Gründer-Mütter „Er hat viel Mist fabriziert“

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Berufswunsch Pilot und Geld von der Mutter

Hatten Sie damals schon einen Berufswunsch?
Daniel Krauss: Ich wollte als Junge Pilot werden. Später Erzieher. Der Beruf ist wichtig, wird monetär aber leider nicht wertgeschätzt. Dann bin ich auf Informatik umgeschwenkt.

Frau Krauss, haben Sie auf den Berufswunsch Einfluss genommen?
Ingrid Krauss: Nein. Ich habe mich aber immer mit Daniel auseinandergesetzt und die Vor- und Nachteile aufgezeigt. Aber er war erwachsen. Die Wahl musste er treffen. Ich habe ihn aber immer begleitet. Ich wollte nah an ihm dranbleiben. Das war wichtig für mich.
Daniel Krauss: Ich erinnere mich, dass ich meine Diplomarbeit aus den USA zu Ende schreiben musste, weil ich damals meinen ersten Job im Ausland hatte. Da musste ich Dich noch rumschicken…
Ingrid Krauss: Ich habe 15 Stunden vor Abgabe der Diplomarbeit den letzten Absatz der Diplomarbeit zugemailt bekommen zum Korrekturlesen. Kurz vor Abgabe bin ich in den Copyshop gefahren, um die Diplomarbeit auszudrucken und binden zu lassen. Eine Viertelstunde vor Showdown habe ich die Arbeit dann übergeben. Am Ende reichte es dann für eine zwei.
Daniel Krauss: Ich glaube, es war eine 1,7.

Sie waren dann quasi auch Studentin…
Ingrid Krauss: Ich kannte ihn ja. Ich habe immer Feuerwehr gespielt. Er hat die Sachen immer auf den letzten Drücker gemacht. Und es ist immer gut gegangen.

Gab es einen Moment, wo Sie dachten: Der ist risikofreudiger, ein idealer Unternehmer?
Ingrid Krauss: Risikofreudig war er schon immer. Er ist ein Chaot gewesen, aber wir haben immer eine sehr enge Beziehung gehabt. Wir waren immer Familie und haben ihn zum Beispiel finanziell unterstützt, als er für ein Semester nach China ging. Er wusste, dass er immer auf seine Schwester und seine Mutter zählen konnte. Seine Schwester hat Daniel ja schon als Kind früh Taschengeld geliehen. Daniel hatte eigentlich nie Geld.
Daniel Krauss: Ich habe immer investiert.
Ingrid Krauss: Genau. Du hast immer investiert.
Daniel Krauss: Das Grundkapital, das ich gebraucht habe, um die Firma mit zu gründen, haben mir auch zum großen Teil meine Schwester und meine Mutter geliehen. Das waren damals 20.000 Euro.

War das für Sie eine Selbstverständlichkeit, Frau Krauss?
Ingrid Krauss: Ich habe nicht lange überlegt. Drei Wochen vorher wollten Daniel und ich die Wohnung, in der ich zur Miete gelebt habe, kaufen. Wir waren schon ziemlich weit mit Finanzberatern. Kurze Zeit später kam Daniel zu mir und sagte: „Das wird nichts mit der Wohnung. Ich brauche jetzt von Dir Geld. Wir gründen die Firma.“

Wie haben Sie reagiert?
Ingrid Krauss: Wir haben uns zusammengesetzt und darüber geredet. Ich habe zu Daniel gesagt: „Mach es: Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Ich wusste, dass alle drei Gründer gut sind. Wenn es also schieflaufen sollte, würden sie auch wieder was anderes finden. Aber das erste Jahr war kritisch.

Inwiefern?
Ingrid Krauss: Wenn meine Tochter und ich dann über die Autobahn gefahren sind und wir haben die Busse von MeinFernbus gesehen, welche meistens gut besetzt waren. Und die Fernbusse von Flixbus waren nicht so voll.
Daniel Krauss: Das hast Du mir noch nie erzählt…
Ingrid Krauss: Ja. Dann haben Tanja und ich uns angeschaut und waren etwas besorgt, ob das gut geht.

Wie sich heute zeigt, ist das ziemlich gut gegangen. Fahren Sie selbst öfters mit dem Flixbus?
Ingrid Krauss: Ich fahre gern mit meinem Auto. Aber wenn ich von Nürnberg zu meiner Tochter nach München fahre, dann fahre ich mit dem Flixbus. Den Flixbus nehme ich öfter als den ICE.

Mehr zum Thema: Unternehmergeist steckt teilweise in den Genen, einen Einfluss hat aber auch frühe Förderung. So weit die Wissenschaft. Wie es wirklich geht, wissen am besten: die Mütter prominenter Gründer.

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