergüsse eine Rolle, wenn es darum geht, wie wir am besten im Job texten? Aber sicher. Weil Kommunikationsroutinen auch durch Veränderungen in der privaten Kommunikation beeinflusst werden.

Dürfen wir also in geschäftlichen E-Mails und Messanger-Texten Emojis raushauen, wie sie uns gerade so aus der Tastatur purzeln?

Meine persönliche oberste Regel: No-Gos sind ein No-Go. Es zählt (wie immer) die Antwort auf die eine Frage:

Was will ich mit meiner Kommunikation erreichen?

Und die immer gleiche Antwort lautet: Überzeugen!

Und beim Einsatz von Emojis in Texten ist die Herausforderung, sie so einzusetzen, dass Ihr Text die maximale Überzeugungskraft entfaltet.

Wenn Sie also im Vorfeld erfahren: „Frau Dr. Knollbeck hasst übrigens Emojis“, dann lassen Sie Emojis weg. Es sei denn, Sie möchten Frau Doktor davon überzeugen, dass Sie beide nicht gut harmonieren, und ihr deshalb vorschlagen, von einer weiteren Zusammenarbeit abzusehen.

Wenn wir einen Text verfassen, kommt es außerdem nicht auf unsere inneren Nebenkriegsschauplätze an. Persönliche Motivationen wie „ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich zu texten habe, denn ich bin ein selbstbewusster Mensch“ dürfen nicht zur Richtschnur werden. Fragen Sie sich also bei der Kommunikation jederzeit, ob Ihre Haltung noch stimmt: Wie überzeuge ich maximal von meinem Anliegen?

Wenn wir uns in dieser Frage unsicher sind, greifen wir gerne zu gesellschaftlich anerkannten Einheitsregeln. Dafür sind die da. Nach dem Motto: Da kann man nichts falsch machen, das machen ja alle so. So erklären sich Dresscodes auf Veranstaltungen. Und aus diesem Grund hat sich an der altbackenen Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ Jahrzehnte lang nichts geändert. Weil die immer ging. Bis jetzt, weil man mittlerweile mit dieser Formulierung eben doch etwas falsch machen kann. Man outet sich in einigen gesellschaftlichen Kreisen als vom alten Eisen, weil mit Damen und Herren noch streng in zwei Geschlechter eingeteilt gegrüßt wird. Heute heißt es deshalb oft: „Guten Tag zusammen“. Weil der Blick auf das Geschlecht ohne Vorteil alle Lesenden in Schubladen sortieren würde.

Genormte Kommunikation schützt uns also vor Fettnäpfchen, nimmt ihr aber auch den individuellen Charakter. Das gipfelt in beliebten Regelwerken wie die DIN 5008, den „Schreib- und Gestaltungsregeln für Text- und Informationsverarbeitung“, in denen vieles drin steht von der Konfiguration von Adressfeldern bis hin zu Formulierungsvorschlägen. Emojis kommen darin übrigens mittlerweile ebenfalls vor. Mit dem Hinweis: Emojis gehören hinter das Satzzeichen (und ersetzen es nicht). Muss ja alles seine Ordnung haben. Im Ernst.

Doch bei der Auswahl und Dosierung der Emojis kommt es auf Ihr Fingerspitzengefühl an. Je besser Sie die Adressaten kennen, desto leichter fällt der Einsatz der Symbole. Je weniger, desto mehr zählt die feine Dosierung. Fragen Sie sich deshalb: Was soll das Emoji beim Lesenden konkret auslösen?

  1. Soll es ihn durch die bunten Bildchen mit den lustigen Aussagen unterhalten?
  2. Soll es bei ihm den Eindruck erzeugen, Sie seien ein lockerer, witziger Mensch, der mit dem Zeitgeist geht?
  3. Soll es ihm dabei helfen, den Text in Ihrem Sinne zu verstehen?

Emojis, weil sie so schön bunt sind?

Bevor Sie einfach ein paar goldige Otter oder Küken in Ihr Kundenanschreiben einbauen, denken Sie dran: Emojis sind nichts Neues mehr. Sie werden damit kaum mehr jemanden zu ungläubiger Begeisterung aufpeitschen (so wie mit Animationen in Präsentationen auch längst nicht mehr). Dekorative Emojis machen aus meiner Sicht dort Sinn, wo der Anlass des Textes die gemeinsame hemmungslose Gefühlsduselei ist. Wünschen Sie Ihren Kunden etwa eine schöne Weihnachtszeit, fiele mir nichts ein, was gegen das Weihnachtsbaum-Emoji und ein paar Schneeflocken spräche, denn Weihnachten lebt von diesen gemeinsam eingesetzten genormten Symbolen.

Zurückhaltung sollten Sie walten lassen beim Impuls, alles und jedes mit dem Emoji-Pendant zu schmücken. Weil es abgedroschen ist. Es wirkt schnell albern. Die Quartalszahlen brauchen kein 💶 , der Reiseplan keinen 🧳 , 33 Prozent Rabatt lässt sich ohne 🧨 vermitteln.

Anders sieht es aus, wenn die Symbole der Übersicht dienen.
Flugzeiten in der Mail mit ✈️ zu kennzeichnen, und Abfahrtzeiten des Shuttlebusses mit 🚎, macht Sinn.

Emojis als Ausdruck Ihrer Persönlichkeit?

Nehmen Sie für sich in Anspruch, Ihre Ihnen ganz eigene Art in Worten zu vermitteln. Das ist unschlagbar. Die Emojis sind international genormte Bildchen. Die werden der Vielschichtigkeit Ihres Charakters niemals gerecht.
Wenn Sie so sehr an den Bildchen hängen, dann setzen Sie eine Sonne oder Ähnliches neben Ihren Namen an Ihrer Signatur. Aber auch dort: Es sollte nicht so wirken, als nähmen Sie das Symbol als Ihr kleines persönliches Logo her.

Emojis, um die Aussage Ihres Textes zu erklären?

Ja, eine gute Idee. Viele werden nun einwenden: Aber sollte nicht auch hier gelten, dass es einfach auf die richtige Wortwahl ankommt, um Emojis überflüssig zu machen?

Das stimmt. Aber dafür bräuchten Sie mitunter viele Worte, die E-Mails und Messages viel länger machen würden, was das Risiko birgt, dass sie von den Empfängern nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit gelesen werden. Gerade in konfliktträchtiger Kommunikation kann das zu schädlichen Missverständnissen führen.

Manche solcher Anliegen ließen sich schnell und erfolgreich per Telefon erledigen, wo neben den gewählten Worten die Stimmlage, ein Lächeln und die Betonweise mitgehört wird, bei der Videotelefonie sogar die Mimik und Körpersprache dem gewünschten Ausdruck dient. Doch gerade bei Anliegen, die mehrere Adressaten sofort erreichen soll, bleibt oft nur die Textform, insbesondere, wenn der Austausch außerdem archiviert werden soll.

Hier kommen uns vor allem die Smileys zugute, also die gelben Emoji-Gesichter, die die Gefühlslage des Absenders durch symbolhafte Mimik erklären.

Ich finde, dass diese Mimik-Symbole hervorragend dazu geeignet sind, Ihre Gefühlslage bei der Kommunikation mitzuliefern, was sonst unliebsamer langer (und oft auch Pointen killenden) Erläuterungen bedürfe.

Schreiben Sie etwa: „Da sind wir aber gerade noch einmal einem Desaster entgangen“, ist es von großer Bedeutung, ob Sie danach 🤭 ergänzen, oder 😛 oder 😭 . Um die Gefühlslage in Worte zu kleiden, könnte Sie stattdessen ergänzen:
„Worüber ich ein wenig erschrocken bin“. Oder: „Worüber ich mit einem gewissen Gefühl von spitzbübigem Triumph lachen kann“ oder „was mich echt erschüttert und traurig gemacht hat.“ Aber das kleine Emoji tut es auch.

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Wenn Sie befürchten, dass schriftlich abgelieferte Ironie nicht verstanden wird, können Sie sie weglassen, was aber schade sein kann. Schreiben Sie „Eure Nachricht lässt mich unruhig schlafen“ und ergänzen 😉 , dann ist klar, dass es so schlimm nicht sein kann. Dies eröffnet Ihnen eine schriftliche Kommunikation mit einem Wortwitz nahe am gesprochenen Wort. Warum also nicht?

Komplett sparen können Sie sich jedoch die Mimik-Symbole, wenn Sie schriftlich schon geliefert haben: „Die Quartalszahlen haben mich wirklich sehr enttäuscht“ brauchen kein 😞.

Allerdings dürfen Sie eins nicht vergessen: Ein 🙂 ist und bleibt ein Lächeln. Wer soll Ihnen das schon übel nehmen?

Den Autor erreichen Sie auch über LinkedIn.

Mehr zum Thema: Es muss nicht immer das * sein. Wer eine identitätsgerechte Unternehmenskommunikation einführen möchte, hat viele Möglichkeiten für einen sanften Start. Die Lufthansa macht es vor. Keine Angst also vor divers.

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